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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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mich nicht selbst entehren, indem ich diese Verpflichtung ignoriere, nur weil sie unangenehm geworden ist.«
    »Und was sollen wir nun tun?«
    »Ich habe keine Antwort für dich, Tochter. Ich hätte eher gehofft, du würdest mir eine geben.«
    Elizabeth hob ihren Kopf. Sie errötete bis zu den Haarwurzeln. »Ich glaube, ich verstehe, Sir.«
    Er berührte leicht ihre Hand. »Das habe ich mir gedacht. Was ist mit dir, mein Kleiner?«
    »Wir alle haben unsere Pflicht. Ich werde mich der meinen nicht entziehen.«
    »Gut so!«
    »Aber ...«
    »Ja?«
    »Wenn wir ab und zu genug davon haben, würde es dir sehr viel ausmachen, wenn wir uns ein wenig beklagen?«
    Er lachte. Einige der tieferen Falten glätteten sich ein wenig. »Überhaupt nicht. Das heißt, sofern es euch nichts ausmacht, wenn ich euch dabei Gesellschaft leiste.«
    Es war spät, und das Haus war sehr still. Ich hatte die Fensterläden wieder geöffnet, um die Luft zu genießen. Sie war feucht und schwer von dem Geruch des Meeres, aber sauber. Ein Luftzug wirbelte die Reste der Kiele und Federn von Elizabeths zurückgelassener Arbeit auf. Ich steckte die fertigen Schreibfedern in das Gefäß mit Bleischrot und verwendete die Kante eines Päckchens fertiger Briefe, um die Reste vom Tisch in meine Hand zu kehren. Ein Teil fiel auf den Boden, aber den Rest warf ich aus dem Fenster. Meine Briefe legte ich versiegelt und adressiert unter das Bleischrotgefäß, wo Vater sie leicht finden würde. Gute vier Monate lagen vor mir, die ich warten musste – wahrscheinlich eher sechs, da der Winter bevorstand und die Überfahrt verzögern würde – bevor ich auch nur anfangen konnte, auf eine Antwort entweder von Nora oder von Oliver zu warten.
    Ich hatte die Hoffnung, und nichts weiter als die Hoffnung, dass Nora, sobald sie von meiner Situation erführe, antworten würde, indem sie selbst herkäme. Allerdings würde ich wohl zu viel von ihr erwarten, wenn ich glaubte, dass sie während der Monate mit dem schlimmsten Wetter den ganzen Weg von England hierher auf sich nehmen würde. Nicht nur war das Risiko einer Winterüberfahrt sehr hoch, sondern auch ihr spezieller Zustand war zu bedenken. Beschränkt zu sein auf das, was sie für tagsüber als Zufluchtsort organisieren konnte, bedeutete bereits eine große Einschränkung, aber die Frage danach, wie sie sich während der Reise ernähren sollte, war keine, die ich leicht beantworten konnte, und ich wollte auch nicht zu viel darüber nachdenken.
    Doch es war sowieso der Wunschtraum eines Narren. Sie würde nicht kommen, dies war eine unmögliche Erwartung. Ein Brief? Ich würde mich freudig mit einem Brief zufrieden geben.
    Aber sechs Monate ... Verdammt, das war eine Ewigkeit.
    Meine Kerze war heruntergebrannt. Da alle schliefen und daher kein Grund mehr bestand, ihre Notwendigkeit vorzutäuschen, blies ich sie aus. Das sanfte silberne Licht des Nachthimmels strömte in den Raum. Es schien mir eine ganze Welt von Gerüchen zuzutragen: Erde und Pflanzen, Holzrauch und Stall, Meer und Küstenlinie. Zeit zum Essen!

KAPITEL 2
    Oben in meinem Zimmer wechselte ich leise meine Kleidungsstücke. Ich zog Kleidung an, die für eine Exkursion im Freien geeigneter war: einen dunklen Umhang, eine Weste und eine Kniehose, ein abgetragenes Hemd, das einfachste Halstuch und das ältere meiner beiden Paar Reitstiefel. Allerdings plante ich nicht, Rolly zu bewegen – dieses Vergnügen hatte ich mir für morgen Nacht aufgehoben – aber Stiefel waren praktischer als Schuhe, um durch die Lande zu ziehen.
    Ich stand mir der Sinn nicht danach, viel zu laufen.
    Ich ließ meine anderen Kleidungsstücke auf dem Bett liegen, sodass sich Jericho am Morgen darum kümmern konnte. Außerdem hinterließ ich ihm eine Notiz, in der ich ihm meine Abwesenheit erklärte. Er konnte mit Elizabeth reden, wenn er mehr Details wissen wollte.
    Ich öffnete das Fenster, in der Absicht, es zu benutzen, um das Haus zu verlassen, überlegte es mir dann jedoch anders, da ich mich an mein Versprechen gegenüber Jericho erinnerte, diskreter zu sein. Unten im Hof war niemand in Sicht, aber das bedeutete überhaupt nichts. Obwohl es unwahrscheinlich schien, konnte jemand, der den Wunsch hegte, mich auszuspionieren, sich leicht verstecken, sogar vor meiner verbesserten Sicht. Ich war vielleicht in der Lage, im Dunkeln so gut zu sehen wie andere am Tage, aber ich musste noch lernen, wie ich durch Dinge hindurchsehen konnte. Es gab eine Unzahl von Bäumen, Büschen und
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