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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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Geld wahrhaftig sinnvoller anlegen können.
    Momentaufnahmen der Feier schossen ihm durch den Kopf: Bauern, die offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als ihr Lieblingsschwein zu mästen, damit wildfremde Menschen es verspeisen konnten, und bereitwillig die kostbaren Eier ihrer Hennen opferten. Mutter holt ihren besten, in Seidenpapier geschlagenen phasin aus dem Schrank. Vater wäscht sich die Haare mit Reiswasser und rasiert sich zum ersten Mal in seinem nichtsnutzigen Leben. Halbwüchsige Mädchen experimentieren mit billiger chinesischer Schminke, die sie wie Zirkushuren aussehen lässt. Großmutter, gebeugt vom jahrzehntelangen Bücken auf dem Reisfeld, vollführt ein paar Tanzschritte, um das Publikum zu unterhalten. Und, ach ja, der Schnaps. Je tiefer man in die Provinz vordrang, desto mehr Reiswhisky soffen die Bauern, wenn sie sich amüsieren wollten. Kein Gedanke, dass man auch feiern konnte, ohne sich sinnlos volllaufen zu lassen. Und sie boten einem das Zeug nicht an, sondern drängten es einem förmlich auf. Gott gnade einem Zirrhosekranken bei einer Dorfhochzeit.
    Er seufzte über so viel Unverstand.
    Wei sprach mit ihrer Lehrerinnenstimme, um sich gegen den Motorenlärm zu behaupten.
    »Woran denkst du?«, wollte sie wissen.
    Schon wieder diese saudumme Frage. Wenn jemand etwas dachte, dann doch wohl in erster Linie deshalb, weil er nicht darüber sprechen wollte, oder? »Ganz ruhig«, sagte sich Phan. Er schenkte seiner Braut das gleiche Lächeln, mit dem er sie erobert hatte.
    »An dich«, log er. »Ich stelle mir vor, wie schön es wird, wenn wir erst zusammen sind.«
    Er griff nach dem Schaltknüppel, um den zweiten Gang einzulegen, und ehe er sich’s versah, hatte sie sich auch schon vorgebeugt und drückte seine Hand. Die feinen Härchen an seinem Arm sträubten sich, und bittere Galle stieg ihm in die Kehle. Er schaltete in den dritten Gang zurück und entledigte sich dabei wie zufällig ihrer Hand. Das konnte sie sich abschminken. Wenn es zum Körperkontakt kam, dann erst, wenn er dazu bereit war. Alles zu seiner Zeit.
    »Bist du nervös?«, brüllte er und musterte seine Braut auf dem Beifahrersitz: Endlich gehörte sie ihm, ihm ganz allein. Sie saß im Schatten, aber ihr Lächeln war nicht zu übersehen.
    »Eigentlich nicht«, schrie sie. »Eher aufgeregt. Wenn ich nicht so viel getrunken hätte, würde ich mich wahrscheinlich zu Tode ängstigen.«
    »Tatsächlich?« Sein halblautes Gemurmel ging im wütenden Grollen des Motors unter. »Und dazu hättest du auch allen Grund, mein Herz.«
    Wieder ließ er seine Gedanken wandern. Der Tag war nicht wie geplant verlaufen. Am Nachmittag hatte er zwei Männer umgebracht. Das Töten war für ihn nichts Neues. Weder verursachte es ihm Seelenqualen, noch belastete es sein Gewissen. Aber es hatte ihn ein wenig aus der Bahn geworfen. Er hatte die Beherrschung verloren und das ausgerechnet an seinem Hochzeitstag. Doch sie hatten es nicht anders gewollt. So viel stand fest, vor allem der Schwachkopf. Phan hatte ihn dabei ertappt, wie er sich am Motor zu schaffen gemacht und gedroht hatte, ihn in seine Einzelteile zu zerlegen, um ihn zu reinigen. Der Laster müsse über Nacht im Lager bleiben, hatte er gesagt. Phan wollte heiraten, um Gottes willen. Eine solche Gelegenheit kam nur zwei oder drei Mal im Jahr. Er hatte nicht die Absicht, sich von diesem Idioten seinen großen Tag verderben zu lassen. Es war einfacher, ihn umzubringen, als sich mit ihm zu streiten. Er hatte ihm ein Bajonett in den Bauch gerammt. Der Idiot hatte es seit Ewigkeiten darauf angelegt. Endlich hatten die leidigen Diskussionen darüber, wer den Laster fahren durfte, ein Ende.
    Und dann war zu allem Überfluss auch noch der Alte aufgekreuzt, dieser naseweise kleine Scheißer. Er löcherte ihn mit Fragen. Und als er das Blut an seinen Händen sah, blieb Phan wenig anderes übrig, als auch ihn aufzuschlitzen. An seinem Hochzeitstag zwei Männer abstechen zu müssen war vermutlich ein böses Omen. Eine Warnung, die sich wie ein schwerer Umhang um seine Schultern legte. Er hatte die zweite Leiche neben der ersten deponiert, Blut und Gedärme überall. Er hatte keine Angst, geschnappt zu werden. In dieser Gegend wimmelte es nur so von Banditen. Phan brauchte bloß mit den Schultern zu zucken und alles abzustreiten: »Tut mir leid, Genosse, aber als ich zur Sammelstelle kam, waren sie schon tot.« Sie würden es den Hmong in die Schuhe schieben. Wie sie den Hmong alles in die Schuhe
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