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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten
Autoren: Christopher Paolini
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dass sein Geist den Göttern willkommen ist. Tragt ihn und unsere toten Gefährten auf euren Schilden zurück nach Tronjheim! Und schämt euch nicht, wenn man eure Tränen sieht, denn heute ist ein Tag der Trauer, an den man sich für alle Zeiten erinnern wird. Möge es uns bald vergönnt sein, unsere Klingen in die Ungetüme zu rammen, die unseren Anführer gemordet haben!«
    Wie auf Kommando knieten alle Krieger nieder und senkten ehrerbietig die Häupter. Dann standen sie wieder auf und hoben Ajihad behutsam auf ihre Schilde, sodass er zwischen ihren Schultern lag. Schon weinten viele der Varden, die Tränen flossen in ihre Bärte, doch die Männer erfüllten ihre Pflicht und trugen Ajihad voran. Feierlichen Schrittes marschierten sie nach Tronjheim zurück, Saphira und Eragon in der Mitte der Prozession.
     
     

DER ÄLTERSTENRAT
    E ragon gab sich einen Ruck, wälzte sich zur Bettkante herum und ließ den Blick durch den vom trüben Lichtschein einer abgedunkelten Laterne erhellten Raum schweifen. Er setzte sich auf und beobachtete die schlafende Saphira. Ihre muskulösen Flanken hoben und senkten sich, während der gewaltige Blasebalg ihrer Lunge Luft durch die geschuppten Nasenlöcher aufsog und wieder ausstieß. Er dachte an das lodernde Inferno, das sie kraft ihres Willens entfachen konnte. Es war ein beeindruckender Anblick, wenn Flammen, die heiß genug waren, um Metall zum Schmelzen zu bringen, aus ihren Nüstern schossen, ohne sie selbst zu verletzen. Seit sie während des Kampfes gegen Durza zum ersten Mal Feuer gespien hatte, als sie sich von Tronjheims Spitze auf die Krieger herabstürzte, platzte Saphira förmlich vor Stolz auf diese neu erwachte Fähigkeit. Wo immer sie ging und stand, stieß sie kleine Flämmchen aus und versäumte keine Gelegenheit, irgendetwas in Brand zu setzen.
    Nachdem Isidar Mithrim zerstört war, hatten Eragon und Saphira nicht im darüber liegenden Drachenhort bleiben können. Die Zwerge hatten ihnen in einer alten, unterirdischen Wachstube Unterkunft gewährt. Der Raum war groß, wenn auch mit niedriger Decke und düsterem Gemäuer.
    Tiefer Schmerz erfasste Eragon, als ihn die Erinnerung an die Ereignisse des Vortags einholte. Tränen traten ihm in die Augen, quollen über, und er fing eine in der Hand auf. Sie hatten nichts von Arya gehört, bis die Elfe am späten Abend erschöpft und mit wunden Füßen wieder aus dem Tunnel geklettert war. Trotz aller Anstrengungen und aller aufgebotenen Magie waren ihr die Urgals entkommen. »Das hier habe ich gefunden«, sagte sie und zeigte ihm ein purpurnes Gewand von einem der Zwillinge, zerrissen und blutbefleckt, sowie Murtaghs Wams und seine beiden Panzerhandschuhe. »Die Sachen lagen am Rand eines schwarzen Abgrunds, zu dessen Grund kein Tunnel hinabreicht. Die Urgals müssen ihnen Rüstung und Waffen abgenommen und sie in die Tiefe gestoßen haben. Ich habe versucht, Murtagh und die Zwillinge mit der Traumsicht zu finden, aber nur die Finsternis des Abgrunds gesehen.« Ihr Blick traf Eragons Augen. »Es tut mir Leid. Sie sind tot.«
    Nun, allein mit sich selbst, trauerte Eragon um Murtagh. Es war ein entsetzliches, schleichendes Gefühl von Verlust und Grauen, das noch durch den Umstand verschlimmert wurde, dass ihm derartige Empfindungen in den vergangenen Monaten zunehmend vertraut geworden waren.
    Während er die Träne in seiner Hand betrachtete - eine kleine, glitzernde Kuppel -, beschloss er, selbst mithilfe der Traumsicht nach den drei Vermissten zu suchen. Er wusste, dass es ein vergebliches, aus reiner Verzweiflung geborenes Unterfangen war, doch er musste es versuchen, um sich davon zu überzeugen, dass Murtagh tatsächlich tot war. Dabei war er sich unsicher, ob er wirklich erleben wollte, was Arya nicht geschafft hatte, ob es ihm tatsächlich besser gehen würde, falls er einen Blick auf Murtaghs geschundenen Leichnam am Fuß einer Felsklippe tief unter Farthen Dûr erhaschen konnte.
    Dann flüsterte er: »
Draumr kópa.
« Dunkelheit umschloss die Träne und verwandelte sie in einen kleinen dunklen Punkt auf seiner silbrigen Handfläche. Bewegungen flimmerten hindurch, wie das Flattern eines Vogels, der an einem umwölkten Mond vorbeifliegt... dann nichts mehr.
    Eine weitere Träne landete neben der ersten.
    Eragon atmete durch, lehnte sich zurück und ließ sich von tiefer Ruhe durchströmen. Seit er sich von der Verletzung erholt hatte, die Durza ihm beigebracht hatte, war ihm klar geworden - so ernüchternd das
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