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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Autoren: Jeff Bridges
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auseinanderzusetzen, was wirklich passiert ist, nicht mit deinen Meinungen darüber. Du hast das für diesen Moment bestmögliche Essen zubereitet. Wenn keiner es haben wollte, egal, du hast trotzdem das beste Essen gekocht, zu dem du imstande warst. Vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt, aber das heißt ja nicht, dass er nicht noch kommen kann.
    Ständig bereiten wir Mahlzeiten zu: Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Zwischenmahlzeiten. Wir können uns selbst verköstigen oder anbieten, für andere zu kochen, doch manchmal verschwenden wir Energie auf Dinge wie: Ich hab das gekocht, und du musst es essen , oder: Das hat man mir vorgesetzt, also muss ich es essen, auch wenn ich gar keine Lust dazu habe . Es handelt sich dabei um eine Variante von Ich muss das tun oder Sie muss das tun . Und das kann nur zu Frustration führen.
    Wenn also eine Stimme sagt: Ich hätte das tun sollen , so erwidere sofort: Das ist vielleicht deine Meinung, Mann . Es ist nur eine Meinung; es ist nichts Wahres dran. Einer meiner japanischen Zen-Lehrer, ein berühmter und hoch geachteter Meister, sagte immer: »Das ist eine nette Betrachtungsweise.« So trat etwa einmal ein junger, unerfahrener Bursche an ihn heran: »Hey, Sie liegen da völlig falsch! Warum machen Sie das nicht so?« Und statt ihm zu sagen, dass er noch feucht hinter den Ohren sei und keine Ahnung habe, wovon er da eigentlich rede, meinte mein Lehrer einfach: »Das ist eine nette Betrachtungsweise.«
    JEFF:    Das ist ja interessant .
    BERNIE:   Er musste weder beweisen, dass der Junge unrecht hatte, noch, dass er selbst recht hatte. Es war lediglich noch eine Meinung. Und genauso können wir auch mit den Stimmen in unserem Kopf verfahren.
    JEFF:   Führen wir doch das Beispiel mit dem Schnarchen noch ein bisschen weiter. Nehmen wir an, die Finger tun mir weh. Was mache ich dann? Ich könnte ein Ibuprofen nehmen oder mir ein bisschen Heroin spritzen. Wo ziehe ich die Linie? Gibt es eine Linie? Sucht man bei Arthritis überhaupt Linderung und nimmt eine Tablette oder hält man den Schmerz aus?
    BERNIE:   Das hängt vom jeweiligen Moment ab. Du legst von deinen schmerzenden Fingern genauso Zeugnis ab, wie wir von den Schmerzen der Welt Zeugnis ablegen. Im Buddhismus haben wir etwas, was der Mittlere Weg genannt wird. Viele verstehen darunter eine Art Zwischending zwischen zwei Möglichkeiten. Im Zen aber sagen wir, der Mittlere Weg ist genau das, was im jeweiligen Moment geschieht. Er ist weder gut noch schlecht; er ist nur, was ist. Die Frage ist, lege ich Zeugnis ab oder nicht?
    Die Finger tun mir weh, also könnte ich eine Tablette einnehmen, gar nichts tun oder auch Heroin spritzen. Schließlich können ja alle drei Abhilfe schaffen. Wenn ich nicht allein vom Schmerz Zeugnis ablegen will, sondern von der ganzen Situation, wäre eine Tablette wohl vernünftiger als das Heroin, weil ich von der nicht so leicht abhängig werde. Für jemanden, der bereits abhängig ist und nun Schmerzen in den Fingern hat, bedeutet ein freundlicher Umgang mit sich selbst womöglich eine kleine Dosis Heroin.
    Wir entscheiden uns, wie wir uns entscheiden, und danach geben Leute ihren Senf, sprich ihre Meinungen dazu. Die Gesellschaft behauptet vielleicht: Du ruinierst dich, wenn du Heroin spritzt . Die gleiche Gesellschaft erklärt mir aber auch zuweilen, Du ruinierst dich, wenn du Fleisch isst , oder Du ruinierst dich, wenn du eine Zigarre rauchst . Meinungen hat jeder. Ich aber glaube daran, Zeugnis abzulegen; wenn ich es schaffe, wirklich mit mir in Kontakt zu sein, werde ich auch Dinge tun, die gut für mich sind und mir am wenigsten Schmerzen bereiten.
    Auf sich selbst zu vertrauen, das ist das Entscheidende. Darauf zu vertrauen, dass man das in der jeweiligen Situation und im betreffenden Moment Angemessene tun wird.
    JEFF:   Ja, mehr Vertrauen. Unterscheidet sich solches Selbstvertrauen eigentlich vom Vertrauen in die Wirklichkeit?
    BERNIE:   Was ist denn Wirklichkeit? Ich muss immer an Robin Williams denken, wie er damals in seiner Rolle als Mork sagte, dass Wirklichkeit nur eine Vorstellung ist.
    Nehme ich nun was, um den Schmerz zu lindern oder nicht? Ich behaupte oft von mir, dass ich eine hohe Toleranzschwelle für Schmerzen habe und Schmerzen deshalb kein großes Problem für mich darstellen. Was ganz okay ist, solange ich nicht an dieser Vorstellung hänge.
    Ich habe also arthritische Beschwerden. Ich löse mich von meinen angestammten Vorstellungen, begebe
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