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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent
Autoren: Gordon R. Dickson
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falsche Richtung lief. Mit Geschrei und Gejohle war nun die ganze Bande von Banditen hinter ihm her. Wo immer er sich hinwandte, blockierte eine riesige, fast drei Meter hohe Gestalt seinen Fluchtweg. Zwar konnte er sich dem Zugriff der Riesen verhältnismäßig leicht entziehen, da die Dilbianer, fast doppelt so groß und um ein Mehrfaches schwerer, allein aufgrund dieser Tatsache wesentlich langsamer und schwerfälliger waren als er, andererseits wurde ihm bald klar, daß es keine Lösung für ihn bedeuten würde, durch eine Lücke zu schlüpfen und einfach davonzurennen. Die Dilbianer mochten zwar langsamer sein als er, aber sie konnten mit ihren riesigen Schritten doppelt so viel Boden zurücklegen wie er und würden ihn schnell einholen, sollte er versuchen, es auf einen Wettlauf ankommen zu lassen. Seine einzige Hoffnung war, überlegte er, während er auf dem Hof hin und her sprang, ihnen weiter auf diesem engen Raum auszuweichen, bis ihnen die Luft ausging, und dann zu riskieren, ihnen davonzulaufen. Wenn es ihm gelang, sie noch ein paar Minuten hinzuhalten …
    „Aufgepaßt!“ schrie der Banditenanführer. „Laßt euch von ihm nicht um die Puste bringen. Kreist ihn ein! Drängt ihn in eine Ecke!“
    Bills Hoffnungen sanken auf den Nullpunkt. Er drehte und wand sich und fand nirgends eine Lücke. Die Banditen bildeten jetzt einen Halbkreis, die langen, mächtigen Arme seitwärts ausgestreckt, und drängten ihn langsam gegen die Vorderwand des Hauses. Bill täuschte einen Ausbruch nach rechts vor und raste dann nach links, wildentschlossen, zwischen den Beinen das Banditenführers durchzulaufen, der vor der Hausecke stand. Aber im letzten Augenblick trat der Bandit einen Schritt vor und brüllte mit seiner mächtigen Stimme: „Jetzt hab’ ich dich, Shorty!“
    Bill bremste jäh. Der Bandit streckte seine Arme aus, um ihn zu greifen … und lag im nächsten Augenblick flach auf dem Bauch. Eine pelzige Gestalt hockte auf ihm und stieß einen wilden Kriegsschrei aus.
    „Ich bin ein Sumpflocher und stolz darauf!“ röhrte der immer noch betrunkene Blechohr triumphierend. „Lauf, Shorty!“
    Aber Bill wußte nicht, wohin er laufen sollte. Die anderen Banditen hatten die durch ihren gefallenen Anführer entstandene Lücke sofort geschlossen. Gehetzt blickte Bill sich um und entdeckte an der Hauswand genau unterhalb des Daches eine Öffnung, die in einen dunklen Innenraum führte, vermutlich ein Speicher oder Heuboden. Die jeweiligen Balkenenden der Vorder- und Seitenwände des Hauses waren eingekerbt und so ineinandergefügt, daß sie rechtwinklig zueinander herausragten. Für jemanden von Bills Größe bildeten diese herausragenden Balkenenden eine prächtige Leiter. Nicht umsonst hatte er in der Überlebensschulung auf der Erde eine Medaille im Klettern gewonnen. Wie ein Eichhörnchen kletterte er behende die Balkenenden hinauf und verschwand Sekunden später in dem dunklen Dachgeschoß, in das die Öffnung führte, die er von unten gesehen hatte. Eine Weile lag er keuchend auf den harten Balken, die vermutlich die Decke des darunterliegenden Raums bildeten. Als er wieder zu Atem kam, kroch er zu der Öffnung zurück und spähte hinaus.
    Blechohr lag schlummernd oder bewußtlos auf dem Boden, auf der gleichen Stelle, wo er den Banditenführer angesprungen hatte. Der Anführer selbst stand wieder auf seinen Füßen und drängte sich mit den anderen um die Hausecke. Einer von ihnen versuchte gerade, die etwa sechs Meter hohe Balkenleiter zu erklimmen, die Bill gerade benutzt hatte.
    Die Balkenenden erwiesen sich jedoch als zu klein für die großen Hände und Füße der Dilbianer. Der Kletterer fand zwar einigermaßen Halt mit seinen Zehen, konnte sich jedoch nur mit den Fingerspitzen an den höheren Balken festhalten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seinen Fingerspitzen, und Bill hatte eine plötzliche Eingebung. Er beugte sich aus der Öffnung nach unten, legte seine Hand auf den harten, pelzigen Schädel, der nur noch einen Meter entfernt war, und stieß ihn mit aller Kraft von der Hauswand fort.
    Die Fingerspitzen des Kletterers verloren ihren spärlichen Halt; ein Schrei ertönte, und der Kletterer landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Rücken im Dreck. Brüllend vor Wut krabbelte er wieder hoch und wollte offenbar von neuem hinaufklettern, besann sich aber dann eines Besseren und ließ die bereits erhobenen Arme wieder sinken.
    „Es hat keinen Zweck!“ sagte er mißmutig zu dem Banditenführer.
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