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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen
Autoren: Marliese Arold
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Unterägyptens, die Symbole der Macht. Der Wagen funkelte in der Sonne. Die Menge jubelte dem König zu. Auch ich hob die Hand, um zu winken. Da wandte Tutanchamun den Kopf und sah mich an. Aber es war nicht Tut, sondern Duamutef!
    Ich bin verwirrt aufgewacht. Den ganzen Tag über musste ich an diesen Traum denken. Was hat er zu bedeuten?

2. Kapitel Das Treffen am Nil
    Duamutef war zu früh zum Treffpunkt gekommen, Anchesenamun war noch nicht da. Es war schon dunkel, nur die Mondsichel spendete etwas Licht. Duamutef war nervös. Würde sie wirklich kommen oder würde sie ihn versetzen?
    Er setzte sich unter eine Sykomore und lehnte seinen Rücken gegen den wuchtigen Stamm. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, so dass er die Schatten der wilden Schwäne erkennen konnte, die sich am Nilufer niedergelassen hatten. Es waren drei Stück, alle hatten den Kopf unters Gefieder gesteckt und schliefen einen unruhigen Schlaf, bereit, beim ersten Anzeichen einer Gefahr zu fliehen.
    Duamutef schnupperte an seinen Händen. Rochen sie noch nach Pferd, und würde sich Anchesenamun davon abgestoßen fühlen? Duamutef hatte sich inzwischen so an den Geruch, der in den Pferdeställen herrschte, gewöhnt, dass er ihn nicht mehr als unangenehm empfand. Es war der Duft lebendiger, temperamentvoller Tiere. Er hatte sie in sein Herz geschlossen. Einige Pferde erwiderten seine Zuneigung und zeigten ihm deutlich, dass sie ihn mochten. Sie begrüßten ihn mit einem leisen Wiehern, wenn er morgens in die Ställe kam, oder sie prusteten ihm ins Haar, wenn er ihr Fell bürstete, bis es glänzte.
    Nur Imara machte wegen des Geruchs, der an ihm haftete, immer so einen Aufstand. Wahrscheinlich fürchtete seine Mutter sich vor Pferden, sie waren ihr zu groß und wild. Duamutef wusste, dass es ihr lieber gewesen wäre, wenn er Schreiber geworden wäre, das war ein angesehener Beruf. Doch er war eher praktisch veranlagt, schon als kleiner Junge. Er hasste es, stundenlang still zu sitzen, Hieroglyphen in Wachstäfelchen zu kritzeln und die Schriftzeichen so lange zu üben, bis sie ihm mühelos von der Hand gingen. Viel lieber war er in der freien Natur unterwegs, übte sich mit dem Wurfholz und versuchte, die einzelnen Pflanzen und Kräuter voneinander zu unterscheiden und ihren Namen kennenzulernen. Wenn er ein junges oder verletztes Tier fand, nahm er es mit nach Hause, pflegte es und versuchte, sein Vertrauen zu gewinnen. Er hatte schon Entenküken aufgezogen, die ihm in der Anfangszeit hinterherliefen, als sei er ihre Mutter; er hatte ständig aufpassen müssen, auf keines draufzutreten. Als die Enten herangewachsen waren, hatte es ihm fast das Herz gebrochen, als Imara ihnen den Hals umdrehte, um eine schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten.
    Anchesenamun hatte Duamutef auf seinen Streifzügen oft begleitet. Sie war wissensdurstig und sehr interessiert an den Vorgängen, die sich in der Natur abspielten. Sie hatten gemeinsam beobachtet, wie Katzen sich paarten, und sie hatten die Verstecke entdeckt, wo die Tiere ihre Jungen zur Welt brachten und aufzogen. Stundenlang konnten sie den Katzen zusehen, wie diese ihren Kleinen das Jagen lehrten und sie mit Liebe, aber auch Strenge erzogen.
    Duamutef wiederum hatte begierig gelauscht, wenn Anchesenamun vom Leben im Palast und von ihren Schwestern erzählte. Manchmal berichtete sie ihm auch von ihren Pflichten als kindliche Gattin des Pharaos.
    In den letzten beiden Jahren war ihre Freundschaft nicht mehr so eng wie früher. Anchesenamun hatte sich deutlich vom Mädchen zur Frau entwickelt, was Duamutef manchmal verlegen machte und ihren Begegnungen die Unschuld nahm.
    Ihre grünen Augen konnten ihn so intensiv ansehen, dass er das Gefühl hatte, sie blickten bis auf den Grund seiner Seele. Er hatte Angst, sie könnte herausfinden, dass er manchmal von ihr träumte.
    Wie oft hatte er mit dem Schicksal gehadert! Warum war Anchesenamun von königlichem Blut, warum konnte sie kein normales Mädchen sein wie so viele andere? Und warum hatte Tutanchamun ausgerechnet sie zu seiner Gattin bestimmt und nicht eine ihrer Schwestern? Das waren Fragen, die ihn quälten und auf die er keine Antwort fand.
    Er hatte sich sehr gefreut, als ihm der Diener gestern die Nachricht überbracht hatte, dass Anchesenamun ihn sehen wollte. Die Arbeit war ihm viel leichter von der Hand gegangen. Die Pferde hatten seine fröhliche Laune gespürt, keines hatte gebockt, gebissen oder ausgeschlagen. Trotz der
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