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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist
Autoren: Ian Banks
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gegangen?«
    »Du verwirrst mich, Onkel«, gestand Fassin.
    »Stehen deine letzten drei oder vier Trips thematisch, vom
Gegenstand her oder durch die Dweller, mit denen du gesprochen hast,
in irgendeinem Zusammenhang?«
    Fassin lehnte sich überrascht zurück. Warum in aller
Welt mochte sich der alte Slovius plötzlich dafür
interessieren? »Lass mich nachdenken«, sagte er. »Beim
letzten Mal sprach ich fast ausschließlich mit Xonju, der aufs
Geratewohl mit Informationen um sich warf und offenbar nicht ganz
begriffen hatte, was man unter einer Antwort versteht. Es war unser
erstes Treffen, und alles blieb im Vorläufigen. Falls es uns
gelingt, ihn wiederzufinden, könnte es sich lohnen, mit ihm
weiterzumachen. Vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise
brauche ich die Monate bis zum nächsten Trip, um zu einer
Entscheidung…«
    »Diese Expedition war also nur ein Versuch, eine erste
Kontaktaufnahme.«
    »So ist es.«
    »Und davor?«
    »Ein ausgedehntes Treffen mit Cheuhoras, Saraisme dem
Jüngeren, den Zweizwillingen Akeurle, dem Traav Kanchangesja und
zwei Adoleszenten aus der Horde von Eglide.«
    »Die Themen?«
    »Hauptsächlich ging es um die Dichtkunst. Altertum und
Moderne, die Bildlichkeit in der Epik, das Ethos der Prahlerei und
der Übertreibung.«
    »Und der Trip davor?«
    »Allein mit Cheuhoras; eine endlose Klage um seine
verstorbenen Eltern, ein paar heimische Jagdmythen aus der
jüngeren Vergangenheit und eine langatmige Übersetzung und
Übertragung eines epischen Texts über die Abenteuer
vorzeitlicher Plasmawesen im Verlauf der Wasserstoffwanderung vor
etwa einer Milliarde Jahre während des Zweiten Chaos.«
    »Und davor?«
    Fassin lächelte. »Mein langes Gespräch unter vier
Augen mit Valseir. Es war der Trip, bei dem ich die Tollkühnen
Schelme vom Stamm Dimajrian besuchte.« Wahrscheinlich konnte er
es sich sparen, seinen Onkel an die Einzelheiten gerade dieser
Exkursion zu erinnern. Es war eine sehr ausgedehnte Reise gewesen,
auf der er sich seinen Ruf als begabter Seher erworben hatte. Nach
Eigenzeit hatte sie sechs Jahre gedauert; für einen
außenstehenden Beobachter fast ein Jahrhundert, und sie hatte
seine Stellung innerhalb des Sept Bantrabal, aber auch in der
Hierarchie der ’glantine-Seher außerhalb davon
begründet. Seine Abenteuer und der Wert des literarischen und
historischen Materials, das er mitbrachte, hatten nicht nur den
Ausschlag für seine Beförderung zum Obersten
Seher-im-Wartestand in seinem eigenen Sept gegeben, sondern auch den
Sept Tonderon, den angesehensten der zwölf Septe, bewogen, ihm
die Ehe mit der Tochter seines Obersten Sehers anzubieten.
    »Wie viele Jahre gehen wir damit in Realzeit
zurück?«
    Fassin überlegte. »Etwa dreihundert…
Zweihundertsiebenundachtzig, wenn ich richtig gerechnet
habe.«
    Slovius nickte. »Wurde im Laufe dieses Trips viel
veröffentlicht?«
    »So gut wie gar nichts. Die Tollkühnen Schelme hatten
sich das verbeten. Sie gehören zu den… flegelhafteren
Adoleszentenhorden. Ich durfte nur einmal im Jahr ein Lebenszeichen
schicken.«
    »Und der Trip davor?«
    Fassin seufzte und klopfte mit den Fingern gegen die Glasabdeckung
am Beckenrand. Bei der alten Erde, was hatte das zu bedeuten? Warum
beschaffte sich Slovius solche Informationen nicht einfach aus den
Archiven des Sept? An einer Wand des Saals befand sich ein
großer frei tragender Arm mit einem Computerterminal, das sich,
wie Fassin selbst schon gesehen hatte, auf Slovius’ Höhe
bringen ließ, so dass der Alte auf den Schirm schauen und mit
seinen Stummelfingern die Tasten betätigen konnte.
    Natürlich wäre das weder die schnellste, noch die
effektivste Methode für eine Anfrage an die Hausbibliothek, aber
sie hätte alle Fragen beantwortet. Der alte Knabe könnte
sich auch bei jemand anderem erkundigen. Wofür hatte man die
Diener?
    Fassin räusperte sich. »Auf diesem Trip war ich die
meiste Zeit damit beschäftigt, Paggs Yurnvic vom Sept Reheo
einzuweisen, der zum ersten Mal dabei war. Wir machten Traav Hambrier
unsere Aufwartung, in Dweller-Zeit, mit Rücksicht auf Yurnvics
Mangel an Erfahrung. Nach Eigenzeit dauerte der Trip nur knapp drei
Monate. Eine Einführung wie aus dem Bilderbuch.«
    »Und du hast keine Zeit gefunden, deinen eigenen Forschungen
nachzugehen?«
    »Kaum.«
    »Aber ein wenig doch?«
    »Ich konnte einen Teil eines Symposiums der
Universitätshorde Marcal über die Tiefen der Poetik
verfolgen. Wenn du Genaueres über die anderen Teilnehmer
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