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Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität

Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität

Titel: Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
Autoren: Bernhard Wolff
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Schwung zu bringen: Reden Sie nicht mit sich selbst, suchen Sie sich jemanden, auf den Sie einreden können! Auf jemanden einzureden ist eine prima Hilfe, um auf Gedanken zu kommen, die man allein gar nicht hätte. Heinrich von Kleist hat das beschrieben in seinem Aufsatz »Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden«. Und er wählt dafür einen treffenden Vergleich: Der Appetit kommt beim Essen, die Idee kommt beim Sprechen. Und Sie müssen zugeben: Von Menschen, die nicht sprechen, hören wir auch selten eine gute Idee.

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    Wenn jemand großen Quatsch redet, dann lautet der gängige Ratschlag: »Vor dem Gebrauch des Mundwerks bitte das Gehirn einschalten.« Falsch!
    Denn erst dadurch, dass wir das Mundwerk gebrauchen, kommt das Gehirn so richtig in Schwung. Wenn Ihr Auto abgesoffen ist, was hilft Ihnen der Ratschlag: »Vor dem Losfahren den Motor starten.« Nichts! Das Auto springt erst an, wenn es angeschoben wird, in Bewegung gerät, wenn Sie die Kupplung kommen lassen. Wer redet, gerät mental in Bewegung. Das Reden selbst zieht Gedanken und Ideen nach sich. Wenn die Sprechwerkzeuge klappern, dann realisieren die grauen Zellen im Hintergrund: »Oh, verdammt, da ist dringend Bedarf an schlauen Inhalten.« Und schnell wird im Archiv gestöbert und das Gewünschte geliefert.
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    Schauen wir mal rein ins Kopf- und Mundwerk. Wie genau funktioniert unsere Sprachproduktion? Da ist ein ganzes Team am Werk: In der Sprachproduktion arbeiten ein Konzeptioner, ein Producer und ein Operator. Das klingt nach modernem Medienbetrieb, aber was sonst ist unser Sprechen? Der Konzeptioner entwickelt das Konzept: Worum geht es überhaupt? Was ist die Idee? Was will ich mit meinen nächsten Worten sagen? Der Producer übernimmt das Konzept und entwickelt eine passende Formulierung. Sein Werkzeug ist die Grammatik, und sein Material sind die Wörter aus dem Wortschatz des Sprechers. All diese Wörter sind für den Producer in einem mentalen Lexikon verfügbar. Nur manchmal, wenn er im Stress ist, vergreift er sich auf der Suche nach dem passenden Ausdruck. Das kann passieren. Dann verbrechen wir uns. Wenn der Producer seine Formulierung fertig hat, übergibt er sie an den Operator. Der Operator ist für die Artikulation zuständig. Er steuert die Sprechwerkzeuge: Zunge, Lippen, Gaumen & Co. Er macht der Luft den nötigen Druck, komponiert eine Satzmelodie, berücksichtigt sogar unsere Gefühle. Er verantwortet,
dass Laute unsere Lippen verlassen. Und manchmal sind es sogar ganze Lieder.
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    Konzeptioner, Producer und Operator. Die drei sind ein eingespieltes Team. Im Fachjargon heißen ihre Arbeitsschritte: Konzeptualisierung, Formulierung und Artikulation. Beim normalen Sprechen laufen diese drei Arbeitsschritte wahnsinnig schnell ab und überschneiden sich sogar. Während wir den einen Gedanken laut artikulieren, formulieren wir im Kopf schon den nächsten – und konzipieren den übernächsten. Das Aussprechen erzeugt dabei eine Art Sogwirkung, wie bei einem Wasserschlauch. Wo vorne was rausfließt, da fließt hinten was nach. Wenn wir nicht reden, fehlt dieser Sog. Und ohne ihn bleiben Gedanken stecken, dann entsteht ein Gefühl von Knete im Kopf. Deshalb also: Raus mit der Sprache! Sprache will fließen. Am besten einem Zuhörer ins Ohr. Oder noch besser: direkt unter die Haut.
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    Natürlich spielen auch unsere Emotionen eine Rolle dabei, wie Gedanken und Worte fließen. Sind die Zuhörer begeistert, gewinnen wir Zuversicht und sprudeln. Machen uns die Zuhörer Angst oder lassen uns ohne Feedback im Regen stehen, geraten unsere drei Kollegen aus der Sprachproduktion unter Stress. Wir machen dicht, und Panik steht uns ins Gesicht geschrieben. An dieser Stelle ist es beruhigend zu wissen: Unser Gesicht zeigt zwar unsere Gefühle, aber wir können es unseren Gefühlen auch mit unserem Gesicht zeigen. Das sogenannte Facial Feedback sorgt dafür, dass der Gesichtsausdruck eine Rückwirkung auf die Gemütslage hat, dass Sie also tatsächlich souveräner werden, wenn Sie sich zu einem souveränen Gesichtsausdruck zwingen. Merken Sie sich also bei Gelegenheit Ihre souveränste Miene. Sie werden sie hier und da gebrauchen.

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    Ãœbrigens: So mancher Kommunikationstrainer wird an dieser Stelle aufschreien und behaupten, das mit dem Gesicht sei ein schlechter Ratschlag, denn ein
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