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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express
Autoren: Agatha Christie
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aristokratisches Aussehen hatten ihm bei mehreren fragwürdigen Transaktionen geholfen.
    «Der direkte Angriff…», sagte Papopoulos. Er schüttelte den Kopf. «Manchmal ist er nützlich. Aber sehr selten.»
    Der andere zuckte mit den Schultern.
    «Er spart Zeit», bemerkte er, «und kostet nichts, wenn er scheitert – oder fast nichts. Der andere Plan wird nicht scheitern.»
    «Ah», sagte Monsieur Papopoulos; er musterte ihn scharf.
    Der andere nickte langsam.
    «Ich habe großes Vertrauen in Ihren – hm – guten Ruf», sagte der Antiquitätenhändler.
    Monsieur le Marquis lächelte sanft.
    «Ich glaube sagen zu dürfen», murmelte er, «dass ich Ihr Vertrauen rechtfertigen werde.»
    «Sie haben einzigartige Möglichkeiten», sagte der andere, mit etwas wie Neid in der Stimme.
    «Ich schaffe sie mir», sagte Monsieur le Marquis.
    Er stand auf und griff nach dem Mantel, den er nachlässig auf eine Sessellehne geworfen hatte.
    «Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, Monsieur Papopoulos, durch die üblichen Kanäle. Aber es darf nichts schief gehen bei Ihren Vorkehrungen.»
    Papopoulos wirkte gequält.
    «Bei meinen Vorkehrungen gibt es nie Schwierigkeiten», protestierte er.
    Der andere lächelte, und ohne weitere Abschiedsworte verließ er den Raum; die Tür schloss er hinter sich.
    Monsieur Papopoulos stand einen Moment in Gedanken versunken da und strich über seinen ehrwürdigen weißen Bart; dann ging er zu einer zweiten Tür, die sich nach innen öffnete. Als er die Klinke drückte, stolperte eine junge Frau, die nur allzu deutlich mit dem Ohr am Schlüsselloch an der Tür gelehnt hatte, kopfüber ins Zimmer. Monsieur Papopoulos zeigte weder Überraschung noch Ärger. Offenbar fand er all dies ganz natürlich.
    «Nun, Zia?», fragte er.
    «Ich habe ihn nicht weggehen hören», erklärte Zia.
    Sie war eine hübsche junge Frau von junonischer Gestalt, mit dunklen blitzenden Augen, und insgesamt sah sie Monsieur Papopoulos so ähnlich, dass man sie mühelos als Vater und Tochter erkannte.
    «Es ist lästig», fuhr sie verärgert fort, «dass man durch ein Schlüsselloch nicht gleichzeitig horchen und schauen kann.»
    «Das hat mich oft geärgert», sagte Monsieur Papopoulos sehr schlicht.
    «Das also ist Monsieur le Marquis», sagte Zia langsam. «Trägt er immer eine Maske, Vater?»
    «Immer.»
    Nach einer Pause fragte Zia: «Es geht um die Rubine, nicht wahr?»
    Ihr Vater nickte.
    «Was hältst du von ihm, meine Kleine?», erkundigte er sich mit einem leicht amüsierten Funkeln in seinen schwarzen Augen.
    «Von Monsieur le Marquis?»
    «Ja.»
    «Ich finde», sagte Zia langsam, «dass man sehr selten einen wohlerzogenen Engländer findet, der so gut französisch spricht.»
    «Ah!», sagte Monsieur Papopoulos, «das also findest du?»
    Wie gewöhnlich legte er sich nicht fest, betrachtete Zia jedoch mit gütiger Anerkennung.
    «Außerdem finde ich», sagte Zia, «dass sein Kopf eine seltsame Form hat.»
    «Massig», sagte ihr Vater, «ein wenig massig. Aber diese Wirkung hat eine Perücke immer.»
    Die beiden sahen einander an und lächelten.

Drittes Kapitel

Das Feuerherz
     
    R ufus Van Aldin trat durch die Drehtür des Savoy und ging zur Rezeption. Der Empfangschef begrüßte ihn mit einem respektvollen Lächeln.
    «Freut mich, Sie wieder zu sehen, Mr Van Aldin.»
    Der amerikanische Millionär erwiderte den Gruß mit einem beiläufigen Nicken.
    «Alles in Ordnung?», fragte er.
    «Ja, Sir. Major Knighton ist jetzt oben in der Suite.»
    Van Aldin nickte abermals.
    «Post gekommen?», erkundigte er sich.
    «Es ist alles nach oben geschickt worden, Mr Van Aldin. Ah! Einen Augenblick bitte.»
    Er tauchte in eines der Fächer und nahm einen Brief heraus.
    «Soeben gekommen», erklärte er.
    Rufus Van Aldin nahm den Brief entgegen, und als er die Handschrift sah, eine schwungvolle Frauenhandschrift, verwandelte sich sein Gesicht. Die herben Züge schienen weicher, der harte Zug um den Mund entspannte sich. Er sah aus wie ein anderer Mensch. Als er mit dem Brief in der Hand zum Lift ging, lag das Lächeln noch um seine Lippen.
    Im Salon seiner Suite saß ein junger Mann an einem Schreibtisch und sortierte die Korrespondenz mit jener Fertigkeit, die lange Praxis verleiht. Er sprang auf, als Van Aldin eintrat.
    «Hallo, Knighton!»
    «Freut mich, dass Sie wieder da sind, Sir. Hatten Sie angenehme Tage?»
    «Ging so», sagte der Millionär gleichmütig. «Paris ist ein bisschen provinziell geworden. Immerhin –
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