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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman
Autoren: Celeste Bradley
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Dinge nötig, um umwerfend auszusehen!

    Olivia presste die Kiefer aufeinander, um das heftige Klappern zu unterdrücken, und griff nach ihm. »Ihr müsst Euer Gewicht in dem Schlamm verlagern«, erklärte sie. »Lehnt Euch zurück, und versucht, Euch auf dem Wasser treiben zu lassen.« Er schaute sie verdrossen an. »Ich denke, ich ziehe es vor, fest auf beiden Füßen stehen zu bleiben.«
    »Das glaube ich gern«, sagte sie geduldig, obwohl es ihr große Mühe bereitete. Aber sie konnte den armen Kerl ja schlecht ankeifen, wenn es ihre Mutter gewesen war, die ihm die ganze Sache eingebrockt hatte. »Vertraut mir. Ich weiß, wovon ich spreche«, drängte sie ihn. »Die Rinder zu Hause in Durham bleiben ständig im Schlamm stecken.«
    »Die Rinder?« Er sah bei diesem Vergleich ein bisschen verschnupft aus, dann lehnte er sich gehorsam langsam zurück. Sie umfing seine breiten Schultern mit ihren tauben Händen und trat heftig Wasser, als sein volles Gewicht sich auf sie legte. Einen kurzen Moment lang glaubte sie, er würde wie ein Stein untergehen, doch dann begann er, auf der trägen Strömung zu treiben.
    »Und jetzt wackelt mit den Füßen hin und her«, instruierte sie ihn. »Ihr müsst Euch aus dem Sog des Schlammes befreien.«
    Er schaute finster.
    »Wackelt Ihr auch hin und her?«, fragte sie nach.
    »Ich wackele«, versicherte er ihr missmutig.
    Olivia fiel es immer schwerer, ihre Glieder zu bewegen. Sie fühlten sich an wie Blei …
    »Ich hab einen losbekommen«, stieß er triumphierend hervor und breitete die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten.
    Olivia trat zu langsam mit den Beinen und ging unter. Sie brauchte all ihre Kraft, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Sie zitterte nicht mehr. Ihr Hirn fühlte sich müde an, irgendwie schaffte sie es indes, sich daran zu erinnern, dass das ein schlechtes Zeichen war.

    Er wand sich in ihrem Griff. »Ich bin frei!« Mit einem seiner gewaltigen Arme zog er sie an sich und machte mit beiden Beinen vorsichtige Schwimmbewegungen, um mit den Füßen bloß nicht wieder den Grund zu berühren. »Miss?«
    Olivia schloss die Augen. Ihre Lider waren viel zu schwer, als dass sie sie länger offen halten konnte. Sie hing in seinem Arm, und ihr Körper war zu kalt und zu taub, um sich noch selbst in Sicherheit zu bringen, nachdem sie ihn gerettet hatte.
    »Miss!«
     
    Dank seines Rufes als eine der besten Partien der Londoner Gesellschaft war Dane Calwell, Vicomte Greenleigh, mittlerweile äußerst erfahren, wenn es darum ging, junge Damen zu retten. In der Tat hatte es den Anschein, als fielen sie in ihrer Not nur so vom Himmel und ihm direkt vor die Füße.
    Neulich erst hatte er Miss Waverly vor einem Zusammenstoß mit einem Mistwagen bewahrt (obgleich es schon bemerkenswert war, dass sie gerade in dem Moment dort auf der Straße stand, als er aus seinem Haus trat). Er hatte Miss Morton gerettet, als ihre Haarbänder sich auf dem Empfang bei den Teagardens mysteriöserweise in den Zweigen eines Baumes verfangen hatten; es waren aber auch außergewöhnlich lange Haarbänder gewesen. Letzte Woche hatte er Miss Hackerman aus dem Sattel ihres plötzlich scheuenden Pferdes gezogen, als er seinen täglichen Ausritt durch den Hyde Park unternommen hatte, obschon das Pferd sehr zahm schien, bis Dane in seine Nähe kam. Offensichtlich hatte er diese merkwürdige Wirkung auf die Rösser junger Damen, denn diese Art der Rettung war inzwischen zu einem regelmäßig wiederkehrenden Vorfall geworden.
    Die Ballsaison war fast vorüber und die Mütter der Gesellschaft waren offenbar der Verzweiflung nahe. Vielleicht wären sie etwas weniger nervös gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass Dane fest vorhatte, sich in diesem Jahr zu vermählen.
Immerhin war er über dreißig, und seine wilde Zeit lag hinter ihm. Ein Mann mit seinen Verpflichtungen brauchte eine entsprechend fügsame, gesittete, wohlerzogene Gastgeberin und Mutter seines Erben. Deshalb betrachtete Dane all diese Versuche, ihn in die Falle zu locken, mit einem gewissen Amüsement.
    Schließlich war es nicht völlig ausgeschlossen, dass er eine passende junge Dame traf, indem er sie vor einem Zusammenstoß mit einem Mistwagen bewahrte. Doch leider hatten die Misses Waverly, Morton und Hackerman ihn in seiner Hoffnung enttäuscht, da sie sich selbst noch nach ihrer Rettung in außergewöhnlich hysterische Anfälle flüchteten. Und doch hatte Dane gehofft, vor dem Ende der Saison eine junge Frau zu treffen, die
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