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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
Autoren: Stephen King
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sagte ich.
    »Wie wollt Ihr dann …«
    »Sie wissen nicht, wie viel du gesehen hast. Du siehst dir einfach jeden an, wenn er vorbeigeht. Und tritt ein paar Schritte zurück, ja?« Außer Reichweite, meinte ich damit, aber das wollte ich nicht laut sagen.
    »Was soll ich sagen?«
    »Nichts. Außer du siehst etwas, was dich an etwas erinnert.« Darauf hoffte ich allerdings nicht ernstlich. »Hol sie jetzt rein, Jamie. Mit Sheriff Peavy an der Spitze und Wegg am Ende.«
    Er nickte und ging hinaus. Billy streckte eine Hand durch die Gitterstäbe. Ich verstand nicht gleich, was er wollte. Dann ergriff ich seine Hand und drückte sie kurz. »Tritt jetzt zurück, Billy. Und erinnere dich an das Angesicht deines Vaters. Er sieht dir von der Lichtung aus zu.«
    Er gehorchte. Ich sah auf die Liste, überflog die Namen (einige vermutlich falsch geschrieben), die mir alle nichts sagten, und ließ dabei die Hand auf dem Griff meines rechten Revolvers ruhen. Auf der Waffe, die jetzt mit einem ganz speziellen Geschoss geladen war. Vannay hatte gesagt, es gebe nur ein sicheres Mittel, einen Fellmann zu töten: mit einem spitzen Gegenstand aus dem heiligen Metall. Ich hatte den Schmied mit Gold bezahlt, aber das Geschoss, das er für mich angefertigt hatte – das vor den Hammer gelangen würde, sobald ich ihn spannte –, bestand aus reinem Silber. Vielleicht würde es wirken.
    Wenn nicht, würde ich Blei folgen lassen.
    Die Tür ging auf, und Sheriff Peavy erschien. In der rechten Hand hielt er einen gut ellenlangen Schlagstock aus Eisenholz, in dessen Rohlederschlaufe sein Handgelenk steckte. Während er hereinkam, schlug er sich mit dem verdickten Ende leicht in die linke Handfläche. Als sein Blick auf den leichenblassen Jungen hinter dem Gitter fiel, lächelte er.
    »Kopf hoch, Billy, Sohn von Bill«, sagte er aufmunternd. »Wir sind bei dir, und alles ist bestens. Du hast nichts zu befürchten.«
    Billy gab sich Mühe, das Lächeln zu erwidern, aber ich sah ihm an, dass er so einiges befürchtete.
    Hinter dem Sheriff kam Steg Luka herein, der auf seinen verkrüppelten Beinen hereinschwankte. Hinter ihm stapfte ein fast gleichaltriger Mann. Er hatte einen struppigen weißen Schnauzbart und ungewaschenes graues Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, und blickte finster und verschlagen drein. Vielleicht war er auch nur kurzsichtig. Auf der Liste stand er als Bobby Frane.
    »Geht langsam weiter«, sagte ich. »Und lasst euch von dem Jungen genau ansehen.«
    Sie gingen an der Zelle vorbei. Bill Streeter sah sorgenvoll in jedes Gesicht.
    »Wünsch dir ’nen guten Abend, Junge«, sagte Luka. Bobby Frane tippte sich an eine unsichtbare Mütze. Einer der jüngeren Männer – der Liste nach Jake Marsh – streckte seine vom Bingokrauttabak gelbe Zunge heraus. Die anderen schlurften ohne eine Geste vorbei. Einige hielten dabei den Kopf gesenkt, bis Wegg sie anblaffte, gefälligst den Jungen anzusehen.
    Auf Bill Streeters Gesicht zeigte sich kein aufkeimendes Erkennen, nur eine Mischung aus Angst und Verwirrung. Ich ließ mir nicht anmerken, was ich dachte, aber ich verlor allmählich die Hoffnung. Warum sollte der Fellmann sich hier verraten? Wenn er die Nerven behielt, hatte er nichts zu verlieren – und das musste er wissen.
    Jetzt waren nur noch vier übrig … dann zwei … dann nur noch der Junge, der im Busted Luck bekannt hatte, immer ängstlich zu sein. Als er vorbeiging, sah ich auf Billys Gesicht etwas, was mich wieder hoffen ließ, aber dann wurde mir klar, dass sich hier nur zwei junge Menschen stumm gegrüßt hatten.
    Zuletzt kam Wegg, der seinen Schlagstock für alle Fälle gegen zwei Schlagringe aus Messing eingetauscht hatte. Er bedachte Billy Streeter mit einem nicht sehr freundlichen Lächeln. »Siehst wohl keine Ware, die du kaufen möchtest, was, Junker? Nun, das tut mir leid, aber ich kann nicht sagen, dass ich überrascht …«
    »Revolvermann!«, rief Billy mir zu. »Sai Deschain!«
    »Ja, Billy.« Ich stieß Wegg mit der Schulter beiseite und blieb vor der Zelle stehen.
    Billy fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. »Lasst sie noch mal vorbeigehen, wenn’s Euch beliebt. Aber diesmal sollen sie die Hosenbeine hochziehen. Ich kann die Ringe nicht sehen.«
    »Billy, die Ringe sind alle gleich.«
    »Nein«, sagte er. »Das sind sie nicht.«
    Sheriff Peavy hatte alles mitgehört, weil der Wind vorübergehend abgeflaut war. »Alles kehrt, Männer, und an der Zelle vorbei zurück. Dieses Mal mit
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