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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter
Autoren: Martin Scott
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Menge Fragen.«
    Ich bin beeindruckt. Der Konsul ist Turais höchster Beamter und nur dem König Rechenschaft schuldig. Hauptmann Rallig starrt mich an. Ich starre ihn an. Die letzten Jahre haben es mit ihm eindeutig besser gemeint als mit mir. Er hat noch sein langes blondes Haar und die breiten Schultern und sieht gut aus. Vermutlich hat er auch immer noch einen Schlag bei den Mädels in seiner schicken schwarzen Tunika und dem wehenden Umhang. Trotzdem ist er kein Blödmann. Im Gegensatz zu den Armleuchtern, aus der sich die Zivilgarde im Allgemeinen zusammensetzt, besitzt er einen Verstand, der so scharf ist wie ein Elfenohr.
    »Also? Worum geht es?«
    Ich schweige wie ein Grab.
    »Ich glaube ja nicht, dass du Attilan umgebracht hast«, erklärt der Hauptmann. »Aber ich vermute, dass du vielleicht einen kleinen Einbruch …«
    »Seid nicht albern.«
    »Albern? Vielleicht bin ich albern. Vielleicht auch nicht. Ich habe zwar noch nicht gehört, dass du schon mal jemanden ausgeraubt hättest, aber andererseits wusste ich bisher auch nicht, dass du der Bruderschaft fünfhundert Gurans schuldest.«
    Er sieht meine Überraschung.
    »Du steckst in Schwierigkeiten, Thraxas. Corleonaxas wird dir den Kopf abreißen, wenn du nicht zahlst. Du brauchst dringend Geld, was uns natürlich zu denken gibt, wenn wir dich in den Häusern irgendwelcher Reichen finden, ohne dass du eine Einladung vorweisen kannst. Warum erzählst du mir also nicht einfach, was hier los ist?«
    »Ich bespreche meine geschäftlichen Angelegenheiten nicht mit der Zivilgarde. Und auch mit niemandem sonst. Wenn ich das täte, hätte ich bald keine Klienten mehr.«
    »Und wer ist dein Klient?«
    »Niemand.«
    »In diesem Fall, Thraxas, solltest du deine Gebetsmoral überdenken. Wenn du uns nicht sagen willst, was wir wissen wollen, wirst du jede Menge göttliche Unterstützung brauchen, um aus dieser Zelle herauszukommen.«
    Er geht. Ich bleibe. Ich schmachte, dürfte wohl der passendere Ausdruck sein.
    Später besteche ich einen Schließer, damit er mir ein Nachrichtenpapyrus besorgt.
    Der Berühmte Und Wahrheitsgetreue Chronist ist eines der zahlreichen Schundpapyri, die jeden Tag in Turai veröffentlicht werden. Er ist weder berühmt noch wahrheitsgetreu, sondern berichtet mit Vorliebe von skandalösen Beziehungen zwischen Senatorentöchtern und Offizieren der Palastwache, aber dafür ist er unterhaltend. Er besteht aus einem einzelnen Blatt Papyrus, das auch noch schlecht gedruckt ist. Meistens steht nur Klatsch und Tratsch drauf, aber heute berichtet der Chronist von den sensationellen Neuigkeiten über Attilans Tod. Offenbar macht der niojanische Botschafter tatsächlich allen die Hölle deswegen heiß. Er hat beim König gegen diese massive Verletzung der diplomatischen Immunität protestiert. Damit hat er wirklich nicht ganz unrecht. Man kann die Immunität eines Diplomaten wohl kaum ernster verletzen als dadurch, dass man ihn umlegt. Unser König, der stets bemüht ist, die Niojaner zu beschwichtigen, befindet sich daher in einer etwas kniffligen Lage. Für den Palast ist es wichtig, dass dieser Mord so rasch wie möglich aufgeklärt wird. Und es ist durchaus möglich, dass sie ihn in ihrer Eile einfach mir anhängen.
    Aber so viel ich auch in meiner Zelle darüber nachdenke, ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen. Ich habe keine Ahnung, wer Attilan getötet haben könnte. Oder warum die Prinzessin mich losgeschickt hat, Liebesbriefe wiederzubeschaffen, die sich dann als Zauberspruch entpuppt haben, als ein Schlaflied für Drachen. Wer braucht denn so was? Es gibt hier keine Drachen, abgesehen von dem Schoßdrachen des Königs im Zoo und dem neuen Zuchtdrachen der Orgks. Ich grüble darüber nach. Eigentlich ist das eine interessante Geschichte. Dieser Drachenbulle, der jetzt neu im Zoo angekommen ist, war nur eine Leihgabe. Die Orgkische Nation von Gzak hat ihn König Reeth-Lackal als Unterpfand ihrer Freundschaft überreicht, damit er sich mit dessen eigenem Drachenweibchen paart. Natürlich herrscht zwischen Turai und Gzak alles andere als Freundschaft, genauso wenig wie zwischen irgendeinem anderen menschlichen oder orgkischen Volk, ungeachtet aller Friedensverträge. Warum genau die Orgks ihn geschickt haben, ist mir nicht ganz klar. Ich glaube eigentlich nicht, dass sie sich den Kopf darüber zerbrechen, ob sich König Reeth-Lackals Drachenweibchen eventuell einsam fühlen könnte. Vielleicht wollen sie den Leuten auf diesem Wege nur
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