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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
Autoren: Karl May
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was fast noch schlimmer als alles Vorhergehende war. Die ersten Lebiusangriffe. Eine doppelseitige Lungenentzündung, die mich monatelang zwischen Tod und Leben schweben ließ. Die Beschuldigungen, welche meine geschiedene Frau auf mich, meine jetzige Frau und ihre Mutter wälzte und mit denen sie uns in schwere Strafe bringen wollte. Die Staatsanwaltschaftsanzeigen, welche sie dann wegen dieser Beschuldigungen durch einen Freund gegen uns erheben ließ. Dieselben Staatsanwaltsanzeigen, von Lebius in Berlin wiederholt. Glücklicher Weise hatte diese geschiedene Frau Alles, was sie dann nach der Scheidung leugnete, während des Scheidungsprozesses ganz fremden Leuten und ohne all mein Zutun freiwillig erzählt und eingestanden, so daß sie zu diesem späteren Leugnen nur verführt sein konnte. Die Vorlegung dieser Beweise zeigte alle Anklagen gegen mich als Lügen. Ferner der Antrag des Lebius an die Staatsanwaltschaft, mich in ein Irrenhaus zu sperren. Sein Antrag, mich nach Amerika steckbrieflich verfolgen zu lassen. Die zahllosen Artikel gegen mich in seinem Blatte, der »Bund«. Seine Flugblätter mit den gräßlichsten Unwahrheiten, welche die Runde durch Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Italien, Frankreich, England, Nord- und Südamerika machten. Da beschuldigte er mich sogar, meinen Schwiegervater erwürgt zu haben! Das geht so fort bis in die neueste Zeit. Schließlich eine Denunziation wegen Beleidigung des Untersuchungsrichters, und zu allerletzt, vor ungefähr vier Wochen, eine Anzeige an den Staatsanwalt gegen mich wegen Blutschande, die bekanntlich mit bis fünf Jahren Zuchthaus bestraft wird. Man sieht, daß man zu den alleräußersten Mitteln greift, mich »kaput zu machen«! Dies auszuhalten, ohne das Vertrauen zu Gott, den Glauben an die Menschheit und alle Lebenslust und Lebenskraft zu verlieren, ist eine Tat, zu der wohl kaum jeder fähig ist. Ich habe es ertragen, ohne mich zur Selbsthilfe reizen zu lassen, weil ich keinen Augenblick lang an Gott und seiner Liebe zu zweifeln vermag und weil mir in dieser überschweren Zeit ein Wesen zur Seite gestanden hat, dessen tapfere, hochstrebende Seele mich wie auf Engelsflügeln über alles Leid erhob, dem ich verfallen sollte, nämlich meine jetzige Frau. Wenn man berechtigt gewesen ist, Bücher über das Thema »die Bestie im Weibe« zu schreiben, so könnte ich mich wohl verpflichtet fühlen, dem gegenüber ein Buch zu veröffentlichen, welches den Titel »Der Himmel im Weibe« führt.
    Mit einer solchen Frau an der Seite, die mir eine Quelle alles menschlich Reinen, menschlich Edeln und menschlich Ewigen ist, läßt sich in Beziehung auf das Erdenleid Alles erlangen und in Beziehung auf die noch vor mir liegende Arbeit Alles leisten, was menschenmöglich ist. Ich bin nicht mehr so fürchterlich allein. Ich habe nicht mehr immer nur aus mir selbst herauszuschöpfen, sondern es hat sich mir ein köstlich reiches seelisches Leben zugesellt, durch dessen Einfluß sich Alles, was in mir zum guten Ziele führt, verdoppelt. Körperlich schwer leidend, bin ich geistig frisch und seelisch wenigstens ebenso vertrauensvoll wie in der Jugendzeit. Ich bin nicht töricht genug, mir zu verheimlichen, daß man mich als einen Ausgestoßenen betrachtet, ausgestoßen aus Kirche, Gesellschaft und Literatur. Der Eine schlägt auf mich los, weil er mich für einen verkappten Katholiken oder gar Jesuiten hält; der Andere greift zum Prügel, weil er meint, ich sei noch immer heimlich Protestant. Würden diese Beiden es wohl fertig bringen, sich immer grad nur zu denen zu bekennen, von denen sie die meisten Prügel bekommen? Daß man mich als gesellschaftlich tot betrachtet, rührt mich nicht. Ich habe nicht den geringsten Grund, partout zu der Gesellschaft gehören zu wollen, die ich in meiner Leidenszeit gezwungen war, kennen zu lernen. Uebrigens haben wir beide alten Leute, meine Herzensfrau und ich, in Beziehung auf das Innenleben aneinander so vollauf genug, daß wir es gar nicht fertig bringen, uns nach »Gesellschaft« zu sehnen. Und was meine literarische Ausstoßung betrifft, so kann ich mich auch mit ihr zufrieden geben. Den Weg, auf dem ich mich befinde, ist noch kein Anderer gegangen; ich wäre also auch ohne den Haß, den man auf mich richtet, gezwungen, ein Einsamer zu sein. Auch bin ich überzeugt, daß später, wenn man mich und das, was ich will, erst richtig kennen gelernt hat, sich Manche, vielleicht sogar Viele von dem großen Haufen absondern werden, um
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