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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition)
Autoren: Megan Hart
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hinteren Bereich, was erklärte, wieso sie selber hier vorne war. Sie wollte nicht dabei sein, wenn die Leute sich ihre Bilder anschauten.
    „Soll ich mal gucken gehen?“, fragte ich. „Nein!“, rief sie. „Okay, doch.“
    „Das habe ich ihr auch schon angeboten, aber sie wollte nicht“, sagte Jared.
    „Du bleibst schön bei mir“, erklärte Jen. „Emm, könntest du einmal gucken gehen? Ich will aber nicht wissen, wenn jemand gemeine Sachen über meine Arbeit sagt.“
    „Das würde ich dir nie erzählen“, versprach ich ihr.
    Während ich mir einen Weg durch die Leute bahnte, hielt ich nach Johnny Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Ich warf meinen Müll in den bereitstehenden Eimer und schnappte mir ein Ginger Ale von der Bar. Nur für den Fall, dassmir wieder schlecht würde. An meiner Flasche nippend, betrat ich den rückwärtigen Raum.
    Jens Bilder fielen mir sofort ins Auge. Sie hingen an den weißen Wänden und wurden von winzigen Scheinwerfern angestrahlt. Sie hatte sich wochenlang damit herumgequält, ihre Lieblingsstücke auszusuchen, um sie Johnny zu präsentieren, und ich war mit ihrer Auswahl sehr einverstanden – obwohl ich wusste, dass meine Meinung nur insoweit zählte, als dass ich eine Freundin war. Ich betrachtete die Bilder genau, bewunderte die Art, wie sie die örtlichen Wahrzeichen fotografiert und sie durch Bildbearbeitung und das Bemalen per Hand hervorgehoben oder verändert hatte. Zu meiner Überraschung entdeckte ich mich in einem ihrer Werke.
    Sie musste es als Überraschung für mich geplant haben, denn obwohl ich mich daran erinnerte, wie sie das Foto aufgenommen hatte – und zwar mit ihrem Handy –, hatte ich keine Ahnung gehabt, dass sie es auch verwendet hatte. Es war ein Foto von meinem Gesicht, ich hatte die Augen niedergeschlagen und zog einen Schmollmund. Ich hatte versucht, einen verstohlenen Blick auf Johnny zu erhaschen. Jen hatte den Hintergrund entfernt und mein Gesicht im Fenster eines der unsanierten Sandstein-Häuser in meiner Gegend platziert. Daneben klebte ein Foto von meinem Haus, auf dessen Treppe Johnny und ich standen.
    „Nettes Stück“, sagte eine raue, weibliche Stimme neben mit. „Ich bin allerdings etwas schockiert, dass Johnny es für die Ausstellung zugelassen hat. Das ist er doch, oder? Mein Gott, man sollte wirklich denken, dass ich ihn erkennen würde.“
    Ich drehte mich zu der Frau um, die nun neben mir stand. Sie trug ein zu enges schwarzes Kleid und rote Pumps, die ohne die abgenutzten Spitzen netter ausgesehen hätten. Ihre blondierten Haare waren in einem hohen Pferdeschwanz zusammengenommen, der ihre Gesichtshaut straff nach hinten zog – vielleicht hatte sie aber auch ein sehr schlechtes Lifting gehabt. Sie drehte sich im gleichen Moment zu mir herum.
    „Ach du Scheiße“, sagte sie.
    Ich blinzelte ein paarmal und trat einen Schritt zurück. Es warSandy. Natürlich war sie älter. Verbrauchter. Aber ich erkannte sie sofort – und sie schien mich auch zu kennen.
    „Ach du Scheiße“, wiederholte sie beinahe im Plauderton und wandte sich wieder dem gerahmten Bild zu. Sie hielt eine unangezündete Zigarette in der Hand und tat so, als würde sie rauchen.
    „Sie müssen Kims Mutter sein.“ Meine Stimme zitterte so sehr, dass ich mich räuspern musste. „Sandy, richtig?“
    „Und Sie sind Johnnys Teenagerfreundin.“
    „Ach, aus dem Teenageralter bin ich schon lange raus.“ Ich hoffte, das hier würde nicht auf einen Streit hinauslaufen … aber andererseits war ein Teil von mir durchaus bereit, es mit ihr aufzunehmen.
    „Aber noch nicht lange“, erwiderte Sandy spöttisch und zeigte mit der Zigarette auf mich.
    „Warum interessiert Sie das? Sie und Johnny sind doch schon seit Jahren getrennt.“
    Ihr Lächeln war hart, aber nicht humorlos. „Stimmt. Aber das heißt nicht …“
    Sie hielt inne; ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie ließ ihren Blick über meinen gesamten Körper gleiten und schaute mir dann direkt ins Gesicht. Sie kam einen Schritt näher.
    „Haben wir uns schon mal kennengelernt?“, fragte sie.
    „Nein.“ Es schmeckte wie eine Lüge, aber alles, was ich hatte, war eine verrückte Theorie, mehr nicht.
    Sandy musterte mich erneut. „Sind Sie sicher?“ „Ja, bin ich.“
    „Sie kommen mir so bekannt vor.“
    Ich zwang mich zu einem Lachen, dachte an die Sandy mit den glasigen Augen oben in dem Zimmer des Johnnys von damals. Daran, wie sie einfach hereingeplatzt war, als wir
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