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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Ziebula
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Schmerz fuhr ihm über die Schulterblätter. Er schrie, warf sich auf die Treppe, rollte hinunter. Unten sprang er auf, hielt sich die Hose, lief aus dem Haus auf die Gasse, band sich im Rennen die Hose.
    Stein war schneller, holte ihn ein, schlug ihm die flache Klinge gegen die Schläfe, sodass er taumelte und stürzte und die Perücke verlor. Und dann war der Blonde schon über ihm.
    Doch im gleichen Moment knallten Stiefelschritte aus einer abendlichen Gasse. »Zu Hilfe!« Maximilian brüllte aus Leibeskräften. Bewaffnete stürmten zu ihnen, gleich vier Männer – Bürgerwehr, wenn er recht sah. »Zu Hilfe, Ihr Herren!« Sie rissen Stein von ihm weg. »Behütet mich vor diesem Räuber, ich flehe Euch an, Ihr Herren. Ich bin ein Obrist der schwedischen Krone, und dieser da schoss aus dem Hinterhalt auf mich!«
    Drei zerrten den Stein in die nächste Gasse, der Vierte befahl Frauen, die aus den Fenstern gafften, den vermeintlichen Obristen zu verbinden; dann erst eilte er den anderen hinterher.
    Maximilian kämpfte mit sich, ob er ihm nachrufen sollte, wasfür einen Fang er gemacht hatte, ließ es aber. Einen kaiserlichen Rittmeister würden sie austauschen, doch mit einem Straßenräuber machte man derzeit allerkürzesten Prozess in Stralsund.
    Die Frauen brachten ihm zu trinken und reinigten die Wunde am Rücken, die ihm der Streifschuss beigebracht hatte. Dann verbanden sie ihn. Er bedankte sich mit vielen Worten, versprach ihnen Geld für die Wohltat und machte sich dann auf den Rückweg zum Haus der Heidelbergerin.
    Er schäumte und knirschte mit den Zähnen. Der Wundschmerz verwandelte seine Wut in rasenden Hass. Einer falschen Schlange wie dieser musste ein für alle Mal der Wille gebrochen werden! Und am Leben durfte so eine auch nicht bleiben!
    Die Haustür stand offen, mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen stieg er die Treppe hinauf. Sie stand oben an der Tür. »Her mit dir, dreimal verfluchtes Weib!« Der Hass legte ihm rote Schleier über den Blick, machte ihm Beine. Noch hatte er die letzte Stufe nicht erreicht, da sah er plötzlich seinen eigenen Degen in ihren Händen. Sie sprang zu ihm, schrie und stieß ihm die Klinge in den Leib.
    *
    »Name?«
    »Johannes Stein. Ich bin auf dem letzten dänischen Schiff in die Stadt gekommen.«
    »Ein dänischer Landsknecht also.« Der gestrenge Blick des Richters erforschte sein Gesicht. »Dr. Kramer« nannten Henker und Waffenknechte ihn; ein düster dreinblickender Mann in schwarzer Robe. »Während der Feind uns von außen belagerte, habt ihr Dänen uns innerhalb der Mauern übel zugesetzt.« Sein Blick stach nach Hannes. »Übel und gottlos.«
    Hannes antwortete nicht. Zehn Tage Kerker lagen hinter ihm und Susanna. Inzwischen hatte Wallenstein die Belagerung aufgegeben und war nach Mecklenburg weitergereist. Von Arnim, so erzählten es die Henkersknechte im Kerker, formierte seine Truppen vor der Stadt gerade zu einem geordneten Rückzug. Einen kaiserlichen Rittmeister würden sie erschießen oder erschlagen hier in Stralsund, so fürchtete Hannes. Der Durst nach Rache brannte noch gar zu schmerzlich in der Stadt, denn viele Bürger hatten den Tod gefunden während der Nächte, als von Arnim die Kanonen sprechen und stürmen ließ.
    Und selbst wenn die Bürgerwehr ihn am Leben lassen sollte – der dänische Obrist Holk, ein Grobian erster Ranges, hatte erst vor zwei Wochen ein weiteres Schiff voller dänischer Grobiane niederen Ranges nach Stralsund gebracht. Und die, sollten sie einen Kaiserlichen in die Hände bekommen, würden Hannes eine kleine Anzahlung auf die Rechnungen machen lassen, die offen waren zwischen Kaiser und Dänenkönig seit der Schlacht am Barenberg.
    Also verlegte er sich vor dem Richter und dem Henker auf die halbe Wahrheit: »Von Herzenburg mag ein Obrist der schwedischen Krone sein, das weiß ich nicht«, sagte er, »doch eines weiß ich: Er wollte dieser unschuldigen Frau Gewalt antun.« Hannes deutete auf Susanna.
    »Das behauptet die Frau des Komödianten auch«, sagte der Dr. Kramer und blickte sehr finster und sehr streng aus seinem schwarzen Gewand.
    Man hatte Susanna ebenfalls vor den Richter geschafft – angeblich hatte sie versucht, einen Edelmann zu ermorden. Der lag nun schwer verletzt auf einem schwedischen Schiff, wie Hannes gehört hatte. Susannas Sohn hatten sie in ein Waisenhaus am Hafen gebracht.
    »Doch soll man gottlosem Pack wie Komödianten Glauben schenken …?«
    »Ich bin nicht gottlos, Herr Richter!«
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