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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
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Chloe die Nackenhaare sträubten. „Bis dahin wird er wieder weg sein."
    „Bete, dass es so ist."
    „Ja." Sie wechselte rasch das Thema, indem sie von den unglaublichen Fortschritten einer jungen Schülerin erzählte, die noch vor zwei Jahren ihren eigenen Namen nicht hatte buchstabieren können und jetzt bereits lesen lernte. Sie unterhielten sich weiter darüber, bis sie zu Hause ankamen.
    Chloe war den Rest des Tages damit beschäftigt, Ahmads Uniform zu bügeln, sich um die Kinder zu kümmern, damit Treena sich ausruhen konnte, und ein Auge auf die Zubereitung des Abendessens für die Männer zu haben. Ismael, Ahmad und seine Freunde speisten in der Hajra. Treena fütterte die Kinder, als Chloe selbst in der Küche eine kleine Portion Lamm, Reis und Gemüse aß. Anschließend nahm sie die Schüssel mit den
    Küchenabfällen, die auf dem Tisch stand, und brachte sie nach draußen in den Garten, der von einer Mauer umgeben war.
    Am Himmel verblasste das letzte Rot des Sonnenuntergangs und wich dem Lavendel und Grau der anbrechenden Nacht. Sie blieb einen Moment lang stehen und betrachtete die unaufhaltsame Verwandlung der Farben. Die Sonne war so gut wie verschwunden. Und bald würde auch der Amerikaner wieder verschwunden sein.
    Überrascht fühlte sie, wie der Gedanke sie traurig machte. Doch war das wirklich so überraschend? Sie würde vielleicht nie wieder Kontakt mit dem Leben bekommen, das sie hinter sich gelassen hatte. Ein wenig Nostalgie musste doch gestattet sein. Maßgeblich war ihre endgültige Entscheidung, nicht ihre emotionale Reaktion. Diesen Entschluss hatte sie getroffen und akzeptiert; daran würde auch kein zum Träumen einladender Abendhimmel etwas ändern.
    Sie richtete ihren Blick wieder auf den Steinweg vor ihr und ging zu den Feigenbäumen am anderen Ende des Gartens. Sie trugen erste Früchte und konnten alles gut gebrauchen, damit sie die momentane Dürre überlebten. In der Region rund um Ajzukabad regnete es zwar öfter als im Rest des wüstenähnlichen Landes, doch es reichte nie, und so konnten Pflanzen allenfalls mit dem Abwasser aus den Haushalten gegossen und mit Küchenabfällen gedüngt werden.
    Die Stadt lag in einem Hochtal, das durch den Fluss Kashi entstanden war. Geschützt wurde sie von einer Gebirgskette mit schneebedeckten Gipfeln, das Klima in der Stadt war dagegen subtropisch. Chloe züchtete eine Vielzahl weiterer Früchte, Gemüse und Kräuter entlang den Wänden und auf den durch Wege aus Steinplatten voneinander getrennten Beeten, darunter je nach Jahreszeit Trauben, Melonen, Aprikosen, Tomaten, Bohnen, Paprika, Steckrüben, Karotten, Zwiebeln, Erbsen und Salat. Die Früchte ihrer Anstrengungen kamen der Vorratskammer der Familie und dem Medizinschränkchen zugute, und für Chloe selbst war diese Arbeit ein willkommener Vorwand, um sich ungestört an der frischen Luft aufzuhalten.
    Sie leerte die mitgenommene Schüssel aus, dann schlenderte sie an den Beeten entlang, zupfte hier und da ein wenig Unkraut, hob verwelkte Blüten auf und inhalierte den Duft von Pfefferminze, Kamille, Salbei und Sauerampfer, der aufstieg, als sie mit ihrem Rock daran entlangstrich.
    Sie wusste, dass sie so zwar nur den Augenblick hinauszögerte, ins Haus zurückgehen zu müssen, doch sie ertrug es nicht, die friedliche Abenddämmerung so schnell gegen die angespannte Atmosphäre einzutauschen, die immer aufkam, sobald ihr Stiefbruder wieder zu Hause war.
    Als sie sich dem Maulbeerbaum näherte, in dessen Schatten ein grob gearbeiteter Tisch mit Stühlen in der Ecke standen, die von Hauswand und Gartenmauer gebildet wurde, hörte sie leises Stoffrascheln und sah eine Bewegung in dem Schatten, den der Baum warf. Sie blieb stehen, ihr Herz raste wie wild, ihre Kehle schnürte sich zu.
    „Guten Abend."
    Die tiefe Stimme, die sie rau in ihrer Muttersprache begrüßte, verursachte bei ihr augenblicklich Nervosität. Sofort griff sie nach dem losen Ende des Schals, den sie über ihr Haar gelegt hatte, und zog es vor ihr Gesicht, bevor sie den großen Mann ausmachte, der sich aus dem Schatten herausschälte. „Sie!"
    „Ich wollte Sie nicht erschrecken. Aber Sie haben mich auf dem Basar versetzt, und ich dachte, unter den gegebenen Umständen dürfte es wohl verkehrt sein, an der Haustür anzuklopfen."
    Sie konnte kaum das Schaudern unterdrücken, das allein der Gedanke bei ihr auslöste. „Wenn man Sie hier entdeckt, wird man Sie töten!"
    „Ich musste Sie sehen."
    „Haben Sie nicht
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