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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise
Autoren: Caroline Vermalle
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gemietet.
    Ebendort musste sie auch den Mut aufbringen, ein in Packpapier eingewickeltes Päckchen und zwei Briefe zu öffnen, die ein Mann namens Georges N’Dour ihr hatte zukommen lassen.

    Françoise atmete tief durch, ehe sie das Papier zerriss und das Päckchen öffnete. Sie entdeckte ein altes Holzkästchen, das mit einem verblichenen Bild der Comic-Helden ihrer Kindheit, den Pieds Nickelés , verziert war. Sie erinnerte sich vage, dass ihr dieses Holzkästchen als Kind gehört hatte. Ihre Kehle schnürte sich zu, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis sie sich traute, es zu öffnen. Es war leer.
    Sie suchte nach einem Geheimfach, aber es gab keins. Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück. Dieses Kästchen hatte nicht ihr, sondern ihrer Cousine gehört. Wie war es ihrem Vater gelungen, es zu beschaffen? Vielleicht enthielten die Briefe eine Erklärung.
    Auf einem der Umschläge stand in Schönschrift mit einem Füller geschrieben: »Françoise« und darunter mit Bleistift gekritzelt »bitte zuerst lesen«. Sie faltete das hübsche, weiße Briefpapier auseinander.
    Chanteloup, 16. September
    Meine liebe Françoise,
    ich breche mit Charles zur Tour de France auf, weil ich nicht in meinem Sessel sterben möchte. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du mir verzeihen wirst, dass ich dich im Stich gelassen habe. Ich hatte nicht den Mut, mit dir darüber zu sprechen. Ein Wort von dir, und ich wäre geblieben, denn du fehlst mir.
    Als du klein warst, hast du oft gesagt, dieses Kästchen sei das Schönste, was du jemals gesehen hättest. Aber damals konnten deine Mutter und ich es dir nicht kaufen. Ich habe es im Internet (bei eBay) gefunden, und ich dachte, du freust dich sicher.
    Du bist immer eine großartige Tochter gewesen. Pass gut auf dich auf.
    Papa
    Mit dem Brief in der Hand blieb Françoise lange auf dem Bett sitzen. Ihr war schwer ums Herz. Sie las den Brief noch einmal und lächelte beim Wort »eBay«. Sie lächelte noch immer, auch als ihr salzige Tränen über die Wangen liefen. Der andere Brief war mit einem Bleistift auf mehreren kleinen, karierten Blättern geschrieben, die offenbar aus einem Notizheft herausgetrennt worden waren.
     
    14.10.2008
    Meine liebe Françoise,
    seitdem ich den beiliegenden Brief geschrieben habe, sind viele Dinge in meinem Leben geschehen, die ich nicht erwartet hätte. Ich habe eine herrliche Gegend kennengelernt: die Bretagne! Adèle hat gesagt, dass sie dort bald einmal Urlaub machen möchte. Ich hoffe, du wirst sie begleiten. Ich habe Ginette wiedergesehen (die Schwester von Charles; sie erinnert sich an dich). Sie ist eine wunderbare Frau, und ich habe sie sehr gern. Du solltest sie eines Tages besuchen. Darüber würde sie sich sicher freuen. Sie hat ein schönes Haus in 85690 Notre-Dame-de-Monts, Passage du Pêcheurs 14. Georges N’Dour, der dir diesen Brief geben wird, gehört zu den vielen Menschen, mit denen ich mich auf dieser kleinen Rundreise angefreundet habe. Kümmere dich bitte auch um Charles und Thérèse, die ihr Haus verkaufen und auf Reisen gehen wollen. Während dieser Reise habe ich festgestellt, dass ich so dumm war, den guten Charles, der seit dreißig Jahren unser Nachbar ist, völlig zu unterschätzen. Er ist ein sehr mutiger und großherziger Mensch und weiß viel mehr, als man denkt. Thérèse ebenfalls. Ich überlasse ihnen den Scénic (informiere bitte den Notar). Versprich mir, dass du dich oft erkundigst, wie es ihnen geht, und sie unterstützt, falls sie finanzielle Probleme haben. Ich hatte auch das Glück, lange mit Adèle zu sprechen. Adèle ist eine bemerkenswerte junge Frau. Sie hat aus mir einen sehr stolzen Großvater gemacht. Adèle wird dir unsere Abenteuer detailliert schildern können, denn wir haben uns oft geschrieben, und sie weiß genau, was wir alles erlebt haben. Sie musste mir versprechen, ihren Enkelkindern von unserer Abenteuerreise zu erzählen!
    Ich hoffe, du passt gut auf dich auf. Ich weiß sehr wohl, was du in den letzten Jahren alles für mich getan hast. Ich kann dir gar nicht genug dafür danken. Meine Angelegenheiten sind alle geregelt (dank deiner Hilfe!), also mach dir keine Sorgen. Und was mich betrifft, so gehe ich zufrieden. Es ist so wie bei den Familienfeiern. Es ist besser, man geht, solange sich alle gut amüsieren, denn dann behält man alles in schönster Erinnerung.
    Dein Papa, der dich sehr liebt
    In Françoises Zimmer trat Stille ein und ebenso im Hotel, auf
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