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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
Autoren: Rhianne Aile
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Tristan hatte definitiv sehr sprunghafte Gedankengänge.
    »Nein. Märchen?«, kehrte er dann zum ursprünglichen Thema zurück und vermerkte die Information über Tristans Zwilling für spätere Diskussionen. Benjamins präzise Recherche über alles, was sein Interesse erregte, hatte ihm sein Vermögen eingebracht, und Tristan hatte dieses Interesse definitiv erregt.
    »Ach ja. Wir hatten irgendwie nie richtige Kinderbücher. Stapelweise Bücher über Geschichte, Biologie, Mythologie, ja, aber nur sehr wenig Unterhaltungsliteratur. Also hat uns Gram Geschichten erzählt. Ich wollte immer welche über Werwölfe hören, obwohl es da auch welche über Werkatzen in Südamerika gab, die mir gut gefallen haben. Will wollte immer was über Vampire hören, deshalb hat sie in den Geschichten variiert.
    Als wir älter wurden, haben wir angefangen, die Bücher zu lesen, die im ganzen Haus verteilt waren. Wir haben sie selten von einem Raum zum nächsten mitgenommen, es sei denn, es war eins dabei, das uns besonders interessiert hat. Meistens lag in jedem Zimmer mindestens ein Buch, an dem wir gerade gelesen haben.
    Irgendwann haben wir angefangen zu verstehen, wie viel Gram uns mit ihren Geschichten beigebracht hat. Wir kannten die Bräuche der Menschen überall auf der Welt, ihre Religionen, ihre Essgewohnheiten, ihre Mythen. Wir wussten über viele verschiedene, mythologische Kreaturen Bescheid, woher sie stammten und wie sie in den einzelnen Kulturen dargestellt werden. Wusstest du, dass Werwölfe in mehr Mythologien erscheinen als jedes andere mythische Wesen?«
    Benjamin leckte sich über die Lippen. Tristans direkte Frage beendete die kleine Träumerei, der er sich während seinen Erzählungen hingegeben hatte. Einfach nur dabei zuzusehen, wie Tristan redete, aufgeregt, wild gestikulierend und mit leuchtenden Augen, wirkte auf eine Art anziehend, die Benjamin noch nie zuvor erlebt hatte. Ohne es verhindern zu können, drehten sich seine Gedanken plötzlich um die Frage, ob Tristan beim Sex genauso enthusiastisch war.
    Benjamin räusperte sich und antwortete: »Ja, das habe ich auch gelesen. Aber ich habe die Phase hinter mir, in der ich mich selbst als mythisches Wesen bezeichnen würde.«
    Tristan gab einen undefinierbaren Laut von sich und verzog ein wenig zerknirscht das Gesicht. »Oh, tut mir leid! So habe ich das nicht... Mist! Du bist nicht... ich kann nicht... Natürlich bist du nicht...«
    Benjamin lachte leise vor sich hin. »Tristan, hör auf«, befahl er mit sanfter Stimme. »Ich hab‘ nur Spaß gemacht. Ich glaube nicht, dass irgendwo auf der Welt Zentauren herumlaufen, aber ich weiß, wie diese Geschichten entstanden sind. Ich wollte damit nur sagen, dass Werwölfe ebenso wie Vampire und das keltische Feenvolk der Sidhe wirklich existieren. Wir sind wenige, aber es gibt uns. Ich mache mir immer noch Sorgen, dass du vielleicht nicht ganz verstehst, was das bedeutet. Ich bin keine Figur aus einer Geschichte, die deine Gram erzählt hat. Ich bin ein Mann und ein Wolf, mit den realen Bedürfnissen beider Arten.«
    Nur ein klein wenig lockerte Benjamin die Ketten, die seinen Wolf zurückhielten, um Tristan seine Gegenwart spüren zu lassen. Voller Interesse beobachteten er und sein Wolf den Schauder, der durch den schlanken Körper lief, und wie sich die kastanienbraunen Augen weiteten, als Tristan die dunkle Bedrohung wahrnahm. Tristans Mund formte ein erschrockenes Oh und er leckte sich nervös über die Lippen.
    Mit einem Mal wurde Benjamin bewusst, dass er gerade mit dem Feuer spielte, und griff nach dem Wolf, doch in diesem Moment stieß ihn jemand von hinten an und er taumelte gegen Tristan.
    Der Schwung beförderte sie in eine kleine Gasse, weg von den Lichtern der Straße. Benjamins entfesselter Wolf stellte sich innerhalb von Sekunden problemlos auf die Dunkelheit ein und nahm die Umgebung instinktiv in sich auf.
    Es gab keinen Weg nach vorn, nur Mülltonnen und Kartons, die die Wände der Gebäude zu beiden Seiten säumten. Drei Angreifer blockierten den Weg zur Straße, allesamt grobschlächtige, junge Männer, die noch grün hinter den Ohren waren. Sie wirkten unruhig und stänkerten herum in dem Versuch, besonders abgebrüht zu erscheinen.
    Ihre pulsierenden Herzschläge drangen an Benjamins Ohr. Zwei von ihnen waren ängstlich und würden sich schnell verschrecken lassen. Der Dritte hatte sich vor kurzem gepaart und fühlte sich unverwundbar. Er hatte allerdings nicht den warmen Geruch von
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