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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force
Autoren: James Rollins
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hierbleiben«, sagte Ang Gelu zu Lisa, während er sich losschnallte. »Lassen Sie uns erst einmal im Kloster nachsehen.«
    Lisa hob die Arzttasche hoch und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Angst vor den Kranken. Außerdem könnten Fragen auftauchen, die nur ich beantworten kann.«
    Ang Gelu nickte und wechselte rasch ein paar Worte mit dem Soldaten, dann öffnete er die hintere Kabinentür. Er kletterte nach draußen und reichte Lisa die Hand.
    Ein kalter Wind wehte in die Kabine, verstärkt durch den Rotorenschwall. Lisa streifte die Kapuze des Parkas über. Die Eiseskälte erschwerte ihr das Atmen noch mehr. Vielleicht aber lag es auch an ihrer Angst. Sie hatte tapferer geklungen, als ihr zumute war.
    Sie fasste den Mönch bei der Hand. Seine Kraft und seine Wärme spürte sie durch die Fäustlinge hindurch. Er verzichtete darauf, seinen kahl rasierten Kopf zu schützen, als machte ihm die Kälte nichts aus.
    Sie kletterte nach draußen und duckte sich. Der Soldat stieg als Letzter aus. Der Pilot blieb in der Kabine. Nachdem er die Maschine wie befohlen gelandet hatte, wollte er seine sichere Zuflucht nicht verlassen.
    Ang Gelu schloss die Tür, dann eilten sie über das Kartoffelfeld aufs Kloster zu.
    Vom Boden aus wirkten die Steingebäude höher als aus der Luft. Das mittlere Bauwerk hatte drei Stockwerke und ein Pagodendach. Alle Gebäude waren reich verziert. Regenbogenfarbene Wandgemälde rahmten Türen und Fenster ein. Tür- und Fensterstürze waren mit Blattgold geschmückt, von den Dachecken schauten steinerne Drachen und mythische Vögel herab. Überdachte Säulengänge verbanden die einzelnen Gebäude, dazwischen lagen Höfe und abgeschiedene Winkel. Überall gab es Stangen mit hölzernen Gebetsmühlen, übersät mit uralten Schriftzeichen. Bunte Gebetsfahnen zierten die Dachkanten und flatterten im böigen Wind.
    Trotz der märchenhaften Umgebung, die an ein verzaubertes Bergschloss denken ließ, wurde Lisa unwillkürlich langsamer. Nichts regte sich. Die meisten Fenster waren geschlossen. Die Stille lastete schwer auf dem Kloster.
    Ein eigenartiger Geruch hing in der Luft. Obwohl sie überwiegend in der Forschung tätig war, hatte Lisa in ihrer Zeit als Assistenzärztin auch mit dem Tod Bekanntschaft gemacht. Der Verwesungsgestank ließ sich nicht so leicht vertreiben. Sie hoffte, dass er nur von den toten Tieren auf der anderen Seite des Pavillons herrührte. In Anbetracht der Stille aber hatte sie keine große Hoffnung.
    Ang Gelu und der Soldat gingen voran. Lisa hatte Mühe, mit den beiden Männern Schritt zu halten. Sie kamen zwischen zwei Häusern hindurch und wandten sich zum Hauptgebäude.
    Auf dem großen Hof lagen wahllos verteilt landwirtschaftliche Geräte herum. Es sah aus, als habe jemand sie gerade eben aus der Hand gelegt. Ein zweirädriger Karren war umgekippt. Das tote Zugtier lag auf der Seite, der Bauch war aufgebläht. Trübe Augen starrten ihnen entgegen. Zwischen den angeschwollenen schwarzen Lippen schaute die Zunge hervor.
    Lisa fiel auf, dass weder Fliegen noch andere Abstauber zu sehen waren. Gab es in dieser Höhe überhaupt Fliegen? Sie war sich nicht sicher. Sie musterte den Himmel. Keine Vögel. Kein Laut außer dem Rauschen des Windes.
    »Hier entlang«, sagte Ang Gelu.
    Der Mönch näherte sich einer Doppeltür, offenbar der Eingang des Haupttempels. Die Tür war unverschlossen und öffnete sich knarrend.
    Hinter der Schwelle stießen sie auf das erste Lebenszeichen. Beiderseits des Eingangs brannten ein Dutzend fassförmige Lampen. Sie wurden von Yakbutter gespeist. Hier drinnen war der Leichengestank stärker. Das ließ nichts Gutes ahnen.
    Selbst der Soldat schreckte davor zurück, die Schwelle zu übertreten. Er nahm die Automatikwaffe ab und schulterte sie auf der anderen Seite, als wollte er sich damit beruhigen. Der Mönch trat einfach ein. Er rief einen Gruß, der von den Wänden widerhallte.
    Lisa folgte Ang Gelu. Der Soldat blieb am Eingang stehen.
    Auch das Tempelinnere wurde von Butterlampen erhellt. Gebetsmühlen säumten die Wände, vor der zweieinhalb Meter hohen Buddhastatue aus Teakholz brannten Kerzen und Räucherstäbchen mit Wacholderduft. Hinter dem Buddha waren Götter des Pantheons zu sehen.
    Als Lisas Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, bemerkte sie zahlreiche Wandgemälde und kunstvoll geschnitzte Mandalas. Die dargestellten Szenen wirkten in der flackernden Beleuchtung dämonisch. Sie blickte nach oben. An den hohen Deckenbalken
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