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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker
Autoren: Monika Feth
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warten. Auf Jettes Mutter und auf den Anruf des Kommissars. Sie hatte ihm ausrichten lassen, dass er sich dringend melden sollte.
    Es fiel ihr schwer, einem Bullen zu vertrauen. Sie hätte sich nicht träumen lassen, einmal einen von denen um Hilfe zu bitten. Aber sie wusste allein nicht weiter. Sie hatte gar keine andere Wahl.
    Die Katzen schienen zu spüren, dass Merle nervös war. Sie gingen ihr aus dem Weg, fauchten sie sogar an, wenn sie ihnen zu nahe kam. Merle verstand das. Sie hatten genug Aufregung in ihrem Leben gehabt, jetzt wollten sie ihre Ruhe.
    Merle hatte die gepresste Blüte mit den Blättern, das schwarze Tuch, Jettes Brief und Caros Gedichte auf den Küchentisch gelegt. Immer wieder musste sie hinsehen. Immer wieder alles überdenken.
    »Na und?«, sagte sie laut. »Nehmen wir an, er ist tatsächlich ein Erdbeerpflücker. Deshalb muss er noch lange nicht der Mörder sein.«
    Aber sie wusste, dass er der Mörder war. Wäre er einfach nur Caros Freund gewesen, hätte er sich bei ihnen gemeldet. Es hatte in allen Zeitungen gestanden, dass Caro ermordet worden war. Und selbst, wenn er es nicht gelesen hatte - er hätte Caro doch vermissen und sich nach ihr erkundigen müssen.
    »Du dreckiger Scheiߟkerl«, sagte Merle. »Sie hat dich geliebt!«
     
    Bert war noch einmal zu Kalmers Hof gefahren, um mit Georg Taban zu sprechen. Um die Schlinge, die er ihm um den Hals gelegt hatte, enger zu ziehen. Daran, dass er auf dem richtigen Weg war, zweifelte er keine Sekunde.
    Die Frau des Erdbeerbauern sagte ihm, Georg Taban habe sich den Nachmittag für einen Arztbesuch frei genommen. Alarmiert fragte Bert nach, ob der Mann denn einen kranken Eindruck gemacht habe.
    Eigentlich nicht, sagte die Frau des Erdbeerbauern gleichmütig. Er sei ja ein Kerl wie ein Baum und habe gewirkt wie immer. Sie ordnete einige Papiere, während sie sich mit Bert unterhielt. Er hatte den Eindruck, dass ihre Gleichgültigkeit nicht echt war.
    Ob zwischen den beiden etwas lief?
    »Ich möchte mit Herrn Klestof sprechen«, sagte er. »Würden Sie ihn bitte holen?«
    Widerstrebend ging sie hinaus, um nach Malle Klestof zu schicken.
    Mist! Er hatte den Mann aufgeschreckt. Das war zwar Teil seines Plans gewesen, aber dass die Dinge aus dem Ruder laufen würden, hatte er nicht vorausgesehen. Er konnte nur hoffen, dass sein Instinkt ihn diesmal trog und dass Georg Taban sich tatsächlich wegen eines Arztbesuchs frei genommen hatte.
     
    Nach dem Entsetzen am Telefon fühlte Imke nichts. Sie bediente ihren Wagen kühl und routiniert wie immer, achtete auf die Verkehrszeichen und Ampeln, nahm jeden Fuߟgänger wahr, jedes Auto, jedes Fahrrad. Wahrscheinlich stehe ich unter Schock, dachte sie. Wie damals nach dem Unfall. Da hatte sie einem Audi die Vorfahrt genommen und der hatte sie an der Beifahrerseite erwischt. Es hatte fürchterlich gekracht und der rechte Kotflügel ihres Wagens hatte ausgesehen wie zerknittertes Schokoladenpapier. Auch damals hatte sie unter Schock gestanden. Nichts war an sie herangekommen, erst hinterher. Genauso fühlte sie sich jetzt.
    Während sie sich Bröhl näherte, fragte sie sich, was sie tun konnte, wenn Merle mit ihrem Verdacht Recht hätte. Wenig. Sie konnte nur Bert Melzig informieren. Und hoffen und beten.
    Sie fand keinen Parkplatz und stellte den Wagen im Halteverbot ab.
    Wenig später hastete sie die Treppen hinauf.
    Merle stand an der Wohnungstür und wartete auf sie. Ihr Gesicht war verweint. Sie zerknüllte ein Taschentuch in der Hand.
    Imke nahm sie in die Arme, hielt sie eine Weile an sich gedrückt und ging dann mit ihr in die Küche.
    »Da, sehen Sie?« Merle zeigte auf den Tisch. »Eine Erdbeerpflanze. Und das Tuch muss er benutzt haben, um sein Haar zu schützen. Die arbeiten ja in der prallen Sonne, was meinen Sie, wie die schwitzen.«
    Imke war so oft an den Erdbeerfeldern vorbeigefahren. Sie war so oft zum Erdbeerbauern im Dorf gegangen, um Früchte zu kaufen. Tagtäglich hatte sie die Arbeiter mit ihren leuchtenden Tüchern und Hüten gesehen.
    So nah.
    Er war immer in der Nähe gewesen.
    Was Merle da zusammengetragen hatte, machte es wahrscheinlich, dass Caros Freund ein Erdbeerpflücker gewesen war. Aber war er auch ihr Mörder?
    »Hätte er sonst ihren Tod ignoriert?«, fragte Merle, als hätte sie ihr die Gedanken von der Stirn abgelesen.
    Sie hatte Recht. Es war ein ganz einfacher Schluss. Und er stimmte.
    »Lesen Sie das.«
    Merle nahm das oberste Blatt von dem Stapel Papier und
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