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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter
Autoren: Jane Casey
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aufgeregt anhörte. Variante eins: Es gab eine neue Leiche. Variante zwei: Der Mörder war gefasst. In beiden Fällen würde ich nicht so bald wieder zum Schlafen kommen.
    » Wir haben ihn.«
    » Ist nicht dein Ernst.« Ich setzte mich im Bett auf, machte das Licht an und ignorierte das unwillige Schnaufen neben mir, während ich blinzelnd versuchte, mich zu konzentrieren. » Wie und wo denn?«
    » Wir hatten freundliche Unterstützung von einer netten jungen Dame. Sie ist ein bisschen durch die Kneipen gezogen und hat mit einem scharfen Gegenstand verhindert, dass sie das nächste Opfer des Brandmörders wird.«
    » Aber er ist doch nicht tot?« Mein Herz hämmerte. Wenn er tot war, dann war’s das. Keine Antworten. Kein Prozess.
    Keine Gerechtigkeit.
    » Nee, er wird’s schaffen. Im Moment flicken sie ihn im Krankenhaus wieder zusammen. Zwei Stichverletzungen im Unterleib, sie hat ihm den Darm aufgeschlitzt.«
    » Autsch.«
    » Ja, hätte keinem Netteren passieren können.«
    » Kennen wir ihn?« Ich rieb mir mit dem Handballen die Augen und unterdrückte ein Gähnen.
    » Nein, völlig unbekannt. Nie polizeilich aufgefallen und nicht im Blickfeld der Ermittlungen.«
    Ich seufzte. Das waren keine besonders guten Neuigkeiten. Also waren wir nicht einmal nahe dran gewesen, ihn zu erwischen, sondern hatten einfach nur Glück gehabt. Und das Mädchen natürlich noch viel mehr. Normalerweise fand ich es nicht so toll, wenn Leute mit einem Messer in der Tasche herumliefen. Aber angesichts der vielen toten Frauen, die ich in den letzten Wochen gesehen hatte, war das vielleicht doch keine so schlechte Idee.
    » Er heißt Vic Blackstaff. Hatte seine Ausweispapiere bei sich– Führerschein, Firmenausweis. Er ist Mitte fünfzig, arbeitet im Schichtbetrieb bei einem Callcenter in Epsom und wohnt in Peckham. Fährt auf dem Heimweg durch Südwest-London, und zwar in den ganz frühen Morgenstunden. Reichlich Gelegenheit.«
    » Älter, als wir dachten«, merkte ich an. » Schichtarbeit passt aber ins Bild. Wo ist es passiert?«
    » In Richmond.«
    » Ziemlich weit weg von der üblichen Gegend. Bisher hat er sich doch auf Kennington und Stockwell beschränkt und ist nie bis Richmond gekommen.« Ich runzelte die Stirn.
    » Ja, aber in seinem angestammten Gebiet wimmelt es doch inzwischen von Polizei. Von daher ist es nachvollziehbar, dass er sein Territorium verlässt, oder?« Rob klang so überzeugt, dass ich nicht weiter nachhakte. Und wie sollte man sich denn bitteschön in einen Serienmörder hineinversetzen?«
    » Im Moment haben sie sein Auto in der Mangel«, fügte Rob hinzu. » Wir warten dann im Krankenhaus.«
    » Wer ist wir?«
    » Der Chef und ich. Und Detective Inspector Judd, leider. Wir wollen die junge Dame vernehmen, sobald die Ärzte uns zu ihr lassen. Sie wird gerade noch untersucht.«
    » Wie geht es ihr? Wird sie…«
    Es widerstrebte mir, den Satz zu beenden. Wird sie es schaffen? Ist sie schwer verletzt? Hat sie Verbrennungen? Wie weit ist er gekommen?
    » Es geht ihr ganz gut, abgesehen von den Nerven. Mit ihr ist alles in Ordnung, aber wir durften noch nicht mit ihr reden. Sie sagt, dass sie noch nicht so weit ist.« Rob hörte sich ungeduldig an, und das ärgerte mich. Warum sollte sie sich nicht erst einmal sammeln dürfen, bevor sie mit der Polizei sprach? Bestimmt stand sie unter Schock. Was sie jetzt vor allem brauchte, war ein einfühlsamer Gesprächspartner. Und wer wäre dafür besser geeignet als ich? Energie strömte in meine müden Glieder, und Adrenalin verscheuchte die Müdigkeit, um die ich mich später wieder kümmern würde, sobald ich Zeit dazu hatte. Drei Stunden Schlaf waren vorerst völlig ausreichend. Inzwischen war ich aufgestanden und stolperte auf wackeligen Beinen zur Tür. Sie schmerzten, als hätte ich am Tag zuvor einen Marathon absolviert.
    » Ich bin gleich da. Vielleicht lassen sie mich ja mit ihr reden.« Die einzige Frau im Dunstkreis von Chief Superintendent Godley zu sein, hatte zwar nicht unüberschaubar viele Vorteile, war aber hin und wieder ganz praktisch.
    » Warum überrascht mich das jetzt nicht? Von null auf hundert in zehn Minuten, das bist ganz du.«
    » Deswegen hast du mich doch angerufen, oder nicht?« Ich war unterdessen im Badezimmer angekommen und überlegte, ob ich es riskieren konnte, mit dem Hörer am Ohr zu pinkeln. Aber das würde er sicher mitbekommen. Also besser warten.
    » War mir doch klar, dass du dabei sein willst.« Das war natürlich nur ein
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