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Der Duft des Sussita

Der Duft des Sussita

Titel: Der Duft des Sussita
Autoren: Robert Scheer
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des Imaginären geschieht bei mir ganz selten, dies war so ein Fall, Dagmar und ich, sie unten und ich oben, danach umgekehrt, und auch … noch viel mehr, also war ich naturgemäß zufrieden und müde, schon wieder müde, obwohl es noch relativ früh war, früh für so eine entspannte Müdigkeit, ich wollte noch im Bett bleiben, war aber mit Onkel Sauberger in der Schenkinstraße in einem Café verabredet.
    Ich wollte das Treffen schon absagen, aber Dagmar wollte raus, vom Bett ins Freie, also gab ich trotz vieler Versuche der rationalen Argumentation gegen so eine abenteuerliche und hastige Entscheidung nach, obgleich nicht gerne. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich noch Tage im Bett verbracht, vielleicht sogar Monate, wenn nicht Jahre.
    Dagmars Bettakrobatik überzeugte mich, und dabei war ich so sehr verliebt wie schon lange nicht mehr. Ich hatte Lust auf mehr Dagmar, sie wusste, was ein Mann wie ich brauchte, ich wusste auch, was ich brauchte, vielleicht sogar ein wenig, was Dagmar brauchte, jedenfalls wusste sie, was ich mag, so beeindruckt war ich, dass ich ein kindisches Lächeln der Zufriedenheit auf meinem Gesicht hatte, als ich Onkel Sauberger küsste.
    Onkel Sauberger erfasste die Situation mit einem Blick. Er zwinkerte mir zu, als er Dagmar auf die Wange küsste.
    So eine wunderschöne Frau, sagte Onkel Sauberger in seinem typisch charmanten Ton.
    Danke, sagte Dagmar lachend.
    Als wir Kaffee bestellt hatten, fragte uns Onkel Sauberger, ob wir Hunger hätten.
    Wir haben schon gegessen, sagte Dagmar.
    Hummus und Schakschuka, ergänzte ich.
    Das ist kein Essen, sagte Onkel Sauberger.
    Dagmar lachte. Unter dem Tisch drückte ich mein Bein an ihres. Ich wollte sie haben. Sofort.
    Nein, sagte Dagmar.
    Was, sagte ich fragend.
    Das Essen, sagte Dagmar, es war okay, ganz okay, aber so fremd und ein wenig scharf … zu scharf … für meinen Geschmack …
    Ich verstehe Sie vollkommen, sagte Onkel Sauberger in seinem makellosen Hochdeutsch. Vollkommen verstehe ich Sie. Und Sie haben recht. Ganz recht. Ich würde niemals so etwas essen. Es ist pures Gift, diese orientalischen Gerichte sind zweifellos ungesund. Insbesondere für Sie, liebe schöne Dagmar. Aber es war klug, dieses … hmm … Essen zu probieren. Jetzt wissen Sie, was ich schon lange weiß. Nur gutes Fleisch, und mein Neffe hier weiß wohl, was Onkel Sauberger meint, sagte Onkel Sauberger und tippte ein paarmal auf meine Schulter.
    Ich nickte lächelnd.
    Dagmar lachte herzlich und schien begeistert von Onkel Saubergers praktischen und kulinarischen Weisheiten zu sein.
    Es gibt in diesem Land auch gutes Essen, sagte Onkel Sauberger entschlossen. Das gute Essen ist aber hier im Untergrund zu finden. Man muss sich auskennen. Hummus und Schakschuka kann man wohl überall essen. Aber das ist kein Essen, kein richtiges Essen. Wenn Sie etwas Gutes essen wollen, liebe Dagmar, sagte Onkel Sauberger, dann können Sie es auch hier tun, in diesem Ländle, auch hier kann man so gut essen wie zu Hause.
    Wie zu Hause?, fragte Dagmar.
    Jawohl, sagte Onkel Sauberger.
    Ich bin erst seit kurzem hier in Israel, aber ich vermisse bereits das Essen von zu Hause, sagte Dagmar.
    Also …, sagte Onkel Sauberger, wenn Sie etwas Leckeres, genau wie zu Hause essen wollen, dann können Sie mich jederzeit anrufen. Ich stehe Ihnen immer zur Verfügung.
    Danke, sagte Dagmar.
    Nichts zu danken, meine liebe schöne Taube, sagte Onkel Sauberger.
    Nachdem Dagmar und ich den Abend und die Nacht im Bett verbracht hatten, fuhren wir morgens mit dem von mir gemieteten Auto Richtung Norden, nach Caesarea. Dort nahmen wir unser Frühstück ein, ein sogenanntes israelisches Frühstück, was im Gegenteil zu dem kontinentalen Frühstück größer und gesünder ist, so sagte uns die Kellnerin, nicht nur größer, sondern auch gesünder sei der israelische Frühstücksteller, sagte sie, mit frischem Salat und Obst, fügte die Kellnerin hinzu, also sollten wir unbedingt das israelische und nicht das kontinentale Frühstück nehmen, das sei ihre Meinung, aber auch andere dächten so, alle dächten so, und obwohl es ein wenig teurer sei, es sei den Preis wert. Also bestellten wir beide, Dagmar und ich, das israelische Frühstück, wenngleich Dagmar, bevor die Kellnerin ihre Empfehlung aussprach, den kontinentalen Frühstücksteller hatte bestellen wollen. Nach den überzeugenden Erklärungen der Kellnerin jedenfalls entschied sich Dagmar für das israelische
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