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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Beate Maly
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Secreta!«
    »Ja genau. Die Aufträge waren nicht sehr nett. Francesco hat sogar …« Bonifàcio senkte die Stimme. »Er hat sogar getötet, nur damit seine Schwester und sein Sohn am Leben blieben.« Jana konnte sich gut vorstellen, dass Francesco sich in all den Jahren jeden Gedanken darüber, wie verwerflich sein Tun war, untersagt hatte. Was hätte es genutzt, darüber nachzudenken, wenn er doch zwei Leben schützen wollte. Alles, was für ihn zählte, waren seine Schwester und sein Sohn. Er wollte, dass beide am Leben blieben, und er wusste, dass sein eigenes Handeln über das Wohl der beiden bestimmte. Da er im Auftrag der Kirche tötete, konnte er sich zumindest einreden, sein Tun wäre gottgefällig.
    Bonifàcio unterbrach ihre Überlegungen: »Francesco hat nicht gewusst, dass man ihn belogen hatte. Nur zwei Jahre nach seinem Weggehen ist das Kloster bis auf die Grundmauern abgebrannt. Alle Menschen im Kloster starben bei dem Feuer.«
    »Warum hat dann der alte Mann überlebt, der dir die Geschichte erzählt hat?«
    »Der war an dem Abend in einer anderen Stadt. In …« Wieder dachte Bonifàcio nach. Aber Jana machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Egal, vergiss den Namen. Ich kenne ohnehin keine Städte in Italien.«
    »Francesco hat all die Jahre geglaubt, dass die beiden noch am Leben sind.«
    Fassungslos schüttelte Jana den Kopf: »Man hat ihn mit dem Leben seiner Liebsten erpresst, dabei waren beide längst tot.«
    Plötzlich konnte Jana dem unglücklichen Mann nur bedingt böse sein für das, was er getan hatte. Francesco hatte doch bloß zwei Menschen schützen wollen. Dass er dabei falsche Wege eingeschlagen hatte, war nicht allein seine Schuld. Wie viele Menschen wären noch am Leben, wenn er früher herausgefunden hätte, dass man ihn betrogen hatte. Ihr Vater wäre noch bei ihnen und Tom und eine Reihe anderer Menschen, die Jana nie gekannt hatte.
    »Was für eine traurige Geschichte«, sagte sie betroffen. »Lasst uns den Leichnam auf eines der Pferde legen und ihn zu Schwester Carmela bringen. Sie wird einen Weg finden, dem Unglücklichen zu einem Begräbnis zu verhelfen.«
    Gemeinsam hievten Richard und der Junge den Toten auf den Rücken eines Pferdes, dann bestiegen Jana und Richard ihre Lamas, während Bonifàcio auf das andere Pferd kletterte. Schweigend ritten sie zurück ins Kloster der Dominikanerinnen.
    Bereits am folgenden Tag kehrte Richard an die Stelle zurück und fuhr mit den Grabungsarbeiten fort. Jana folgte ihm, sobald es ihre Wunde zuließ, die dank einer Salbe von Schwester Calandria gut heilte. Doch trotz aller Bemühungen konnten sie bis auf ein paar zerbrochene Tongefäße, zwei Ringe und einen schmalen Goldreif nichts finden. Wer immer vor ihnen hier gewesen war, hatte gründlich gearbeitet. Der Schatz war verschwunden. Nach einer weiteren Woche gaben sie schließlich auf, und Richard beschloss, Zipaquirà wieder zu verlassen.
    »Es hat keinen Sinn!«, meinte er niedergeschlagen. »Falls es jemals einen Schatz hier gegeben hat, ist er nun weg.«
    Nur widerwillig stimmte Jana ihm zu. Sie konnten noch tage- und wochenlang weitergraben und würden nichts Lohnenswertes finden.
    »Und jetzt?«, fragte Richard. Er hatte am Tag zuvor wieder getrunken, dann aber die halbvolle Flasche wütend auf den umgegrabenen Boden ausgeleert und auch heute noch keinen Zuckerrohrbrand angerührt. Seine Worte klangen klar, und er bedachte Jana mit wachen Blicken.
    »Ich habe meine Entscheidung getroffen«, sagte Jana. »Ich werde in Zipaquirà bleiben und Schwester Carmela bei ihrer Arbeit unterstützen. Sie hat versprochen, dass sie Bonifàcio in einem Dominikanerkloster in einem der östlich gelegenen Dörfer unterbringen wird. Der Abt dort soll ein Menschenfreund sein und ähnliche Ideen haben wie sie selbst.«
    »Ich habe befürchtet, dass Ihr bleiben wollt«, sagte Richard traurig. Er machte einen Schritt auf Jana zu und stand nun ganz nah bei ihr. Seine Haare hingen ihm in die blasse Stirn, seine dunklen Augen beobachteten sie melancholisch. Jana wusste, dass seine Lippen weich und sanft waren, aber sie durfte ihn nicht küssen. Richard war verheiratet, und sie selbst liebte einen anderen Mann.
    »Was werdet Ihr nun tun?«, fragte Jana.
    »Wenn Ihr nichts dagegen habt, werde ich die drei Schmuckstücke, die wir gefunden haben, in Bohnen und Schoten der Götter eintauschen und sie mit nach England nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass die Damen und Herren am Hof von dem Geschmack
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