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Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)

Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)

Titel: Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
Autoren: Tina Folsom
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Atemzug gab er seinen Kampf auf und erlaubte dem Wasser, ihn zu verschlingen.
    ***
    Isabella Tenderini vernahm das Geräusch des herumschwappenden Wassers in dem ansonsten ruhigen Kanal und bat ihren vertrauenswürdigen Gondoliere, schneller zu fahren. Der Canale Grande war wegen des Karnevals voller Boote und Gondeln, und sie hatte deshalb Adolfo angewiesen, sie durch die ruhigeren Seitenkanäle nach Hause zu bringen.
    „Ja, Signora“, sagte er jetzt und trieb die Gondel mühelos vorwärts.
    Ihre Augen spähten in die Dunkelheit. Gelegentlich warf Licht von den Häusern, die den Kanal säumten, unheimliche Schatten auf den schmalen Wasserweg. „Siehst du etwas?“
    „Direkt vor uns scheint etwas im Wasser zu sein“, antwortete Adolfo.
    „Schnell, bring uns dorthin.“ Ihr Herz schlug höher, als sich schreckliche Gedanken in ihr breitmachten. „Berichte mir, was du siehst.“
    „Jemand scheint im Wasser zu sein, Signora.“
    Die Angst packte sie wie eine enge Faust, und ohne lange nachzudenken, nahm sie den Umhang ab, der sie gegen die kalte Nachtluft geschützt hatte, und ließ ihn auf den Sitz neben sich fallen. „Ein Kind?“
    „Nein, größer. Ein Mann.“
    Ein Gefühl von Déjà–vu überkam sie und ihr Herz erinnerte sie an ihren eigenen Verlust. Ohne zu zögern, öffnete sie die Schnüre ihres Mieders, da fühlte sie Adolfos Hand auf ihrer Schulter.
    „Nein, Signora, er ist zu schwer für Sie. Sie können keinen Mann retten. Ein Kind, ja, aber keinen erwachsenen Menschen.“
    Isabella wandte sich ihm zu. Sie würde sich nicht von seiner Besorgnis davon abbringen lassen. Er musste verstehen, dass sie dies tun musste, damit keine andere Frau die Schmerzen ertragen müsste, die sie hatte ertragen müssen. Dass keine andere Frau heute Witwe werden würde, so wie sie Witwe geworden war. „Ich kann niemanden ertrinken lassen, das weißt du doch.“
    Er nickte und trotz der Dunkelheit erkannte sie seine traurige Miene. Aber er würde sie nicht aufhalten. Ihr eigener Gemahl, ein wohlhabender Kaufmann, war vor einem Jahr in einem dieser Kanäle ertrunken. Das Geld, das er ihr hinterlassen hatte, hatte ihr nicht über den schmerzhaften Verlust hinweggeholfen.
    Als sie ihr reich besticktes Kleid auszog und die Petticoats auf den Boden der Gondel fallen ließ, blies die kalte Februarluft durch ihr Unterkleid. Aber alles, woran sie denken konnte, war der Mann, dessen Hände nun die einzigen Körperteile waren, die noch aus dem Wasser ragten, als versuchte er, sich an einem unsichtbaren Seil festzuhalten. Wenn sie ihn retten könnte, würde sie vielleicht endlich Frieden finden und akzeptieren, was geschehen war. Giovannis Tod akzeptieren.
    „Halte dich über Wasser“, bat Isabella. „Nur noch ein paar Sekunden.“ Sie betete, sie würde nicht zu spät kommen.
    „Ich werde Ihnen helfen“, bot Adolfo an.
    Sie schüttelte den Kopf. Nur weil sie diese Dummheit begehen musste, bedeutete das nicht, dass sie ihren treuen Diener gefährden würde. „Nein, du bist kein guter Schwimmer.“
    Nachdem er das Boot neben dem Ertrinkenden zum Stillstand gebracht hatte, ließ Adolfo vom Ruder ab und trat hinter sie. Einen Augenblick später spürte sie seine Hände auf sich.
    „Was?“ Er würde sie doch nicht aufhalten wollen?
    „Ein Seil. Ich werde es um Sie binden.“
    Gekonnt band er das Tau um ihre Taille, während sie das dunkle Wasser nach dem Mann absuchte. Seine Hände waren verschwunden. Er war untergegangen. Nur Wellen waren noch auf der Wasseroberfläche zu sehen.
    „Beeil dich!“
    „Fertig.“
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, sprang sie mit den Füßen voraus in den Kanal. Das eiskalte Wasser traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hielt den Atem an und ließ sich in die Tiefe des trüben Kanals ziehen. Sie spürte einen Ruck am Seil und wusste, dass Adolfo dafür sorgen würde, dass ihr nichts geschehen würde.
    Isabella öffnete ihre Augen nicht – es hatte keinen Zweck. Ihre Augen würden nur schmerzen, doch sehen würde sie trotzdem nichts. Es war zu dunkel. Selbst bei Tageslicht wäre es fraglich, ob ihre Augen ihr in dem trüben Wasser dabei helfen könnten, den Ertrinkenden zu finden.
    Sie ruderte mit ihren Beinen und streckte ihre Hände aus, tastete sich vor. Nichts. Fieberhaft tauchte sie tiefer, drehte sich zu ihrer Linken, dann zu ihrer Rechten. Sie streckte ihre Arme weiter aus. Schließlich berührten ihre Finger etwas. Sie griff danach und ihre Hand bekam ein Stück Stoff zu fassen,
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