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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition)
Autoren: David Foster Wallace
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blöd.«
    »Der marschiert nach seiner eigenen Musik.«
    »Da muss was Geschäftliches dran sein. Hovatter weiß, wie man Kasse macht – warum sollte er euch da einweihen?«
    »Vielleicht aus Gründen der Steuervermeidung«, vermutete Sylvanshine. »Verluste aus Kapitalvermögen?«
    Wieder nur Starren, aber kein Lachen, aber das störte Sylvanshine anscheinend nicht. Singh verstand Sylvanshine nicht, er konnte ihn als Typ einfach nicht einordnen.
    »Wünsch dir dazu bloß keine Erläuterungen von Hovatter«, meinte Tantillo zu Singh. »Der kaut dir bloß das Ohr ab.«
    »Der redet da schon das ganze Jahr von.«
    »Irgendwann bettelst du um Gnade. Er hat Gründe in Hülle und Fülle, glaub mir.«
    Singh senkte den Kopf. »Ich glaub, ich frage trotzdem.«
    Hovatter nahm die Hand vom Kinn und drehte den Kopf in Singhs Richtung, ohne ihn direkt anzusehen, als verweigerte er ihm das Privileg vollständiger Aufmerksamkeit. »Warum sind die Menschen auf den K2 gestiegen?«
    »Weil er da war, meinst du?«, sagte Pethwick.
    »Um zu zeigen, dass es geht.«
    Wakeland hob die Hand. »Der K2 wird auch Mount G-Godwin-Austen genannt.«
    »Da hast du’s. Godwin-Austen hat ihn bestiegen, damit er nach ihm benannt wird.«
    »Falsch. Wurde erstmals 1948 von italienischen Bergsteigern bestiegen.«
    »1958.«
    »Godwin und Austin haben ihn entdeckt, daher der Name.«
    »Wie ›entdeckt‹ man eigentlich einen riesigen Berg, in dessen Nähe die Menschen schon seit Tausenden von Jahren wohnen? So die Schiene. So die Schiene.«
    »Es gab einen Preis dafür. Es gab irgendeinen Wettkampf, und die italienischen Bergsteiger haben gewonnen.«
    »Es ist eine Herausforderung. Es ist an und für sich schwer«, sagte Runyon. »Es ist eine titanische Herausforderung, und der Mensch hat den unbezähmbaren Drang, Herausforderungen anzunehmen.«
    Singh tat so, als würde ihm ein Blatt Papier runterfallen, und als er sich bückte, um es aufzuheben, sah er, klar doch, Runyon hatte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten geballt.
    Hovatter ließ Singh nicht aus den Augen, und als dieser mit dem Blatt in der Hand wieder hochkam, zuckte er ein paarmal die Schultern und wartete (hatte Singh den festen Eindruck), bis die anderen am Tisch gemerkt hatten, wie cool er die Schultern zuckte, und davon highschoolmäßig beeindruckt waren. Dann sagte Hovatter mit einer höheren Stimme, als man bei seiner Größe erwartet hätte: »Einfach um zu zeigen, dass es möglich ist. Dass man das schaffen kann.«
    Die beiden Puschenpisser, die zu der Diskussionsrunde am Tisch bisher noch nichts beigetragen hatten, waren ihren Ausweisen zufolge G-2 M. Hafaf und G-2 B. Wiegand. Singh versuchte, sich das zu merken.
    Pethwick faltete seine Sandwichtüte auf die komplizierte Weise zu einem Dreieck, wie Marines das mit dem Sternenbanner machen. »Und was ist mit den Sekunden, die ihm beim Kassettenwechseln verloren gehen? Egal, wie schnell er wechselt, fünf oder sechs Sekunden fehlen ihm, bevor das neue Band mit dem Aufzeichnen anfängt.«
    »Außer man kann irgendwie gleich zwei Videorekorder an einen Fernseher anschließen und den zweiten starten, bevor man den ersten abschaltet.«
    »Damit hast du die Bruttokosten für Videorekorder gerade verdoppelt.«
    »Sofern das mit zwei Rekordern überhaupt geht.«
    »Er bringt sie am Monatsende doch zurück. Hat Hovatter doch erklärt.«
    »Pethwick denkt um die Ecke. Wenn Hovatter sie selber wechselt, sitzt er doch direkt vor dem Fernseher und sieht die fünf Sekunden, in denen das Gerät nicht aufzeichnet. Er verpasst sie gar nicht.«
    Pethwick gestikulierte mit der gefalteten Tüte. »Dann sieht er aber nicht fern – dann wechselt er die Bänder.«
    »Er ist vielleicht fünfzehn Zentimeter von der Mattscheibe weg, der Fernseher läuft, und der Bildschirm ist direkt vor ihm.«
    »Pethwick hat nicht ganz unrecht. W-was heißt ›fernsehen‹ denn genau genommen? Wenn es schon reicht, sich nur vor dem laufenden Gerät aufzuhalten, dann kann Hovatter dabei auch auf dem Sofa schlafen, und die Stunden zählen trotzdem.«
    »Oder er kann alle zwölf Geräte übereinanderstapeln und sich davorsetzen. Dann braucht er nicht mal einen Rekorder.«
    G-2 Wiegand, mit dessen linkem Arm etwas nicht stimmte oder der atrophiert war, jedenfalls war er unnatürlich gekrümmt, starrte angestrengt auf die Wanduhr, als wolle er mit ihr verschmelzen.
    G-2 S. Randall: »Was soll er denn sonst machen? Im Lotussitz die Augen auf den Bildschirm heften und
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