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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: Folge 5

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: Folge 5

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: Folge 5
Autoren: Bastian Sick
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Gleichklang von Konsonanten und Besonderheiten von Dialekten keine Rechtfertigung für mangelnde Rechtschreibung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Nicht einmal in einer Sendung, die offenbar eher »brisand« als brisant ist. Leider gibt es keinen Rechtsanspruch auf fehlerfreies Fernsehen; ich befürchte, man kann bei einer Häufung von Rechtschreibfehlern nicht einmal eine Gebührenminderung geltend machen. Sonst wären unsere Fernsehanstalden balt am Ente.
Weiteres zu typischen Rechtschreibfehlern:

»In Massen genießen« (»Dativ«-Band 1)
»Der große Spaß mit das und dass« (»Dativ«-Band 2)
»Der Pabst ist tod, der Pabst ist tod!« (»Dativ«-Band 2)
»Ich glaub, es hakt!« (»Dativ«-Band 3)
»Geradewegs auf die schiefe Ebene« (»Dativ«-Band 4)

Alle Vögel sind schon da
    Frühling liegt in der Luft! Man kann ihn riechen, sehen und hören. Seine beliebtesten Vorboten sind die Vögel. Seltsam, dass sie in unserem Wortschatz so schlecht wegkommen: Vögel dienen als Platzhalter für Dummköpfe, Verrückte, Verbrecher und sogar für den Teufel.
    Seit Generationen lernen Kinder mit Begeisterung das fröhliche Frühlingslied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und besingen Amsel, Drossel, Fink und Star und schließlich die gesamte Vogelschar. Ohne Übertreibung kann man feststellen, dass Vögel sich bei uns Menschen großer Beliebtheit erfreuen. Ausgenommen vielleicht Krähen und Elstern, die noch immer ein gewisses Imageproblem haben. Und Tauben, wenn sie uns von oben herab bekleckern. Die meisten Vögel aber mögen wir, wir schätzen ihre Eleganz, ihre Leichtigkeit, ihren Nesttrieb, ihren Familiensinn. Wir bewundern ihr schillerndes Gefieder und ihren Gesang. Und seit ewigen Zeiten beneiden wir sie um die Fähigkeit zu fliegen.
    Die Vögel haben einen festen Platz in dieser Welt und auch in unserer Sprache. Vögel beflügeln unseren Wortschatz. Es gibt viele Redewendungen, in denen Vögel vorkommen. »Mein lieber Schwan!«, sagt man zum Beispiel, wenn man ganz besonders erstaunt ist. Das geht auf eine Oper von Richard Wagner zurück, in der sich ein gewisser Herr Lohengrin von einem Schwan übers Wasser ziehen lässt und nach der Ankunft die Arie anstimmt: »Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!«
    Auch der Kuckuck musste für viele Redensarten herhalten. Wenn es irgendwo drunter und drüber ging, sagte man: »Da ist der Kuckuck los!« Damit war eigentlich der Teufel gemeint. Aber weil man früher Angst davor hatte, den Ihr-wisst-schon-wen beim Namen zu nennen, sagte man lieber »Kuckuck«. Daher auch die Wendungen »Das weiß der Kuckuck«, »Hol’s der Kuckuck!«, »Zum Kuckuck noch mal!« und »Scher dich zum Kuckuck!«.

    Daneben flattern durch unsere Sprache zahlreiche »schräge Vögel«. Wer nicht ganz richtig im Kopf ist, bei dem »piept« es, wie man umgangssprachlich sagt. Und warum piept es? Weil er einen Vogel hat! Und zwar nicht irgendeinen Vogel, sondern eine Meise. Wir freuen uns über Meisen im Garten und stellen für sie im Winter sogar Futterhäuschen auf. Aber wehe, jemand hat eine Meise im Oberstübchen! Womöglich gar eine ausgewachsene Vollmeise!

    Dann fehlt nicht mehr viel, und er wird ein »komischer Kauz«. So nennt man jemanden, der seltsam und verschroben ist. Das kommt wohl daher, dass Käuze immer ein bisschen verkniffen dreinschauen. Ein Kauz ist eine fusselige Eule, und Eulen sind bekanntlich nachtaktive Vögel.

    Deshalb wird ein Mensch, der den Tag verschläft und sich die Nächte um die Ohren schlägt, scherzhaft als »Nachteule« bezeichnet. Das bevorzugte Revier der Nachteule sind Kneipen und Bars, die bis zum Morgengrauen geöffnet haben.

    Vögel sind eigentlich recht reinlich, sie putzen ständig ihr Gefieder und kremen sich mit Bürzeldrüsenfett ein. Dennoch nennen wir ein Kind, das sich schmutzig gemacht hat, einen »Dreckspatz«, und wenn es mit Farben wütet und Kleckse macht, dann wird es gar zum »Schmierfinken«. Früher nämlich hielt man den Finken für einen schmutzigen Vogel, weil er immer wieder dabei erwischt wurde, wie er in Pferdeäpfeln herumpickte. Dabei sind Pferdeäpfel ja sehr nahrhaft und werden auch gern als Dünger verwendet. Dennoch hat sich die Bezeichnung Schmierfink bis heute gehalten. Es gibt auch erwachsene Schmierfinken. Man versteht darunter einen lausigen Kunstmaler, einen anonymen Verfasser unanständiger Briefe oder jemanden, der nachts heimlich Häuserwände mit Graffiti verunstaltet.

    Ein Mensch, der stets zu Scherzen
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