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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
Autoren: Rhianne Aile
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Benjamin alles über seinen Zwillingsbruder, seine Großmutter und sein Zuhause zu erzählen. Nachdem Tristans Vater durch einen tragischen Unfall umgekommen war, hatte seine Mutter sich kurz darauf das Leben genommen. Die Zwillinge waren zu diesem Zeitpunkt noch Kleinkinder gewesen.
    Benjamin schob seinen Stuhl zurück, sodass er seine Beine übereinanderschlagen konnte. Nach dem Vorgeplänkel war es nun an der Zeit für tiefer gehende Fragen.
    »Also, wenn Sie Ihr Zuhause so sehr lieben, Tristan, warum sind Sie dann hier? Wie kommt es, dass Sie überhaupt über diesen Fluch Bescheid wissen?«
    Zur Abwechslung fing Tristan nicht gleich wieder an zu reden, sondern erhob sich schweigend und verließ den Raum. Benjamin befürchtete schon, dass er ihn vielleicht verschreckt hatte, als dieser mit einem sehr alten, in Leinen gebundenen Buch wieder zurückkam.
    Tristan schob seinen Teller beiseite und legte das Buch auf den Tisch. »Das gehörte meiner Großmutter. Als sie starb, ging es an mich, weil ich der Erstgeborene bin – wenn auch nur um wenige Minuten.« Mit einem verschmitzten Lächeln, das Benjamin nach einer solch kecken Bemerkung bereits erwartet hatte, schob er das Buch zu ihm rüber. »Sehen Sie sich die markierte Seite an.«
    Mit einem unguten Gefühl öffnete Benjamin das Buch, war sich dabei nicht ganz sicher, ob er wirklich wissen wollte, was Tristans Großmutter da aufgeschrieben hatte. Innerlich schalt er sich einen Narren dafür, schlug das Buch mit einer entschlossenen Geste auf und ließ seinen Blick über die mit einer eleganten Handschrift bedeckte Seite gleiten.
    Unbewusst bewegten sich seine Lippen, als er den Fluch erneut las. Inzwischen kannte er die Worte auswendig und dennoch spürte er die Kälte, die bei jeder Silbe weiter in seinem Körper empor kroch. Ungestüm versuchte das Tier in ihm, sich zu erheben; er konnte das Beben unter der Oberfläche deutlich spüren.
    Tristan keuchte auf und Benjamin wusste, dass seine Augen soeben die Farbe gewechselt hatten: zu eisblauen Wolfsaugen. Benjamin packte seinen Wolf im Nacken – im übertragenen Sinne –, riss ihn zurück und schloss ihn wieder in der Kammer tief in seinem Geist ein. Als er die Augen das nächste Mal öffnete, hatten sie wieder ihre normale, blau-graue Färbung angenommen.
    »Es ist richtig, mich zu fürchten«, stellte Benjamin mit ruhiger Stimme fest. »Ich bin ein Monster und ich befürchte, nicht einmal Magie wird daran je etwas ändern können. Es ist bewundernswert, dass Sie versuchen, eine Ungerechtigkeit aus alten Zeiten wieder gutzumachen. Aber es ist nicht Ihre Pflicht, diese Schuld zu begleichen. Fahren Sie nach Hause, Tristan. Suchen Sie sich ein nettes Mädchen, das Sie für die Zeit lieben können, die Ihnen das Schicksal gestattet, oder ein zänkisches Weib, mit dem Sie alt werden, aber bleiben Sie weg von mir. Ich bin in der Lage, Ihnen weitaus mehr zu schaden als ein gebrochenes Herz.«
    Tristan erschauderte bei dem mutlosen Tonfall in Benjamins Stimme. Kurzentschlossen beugte er sich nach vorn, um Benjamins Hände in seine zu nehmen.
    »Ich hatte bisher nur drei Monate Zeit, um die Notizen im Tagebuch durchzusehen, und trotzdem spüre ich mit jeder Faser meines Körpers, dass ich diesen Fluch brechen kann. Ich habe keine Angst vor Ihnen. Bitte, lassen Sie es mich wenigstens versuchen.«
    Benjamin starrte auf ihre ineinander verschlungenen Hände. Sollte er das zulassen? Sollte er sich erneut irgendwelchen vagen Hoffnungen hingeben, nur um letztendlich doch wieder enttäuscht zu werden?
    »Sie wären nicht der Erste, der es versucht. Niemand hat bisher irgendwelche Erfolge erzielen können und im Laufe der Jahre wurde meiner Familie schon Hilfe von Hexen, Wissenschaftlern, Ärzten und der Geistlichkeit versprochen.«
    »Aber niemals von einem Northland«, stellte Tristan fest. »Eine Northland hat diesen Fluch ausgesprochen. Sollte mir das nicht einen gewissen Vorteil verschaffen?«
    Benjamin hob den Blick von ihren Händen und sah Hoffnung und Entschlossenheit in den Tiefen von Tristans Augen aufblitzen.
    »Möglicherweise. Ich gebe Ihnen einen Mondzyklus«, entschied Benjamin und erhob sich.
    Zu Benjamins Überraschung stieß Tristan einen Freudenschrei aus, sprang auf die Füße und schlang überschwänglich die Arme um Benjamin. Als er die Umarmung erwiderte, spürte Benjamin den schlanken Körper dicht an seinem und er gab sich einen Moment lang der Versuchung hin, das Gesicht in dem weichen Haar zu
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