Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Karotte Eisengießersohn, Mumms Stellvertreter, während jemand dem Clown mit der Leiter einen Eimer Wasser in die Hose goss. »Sie meinen, wir würden damit ihre Rechte verletzen.«
    Das Feuer breitete sich in einem Zimmer des ersten Stocks aus.
    »Wenn wir es brennen lassen, steht der Stadt ein interessantes Spektakel bevor«, sagte Karotte ruhig.
    Mumm musterte ihn kurz. Es war eine für Karotte typische Bemerkung. Sie klang völlig unschuldig, aber man
konnte
die Sache auch anders verstehen.
    »Ja, zweifellos«, erwiderte der Kommandeur. »Aber wir lassen es besser nicht so weit kommen.« Er trat vor und wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund. »Also gut, hier spricht die Wache!«, rief er. »Eine Eimerkette formen!«
    »Oh,
muss
das sein«, fragte jemand in der Zuschauermenge.
    »Ja, es muss sein«, bestätigte Karotte. »Na los, alle helfen mit. Wenn wir zwei Ketten bilden, haben wir das Feuer im Nu gelöscht! Und wer weiß – vielleicht macht’s sogar Spaß!«
    Mumm stellte fest, dass die Leute der Aufforderung nachkamen. Karotte behandelte alle so, als seien es freundliche, hilfsbereite Personen, und irgendetwas hielt sie davon ab, ihm zu beweisen, dass er sich irrte.
    Sobald die Clowns entwaffnet waren und von zuvorkommenden Leuten fortgeführt wurden, dauerte es zur großen Enttäuschung der Menge tatsächlich nicht lange, bis das Feuer keinen Schaden mehr anrichten konnte.
    Karotte kehrte zurück und wischte sich die Stirn ab, als Mumm eine Zigarre anzündete.
    »Dem Feuerschlucker muss übel gewesen sein«, sagte er.
    »Vielleicht vergibt man uns nie«, erwiderte Mumm, als sie die Streife fortsetzten. »O nein… Was ist denn jetzt?«
    Karotte blickte zum nächsten Nachrichtenturm.
    »Krawall in der Ankertaugasse«, sagte er. »Die Mitteilung gilt ›allen Wächtern‹, Herr.«
    Sie liefen los, denn die Nachricht betraf »alle Wächter«. Vielleicht waren die eigenen Leute in Schwierigkeiten.
    Als sie sich der Ankertaugasse näherten, begegneten sie immer mehr Zwergen, und Mumm wusste die Zeichen zu deuten. Die Zwerge wirkten besorgt und gingen alle in die gleiche Richtung.
    »Es ist vorüber«, sagte Mumm, als sie um eine Ecke traten. »Man sieht es an der plötzlichen Zunahme verdächtig unschuldiger Zuschauer.«
    Woraus auch immer der Notfall bestanden hatte – es musste ein ziemlich großer gewesen sein. Trümmer lagen auf der Straße, und auch recht viele Zwerge. Mumm wurde langsamer.
    »Das dritte Mal in dieser Woche«, sagte er. »Was ist bloß los?«
    »Schwer zu sagen, Herr«, entgegnete Karotte. Mumm warf ihm einen Blick zu. Karotte war unter Zwergen aufgewachsen. Und er log nie, wenn er es vermeiden konnte.
    »Das bedeutet etwas anderes als
Ich weiß es nicht,
oder?«
    Der Hauptmann wirkte verlegen.
    »Ich glaube, es… äh… handelt sich um eine politische Angelegenheit«, sagte er.
    Mumm bemerkte eine Wurfaxt, die in einer Mauer steckte.
    »Ja, das ist nicht zu übersehen«, meinte er.
    Etwas kam über die Straße – wahrscheinlich der Grund für das Ende des Krawalls. Obergefreiter Flussspat war der größte Troll, den Mumm je gesehen hatte. Er
ragte empor.
In einer Menge fiel er deshalb nicht auf, weil er die Menge
war.
Die Leute sahen ihn nicht, weil er ihnen den Blick versperrte. Und wie viele zu groß geratene Personen war er von sanftem, schüchternem Wesen. Er neigte dazu, sich von anderen sagen zu lassen, was er tun sollte. Hätte ihn das Schicksal zu einem Bandenmitglied gemacht, wäre er zweifellos der »Gorilla« gewesen. In der Wache diente er als Schutzschild. Andere Wächter spähten hinter ihm hervor.
    »Offenbar begann der Aufruhr in Gimlets Feinkostbude«, sagte Mumm, als sich der Rest der Wache näherte. »Lass Gimlet aussagen.«
    »Das ist keine gute Idee, Herr«, sagte Karotte mit fester Stimme. »Er hat nichts gesehen.«
    »Woher willst du wissen, dass er nichts gesehen hat? Du hast ihn doch noch gar nicht gefragt.«
    »Ich bin ganz sicher, Herr. Er hat nichts gesehen und auch nichts gehört.«
    »Obwohl wütende Zwerge sein Restaurant verwüstet haben und draußen übereinander hergefallen sind?«
    »Ja, Herr.«
    »Ah. Verstehe. Niemand ist so taub wie derjenige, der nicht hören will.«
    »Etwas in der Art, Herr, ja. Jetzt ist alles vorbei, Herr. Bestimmt wurde niemand ernsthaft verletzt. Es wäre sicher besser, wenn wir die Sache einfach vergessen, Herr.«
    »Ist es eine dieser privaten Zwergenangelegenheiten, Hauptmann?«
    »Ja, Herr…«
    »Nun, wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher