Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Absurdität dieser Erwägung bewußt. Natürlich war Raoul wütend. Schließlich zielte sie ja auf ihn!
    Sie hieß Raoul das Hemd wieder anziehen, damit er etwas sehen konnte. Dann befahl sie ihm, zur Vorderseite des Hotels voranzugehen. Wieder versuchte er, sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie wies ihn an, den Mund zu halten. Erica dachte daran, wie lächerlich einfach in Gangsterfilmen ein Mann außer Gefecht gesetzt wurde, indem man ihn auf den Hinterkopf schlug. In der rauhen Wirklichkeit war das nicht zu machen. Hätte sich Raoul umgedreht, hätte er ihr die Waffe mühelos aus der Hand winden können. Aber er tat es nicht, und sie strebten im Gänsemarsch durch die Schatten zur Frontseite des Hotels.
    Die alten Straßenlaternen warfen ein geisterhaftes Licht auf einige Taxis, die am Bordstein der geschwungenen Zufahrt parkten. Die Taxifahrer waren längst gegangen, weil sie in der Hauptsache zwischen dem Hotel und dem Flugplatz verkehrten und die letzte Maschine bereits um einundzwanzig Uhr eingetroffen war, so daß es für sie nichts mehr zu tun gab. Für Fahrten innerhalb und durch die Umgebung der Stadt bevorzugten die Touristen sowieso die romantischeren Pferdedroschken.
    Evangelos’ Pistole in ihrer zittrigen Hand, trieb Erica Raoul vor sich her, an der Reihe der abgestellten Taxis entlang, und sah sich unterwegs die Armaturenbretter an. Die meisten Zündschlüssel steckten. Sie wollte zu Achmed, aber zuvor mußte sie sich entscheiden, was sie mit Raoul machen sollte.
    Das erste Taxi sah aus wie alle anderen, nur war sein Rückfenster mit Troddeln geschmückt. Die Schlüssel steckten im Zündschloß.
    »Hinlegen«, befahl Erica. Sie befürchtete, jemand könnte aus dem Hotel kommen.
    Mit sichtlichem Widerwillen trat Raoul zur Seite auf den gemähten Rasen.
    »Ein bißchen flotter«, herrschte Erica ihn an und bemühte sich, ihrer Stimme einen barschen Tonfall zu verleihen.
    Raoul stützte sich auf die Handflächen und streckte sich auf dem Rasen aus. Er behielt die Hände unter sich, um gleich wieder aufspringen zu können; seine Verblüffung wich nun immer deutlicherer Wut.
    »Arme nach vorn strecken«, wies Erica ihn an. Sie öffnete die Fahrertür des vordersten Taxis und rutschte hinter das mit Vinyl bezogene Lenkrad. Am Armaturenbrett baumelten ein paar Würfel aus rotem Weichplastik.
    Der Motor begann fürchterlich langsam zu rumoren, spie schwarzen Rauch aus, lief endlich. Die Pistole durchs Seitenfenster auf Raoul gerichtet, suchte Erica den Schalter für die Scheinwerfer; endlich fand sie ihn und knipste die Scheinwerfer an. Dann warf sie die Pistole auf den Beifahrersitz und legte den ersten Gang ein. Der Wagen rollte im Schneckentempo vorwärts, schüttelte sich heftig, so daß die Pistole vom Sitz auf den Boden fiel.
    Im Augenwinkel sah Erica, wie Raoul aufsprang und auf das Taxi zustürzte. Sie gab Gas und kuppelte, versuchte das Gerucke des Fahrzeugs mit höherer Geschwindigkeit zu übergehen, da sprang Raoul bereits auf die hintere Stoßstange und klammerte sich an den Kofferraumdeckel.
    Der Wagen fuhr im zweiten Gang, als Erica ihn auf den großzügig beleuchteten Boulevard lenkte. Es herrschte so gut wie kein Straßenverkehr, und sie tuckerte so schnell wie möglich am Tempel von Luxor vorbei.
    Als der Motor endlich kräftig brummte, legte sie den dritten Gang ein. Sie konnte die Geschwindigkeit nicht feststellen, weil der Tachometer nicht funktionierte. Im Rückspiegel sah sie Raoul sich noch hinten festklammern. Sein dunkles Haar wehte wild im Fahrtwind. Erica wollte ihn loswerden.
    Sie drehte das Lenkrad von der einen zur anderen Seite hin und her; das Taxi schleuderte und schlingerte im Zickzack, die Reifen quietschten. Aber Raoul drückte sich ans Heck des Autos, und es gelang ihm, sich festzuhalten.
    Erica legte den vierten Gang ein und trat das Gaspedal durch. Das Taxi schoß vorwärts, aber zugleich begann auch das rechte Vorderrad zu flattern. Die Erschütterung entwickelte eine solche Gewalt, daß Erica das Lenkrad mit beiden Händen und unter Aufbietung aller Kraft halten mußte, während sie an den Wohnhäusern der hohen Staatsbeamten vorüberbrauste. Die Soldaten, die dort auf Wache standen, grinsten bloß, als sie das Taxi mit einem Mann auf dem Kofferraum vorbeischeppern sahen.
    Erica trat aufs Bremspedal und brachte das Taxi jäh zum Stehen. Raoul rutschte bis ans Heckfenster hoch. Erica schaltete in den ersten Gang hinunter und fuhr wieder an, aber Raoul ließ
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher