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Der Angriff

Der Angriff

Titel: Der Angriff
Autoren: Vince Flynn
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fragte Hayes.
    »Die Israelis haben vor ungefähr einem Monat in der West Bank einen Kommandanten der Hamas gefasst. Beim Verhör hat er etwas von einem bevorstehenden Anschlag in Washington gesagt. Mehr bekamen die Israelis nicht aus ihm heraus – nur ein Detail noch: Hinter der Operation steckt niemand anders als Rafik Aziz.«
    Präsident Hayes drehte sich mit seinem Sessel und blickte zum Bildschirm hinüber, auf dem das Blutbad zu sehen war, das einer von Aziz’ Anschlägen in Israel angerichtet hatte. Der bloße Gedanke, dass etwas Ähnliches in Washington passieren könnte, ließ dem Präsidenten das Blut in den Adern gefrieren.
    »Das Ganze passt auch zu einem Bericht, den wir von der NSA bekommen haben«, fuhr Stansfield fort. »Demnach will Saddam Hussein einen eventuellen Terroranschlag auf die Vereinigten Staaten finanzieren.«
    Präsident Hayes blickte zum Direktor der CIA hinüber und erhob sich von seinem Stuhl. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Saddam Hussein war heute wohl einer der erbittertsten Feinde Amerikas, und es war höchste Zeit, ihm etwas energischer gegenüberzutreten.
    »Na, wunderbar«, sagte der Präsident voller Sarkasmus. Er konnte nur noch daran denken, wie es wäre, wenn Terroristen in amerikanischen Städten das Gleiche anrichten würden wie im Nahen Osten. Hayes wusste, dass er es nicht so weit kommen lassen durfte und dass er jede Chance, so etwas zu verhindern, nützen musste – auch wenn das bedeutete, dass er gezwungen wäre, selbst als Erster loszuschlagen.
    Irene Kennedy lauschte nur mit einem Ohr dem Gespräch zwischen den beiden Generälen, ihrem Chef und dem Präsidenten. Im Moment machte sie sich vor allem Sorgen um Mitch Rapp. Sie hatte ihn selbst zur CIA gebracht und mochte ihn mittlerweile sehr gern. Ihr Verhältnis hatte nichts mit Sex zu tun – es war einfach die enge Verbindung zwischen zwei Menschen, die zusammen einiges durchgemacht hatten.
    Dr. Kennedy hatte ihre halbe Jugend im Nahen Osten verbracht, was damit zusammenhing, dass ihr Vater in mehreren Botschaften tätig gewesen war. Als typisches Diplomatenkind war das für sie etwas ganz Normales, zumal die meisten ihrer Freundinnen ein ähnliches Leben geführt hatten. Ja, Irene Kennedy hatte es genossen, im Nahen Osten aufzuwachsen – doch leider fand das alles ein jähes Ende, als Terroristen im April 1983 einen verheerenden Sprengstoffanschlag auf die amerikanische Botschaft in Beirut unternahmen. Irenes Vater starb bei dem Anschlag, und in ihrem Leben war danach nichts mehr so wie es einmal war.
    Der Zorn, den sie nach dieser Tragödie empfunden hatte, führte sie schließlich zur CIA – und in Langley überlegte man nicht lange, ob man für die Bewerberin Verwendung hatte. Sie hatte zwölf Jahre ihres Lebens im Nahen Osten verbracht, sie hatte Arabisch studiert und sie war hoch motiviert. Irene Kennedy wurde von Anfang an in der Terrorbekämpfung eingesetzt, und jetzt, ca. sechzehn Jahre später, leitete sie die Abteilung für Terrorbekämpfung.
    Doch das war noch nicht alles; Dr. Kennedy war außerdem für das Orion-Team verantwortlich, eine Gruppe innerhalb der CIA, die völlig im Verborgenen operierte. Es gab nur eine Hand voll Menschen, die von der Existenz dieses Teams wussten – und es war geplant, dass das auch so blieb. Diese Spezialeinheit war von Direktor Stansfield ins Leben gerufen worden – und zwar als Antwort auf einen besonders verheerenden Terroranschlag, dem im Dezember 1988 ein Flugzeug der Pan Am über der schottischen Ortschaft Lockerbie zum Opfer gefallen war. Irene Kennedy war damals mit der Aufgabe betraut worden, eine Gruppe zusammenzustellen und zu leiten, die nur eine Aufgabe hatte: Terroristen zu jagen und auszuschalten. »Es gibt bestimmte Leute hier in Washington«, hatte Direktor Stansfield damals gemeint, »die beschlossen haben, dass es Zeit ist, in die Offensive zu gehen.« Irene Kennedy hatte nie gefragt, wer diese Leute waren, und im Grunde wollte sie es auch gar nicht wissen. Sie wusste nur eins: dass das Projekt absolut in ihrem Sinne war und dass sie sich mit aller Kraft dafür einsetzen würde, es umzusetzen. Und es war ihr auch bewusst, dass sie dabei ein hohes Risiko einging. Wenn die falschen Leute in politischen Kreisen von der Existenz des Orion-Teams erfuhren, dann würden sie der Sache nachgehen – und Irene Kennedy würde wohl als Erste daran glauben müssen.
    Es war ganz einfach so, dass das amerikanische Volk die Methoden, die Mitch Rapp und das
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