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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond
Autoren: T. J. Hudspeth
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wickeln und ging mit ihr mit. Die heimtückische Schönheit, die ein falsches Spiel mit ihm trieb, verwickelte ihn indessen in ein Gespräch, damit er nicht auf den Gedanken kommen konnte, dass er geradewegs in eine Falle getappt war.

Elester erwiderte ihren brillanten Schachzug mit einem schiefen Grinsen, als sich ihre Blicke trafen. Werwölfe waren noch nie besonders klug gewesen, denn sie ließen sich zu sehr von ihrer animalischen Seite beeinflussen. Noch dazu war Raven Black ein liebestoller, naiver und unerfahrener Frischling, der noch nicht zu seiner vollen Macht gefunden hatte. Selbst wenn er ihnen diese Geschichte nicht abgenommen hätte, so wäre es ein Leichtes für sie gewesen, ihn zu überwältigen. Doch dummerweise war er nichts weiter als ein verliebter junger Mann, der seine holde Maid retten wollte. So wurde er das ahnungslose Opfer einer arglistigen Täuschung, die ihn sein blindes Vertrauen in zwei völlig fremde Vampire eingehandelt hatte.

Ohne dass Raven es bemerkte, hinterließ Elester eine Notiz, die er gut sichtbar auf dem Esstisch platzierte. Darauf stand geschrieben:

"Wir haben Raven Black in unserer Gewalt. Mimma Craft soll beim nächsten Vollmond zur Wolfs-Tomb Höhle kommen, oder er wird sterben. Hochachtungsvoll gezeichnet, Elster und Jinx."

Der adrette Vampir war sich sicher, dass die Nachricht Mimma schon bald erreichen würde. Zufrieden schloss er die Tür hinter sich und folgte der munter vor sich hin plaudernden Jinx und dem nichts ahnenden Jüngling, der seinen Bruder Colin früher wiedersehen würde, als ihm lieb gewesen wäre.

    *****

Alle saßen bereits an der Tafel im großen Saal. Ein lang gezogener Tisch aus dunklem Holz mit massiven Standbeinen, die prunkvoll verziert waren. Luna drehte demonstrativ ihren Kopf weg, als sich ihre Blicke trafen. Neben ihr saß Onyx, der den blonden Nachzügler interessiert beäugte. Ardric nickte kurz, um ihn zu begrüßen, denn bisher hatte sich noch keine Gelegenheit geboten, in der er sich mit dem dunklen Schattenkrieger hätte bekannt machen können. Ansonsten befanden sich noch ein paar andere starke Vampire, die schon lange zur Familie gehörten und die Ardric bereits vom Sehen her kannte, mit am Tisch. Am Kopf der Tafel saßen die Ältesten, die sich flüsternd miteinander unterhielten. Flora beeilte sich und setzte sich zu ihrem Gefährten Talon.

Mimma lümmelte schläfrig auf dem Tisch und spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne. Wie auf ein Zeichen hin hob sie ihren Kopf und erblickte Ardric. Ihre runden Kulleraugen und ihr kindliches Gesicht verliehen ihr wie immer eine gewisse Unschuld, der man es nicht zutrauen würde, dass sie das Spiel mit dem Feuer liebte und sich in ihrer Freizeit mit einem Werwolf vergnügte. Er ließ sich neben ihr auf dem Stuhl nieder und verschränkte die Arme vor der Brust, damit niemand sehen konnte, wie er vor Wut die Hände zu Fäusten ballte. Am liebsten hätte er ihr gerne noch an Ort und Stelle eine Szene gemacht, was ihr überhaupt einfiele, sich so danebenzubenehmen, doch er wollte dieses Problem alleine aus der Welt schaffen, ohne dass die Ältesten davon erfuhren, denn ihre Problemlösungen endeten stets mit dem Tod. Wenn Sato erfahren würde, was Mimma getan hatte, würde er nicht einmal mit der Wimper zucken und sie mit einer einzigen Handbewegung in einem Meer aus Flammen verbrennen lassen. Er hoffte, dass niemand seinen vorherigen Wutausbruch mitbekommen und die Ältesten davon in Kenntnis gesetzt hatte.

"Setz dich gefälligst aufrecht hin!", zischte er sie an und warf ihr einen zornigen Blick zu. Mimma erwiderte diesem mit einem genervten Augenrollen und lehnte sich mit gekrümmtem Rücken und hängenden Schultern an der hohen Stuhllehne an, die ihren Kopf überragte. Sie hatte überhaupt keine Lust auf diese Versammlung und läge viel lieber in ihrem Bett, um schlüpfrige Nachrichten mit Raven auszutauschen, doch es blieb ihr nichts Anderes übrig. So musste sie nun der Dinge ausharren und hoffen, dass die Zusammenkunft nur wenig Zeit in Anspruch nehmen würde.

Plötzlich machte sich Aufregung, unter den anwesenden Vampiren breit. Sato, der Anführer der Ältesten, erhob sich aus seinem Thron und hielt einen seltsamen Stock in der Hand. Alle an der Tafel schienen zu wissen, was es damit auf sich hatte, denn auf ihren Gesichtern machte sich größte Besorgnis breit. Selbst Ardric sah beunruhigt aus. Mimma war die Einzige, in deren Augen man Verwirrung ablesen konnte, denn
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