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Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen
Autoren: Marie Louise Fischer
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sie hatte noch nie einen Menschen erschossen, und so, ohne Warnung und aus dem Hinterhalt, brachte sie das schon gar nicht fertig. Den Räuber anzurufen wagte sie aber auch nicht — der schreckliche Jonny Jones war berühmt dafür, dass er blitzschnell mit der Waffe umgehen konnte.
    So legte sie denn lautlos ihr Gewehr beiseite, nahm das Lasso ab, ordnete es, schwang es durch die Luft und ... es sauste um Jonny Jones Kopf, um seine Brust... Delia zog an und — bums! — fiel der Räuber um.
    Aber das Gewehr hielt er immer noch in der Hand, nur dass er es nicht benutzen konnte, weil seine Arme durch das Lasso eng an den Körper gefesselt waren.
    Verzweifelt strampelte er und zerrte an dem Riemen, und sicher wäre es ihm auch gelungen, sich zu befreien. Aber da war der Mops schon bei ihm. Ohne Delias Befehl sprang der kluge Hund auf die Brust des riesigen Mannes und zeigte ihm alle seine spitzen starken kleinen Zähne.
    Nun sollte man denken: Es war doch nur ein kleiner Mops, den hätte der starke Räuber doch leicht von sich stoßen können! Aber Jonny Jones hatte Angst vor Hunden und ganz besonders vor dem Professor, der ihm von Anfang an unheimlich gewesen war. So lag er wie gelähmt und starrte entsetzt den kleinen grauen Kerl an, der sich wirklich alle Mühe gab, ein gefährliches Ungeheuer darzustellen: Er knurrte, fletschte die Zähne und sträubte sein Fellchen, schnappte auch hin und wieder, sozusagen versuchsweise, in die Luft, um Jonny Jones zu verstehen zu geben, was er mit seiner Kehle machen würde, wenn der Räuber auf den Gedanken kommen sollte, sich zu wehren.
    Delia blieb gar nichts weiter zu tun, als Jonny Jones die Waffen abzunehmen, natürlich auch sein Messer, und ihn gründlich zu fesseln. Sie schnürte den Bösewicht zu einem richtigen Paket zusammen, dass er sich nicht rühren konnte, auch wenn der Mops seine Bewachung aufgegeben hätte. Aber das tat er gar nicht, er setzte sich neben den Gefangenen in Positur, jeden Augenblick bereit, einzugreifen.
    Delia legte sich nun hinter demselben Felsbrocken auf die Lauer, hinter dem vor wenigen Minuten noch Jonny Jones gelegen hatte. Sie beobachtete jedoch nicht die Schlucht, sondern die gegenüberliegende Felswand.
    Er dauerte nicht lange, dann drang unten vom Fluss her Pferdegetrappel herauf und — siehe da! — auf der anderen Seite der Schlucht schob sich ein Gewehr vor. Delia sah den Lauf, den Kolben, die Hand am Abzug.
    Sie legte an und zielte so genau wie nie zuvor, zog ab und — der Räuber Bull schrie laut auf, ließ die Waffe sinken. Delia hatte ihn in die Hand getroffen. Der war also auch ausgeschaltet.
    Jetzt tauchten unten die Pferde auf, aber es waren nicht die Pferde der Postkutsche, die Delia eigentlich erwartet hatte, sondern es war der Sheriff mit einigen Männern. Er hatte sich doch entschlossen, nach dem Rechten zu sehen.
    Delia sprang auf, sodass man sie von unten her deutlich sehen konnte, und schrie: „Kommt herauf! Wir haben Jonny Jones gefangen!“
    Der Sheriff gab einigen seiner Leute Anweisung, den riesigen Stein beiseite zu rollen, der den Weg versperrte. Er selber machte sich mit einigen anderen auf die Kletterpartie nach oben. Als er sah, dass es Delia tatsächlich gelungen war, den gefürchteten Räuber zu fangen, konnte er nur noch staunen.
    „Kleine Fische“, sagte Delia bescheiden. „Im Übrigen: Nicht ich habe die Heldentat vollbracht, sondern mein Mops! Ohne den Professor hätte sich Jonny Jones bestimmt nicht wie ein Baby von mir einwickeln lassen.“
    Die Männer schleppten den fluchenden und stöhnenden Räuber ins Tal hinunter, und Delia und ihr Mops kletterten quietschvergnügt und erhobenen Hauptes hinterher.
    Unten trafen sie auf die Postkutsche, die inzwischen herangekommen war. Die Reisenden waren sehr aufgeregt, als sie erfuhren, dass sie beinahe in eine Falle geraten wären.
    Der Kutscher kratzte sich mit der Peitsche hinter dem Ohr und sagte reuevoll: „Da sieht man es mal wieder, man kann doch nicht vorsichtig genug sein!“
    „Sehr richtig“, erklärte Delia ziemlich von oben herab. „Schlagen Sie es das nächste Mal nicht in den Wind, wenn jemand Sie warnen will!“ Sie wandte sich dem Sheriff zu. „Das war’s für heute, ich muss weiter. War mir eine Freude, euch zu helfen.“
    „Halt!“ rief der Sheriff. „Auf die Ergreifung des Räubers steht eine Belohnung … zehntausend Dollar! Willst du die denn nicht haben?“
    Delia schob sich den Hut ins Genick. „Schön wär’s
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