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Der Flirt

Titel: Der Flirt
Autoren: Kathleen Tessaro
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sich umzudrehen, wusste sie, dass er lachte.
    »Du magst ihn«, neckte Sam sie.
    »Ach, ich weiß nicht.« Rose gab sich alle Mühe, gelangweilt und blasiert zu klingen. Leider war sie zu aufgeregt, um die Verstellung lange durchzuhalten. »Aber ich glaube, er mag mich. Er kommt morgen wieder!«
    »Hat er seine Rechnung bezahlt?«
    »Also, er hätte ja gern, aber wir nehmen keine Amex.«
    Sam verdrehte die Augen. »Jedes Mal, wenn er reinkommt, endet es damit, dass du für ihn bezahlst.«
    »Er hat gerade kein Bargeld, das ist alles. Viele Leute kriegen ihr Geld erst am Monatsende.« Sie band ihr Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen. (Jetzt, da er weg war, konnte sie das wieder tun.) »Ich finde, er sieht aus wie Prinz William.«
    »Warum lernst du keinen netten, normalen Kerl kennen?«
    »Und wann sollte ich dafür Zeit finden?«, fragte sie verärgert. »Vergiss nicht, ich habe ein Kind. Wer will denn schon mit einer alleinerziehenden Mutter ausgehen?«
    »Ach, Unsinn, Rose! Du bist noch so jung! Es gibt da draußen so viele Männer. Weißt du, richtige Männer mit Geld statt Versprechungen.«
    Rose zog eine Grimasse.
    »Apropos Kind, wie geht es Rory?«, fragte er.
    Sie seufzte. »Er hat gestern in der Kindertagesstätte ein anderes Kind gebissen.«
    »Na, die machen doch alle schwierige Phasen durch, wenn sie in die Schule kommen.«

    »Du verstehst das nicht.« Sie sammelte sämtliche Ketchup-Spender ein und machte sich daran, sie aufzufüllen. »Er hat den Kleinen gebissen, der allergisch auf Nüsse, Weizen und Milch ist; der kleine Kerl hat kaum etwas, wofür es sich zu leben lohnt! Und am Tag davor hat er der Erzieherin einen Kopfstoß verpasst. Sie hatte eine Beule von der Größe eines Eis an der Stirn!«
    »Also …« Mehr konnte er mit seiner Junggesellenerfahrung dazu wohl nicht beitragen. »Ich würde mir keine Sorgen um ihn machen. Und jetzt« - er wechselte das Thema, um auf vertrauteres Terrain zu kommen - »was machen wir mit dir?«
    »Mit mir?« Rose wischte die glänzenden Deckel der Ketchup-Spender sauber.
    »Ja, mit dir. Du bist eine kluge junge Frau. Findest du nicht, es wäre an der Zeit, dass du etwas anderes machst als kellnern?«
    Sie lächelte schief. »Es kann nicht jeder so ein erfolgreicher Geschäftsmann sein wie du, Sam.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Was soll das heißen? Hör zu, ich mache aus dem Laden ein gut gehendes Geschäft, und wenn es mich umbringt. Wenn du glaubst, ich wollte wie mein Vater in einer Sozialwohnung in Kilburn leben und sterben, dann irrst du dich.«
    »Hey!« Sie schlug mit dem Küchenhandtuch nach ihm. »Ich würde gern mal wissen, was daran so schlecht ist?«
    »Was woran so schlecht ist?«
    Sie drehten sich beide um.
    Es war Ricki, Roses Cousine. Ricki arbeitete als Landschaftsgärtnerin bei einer Firma in Islington. Mit ihren kurz geschnittenen Haaren, ihrem gebräunten, muskulösen Körper und ihrer Kluft aus schweren Arbeitsstiefeln, tailliertem T-Shirt und tief auf den Hüftknochen sitzender Jeans, die
ihren festen, flachen Bauch vorteilhaft zur Geltung brachte, sah sie eher gut aus als hübsch. Auf dem Weg zur Arbeit schaute sie jeden Tag auf einen Kaffee und einen Toast zum Mitnehmen kurz herein. Die Hände tief in die Taschen vergraben, schlenderte sie herüber und schenkte Sam ein listiges Lächeln.
    »Er schwadroniert doch wohl nicht schon wieder darüber, wie er mit seinem Abflussstampfer die Welt erobern wird, oder?« Sie drückte ihm die Schulter. »Wie oft müssen wir dir das noch sagen? Es ist okay, dass du verrückt und machtbesessen bist. Wir unterstützen dich gern.«
    »Danke. Da geht’s mir gleich viel besser.«
    »Wie läuft’s überhaupt?« Sie schob sich auf die Bank ihm gegenüber und griff nach dem Katalog. »Wow. Interessant. Weißt du, du solltest öfter unter Menschen gehen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, räumte er ein und fuhr sich mit seinen langen Fingern durch seine struppigen Locken. »Aber wenn es mir dieses Jahr gelingt, Profit aus dem Geschäft zu schlagen, dann kann ich bald expandieren und ein paar Leute einstellen. Ich meine, mein alter Herr hat die Firma wirklich in einem miserablen Zustand hinterlassen. Bei ihm wurde alles grob über den Daumen gepeilt. Wollt ihr wissen, was für ein Ablagesystem er hatte? Einen Pappkarton unter der Spüle in der Küche.«
    Ricki stibitzte sich von seinem Teller eine Scheibe Toast. »Dir würde es gar nicht schaden, öfter mal was nur über den Daumen zu
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