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Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen
Autoren: Marie Louise Fischer
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mir nie ergehen!“
    Die Bewohner von Sacramento verspotteten die Cowboys zu allem Überfluss noch. Sie lebten zwar im Grunde alle von dem Leichtsinn und der Haltlosigkeit solcher Männer, das bedeutete aber nicht, dass sie sie deshalb achteten.
    Sehr nachdenklich stieg Delia von ihrem Pferd, klemmte ihren Mops fest unter den Arm, stieß die Schwingtür auf und betrat den Saloon.
    Der große Raum mochte vielleicht festlich scheinen, wenn es Nacht war und die Flaschen und Gläser den Glanz der Lichter widerspiegelten. Jetzt wirkte er sehr grau und sehr nüchtern, es stank nach kaltem Rauch, nach schalem Alkohol. Ein Junge wischte den Bretterboden auf. Vorn an der Theke lümmelten sich ein paar Männer, sie sahen mit ihren engen Hosen, den breiten silberbeschlagenen Gürteln und den großen Hüten wie Cowboys aus.
    Aber als Delia näher kam, erkannte sie, dass es durchaus keine waren. Das verrieten ihre Gesichter, die nicht von der Sonne gebräunt waren, sondern grau wie die Asche ihrer Zigarren — Goldgräber konnten es also wohl auch nicht sein, obwohl sie wahrscheinlich ihr Gold gerade hier im Saloon Nacht für Nacht gruben, indem sie es den Cowboys und Trappern abnahmen.
    Delia grüßte höflich und ging geradewegs auf die Theke zu. Sie nahm ihren Hut nicht ab, weil auch die anderen Männer ihre aufhatten.
    „Du hast wohl Spatzen unter der Mütze, Kleiner“, rief ein schlanker dunkeläugiger Mann sofort, anscheinend der Anführer der Kerle. „Hut ab, Bürschchen, oder es knallt!“ Und blitzschnell hatte er seinen Revolver gezogen.
    „Ich folge nur eurem Beispiel, Gentlemen“, erwiderte Delia kess. „Wenn ihr nicht wollt, dass der Gestank hier drinnen sich in eurem Haar festsetzt, so will ich es auch nicht.“
    Der Dunkeläugige verzog das Gesicht. Aber als die Kameraden schallend lachten, hielt er es für besser, einzustimmen. Er wandte sich an die Frau hinter der Theke — eine dicke Person, die ganz sicher nicht die Nacht mit durchgemacht hatte, sonst hätte ihr rundes Gesicht nicht so frisch und munter, hätten ihre kleinen blauen Augen nicht so lebendig blicken können.
    „Zwei Schnäpse, Lilly, für die beiden jungen Herrn“, sagte er, „den Gernegroß und sein graues Ferkel!“
    Diesmal hatte er die Lacher auf seiner Seite. Delia setzte ihr eisigstes Gesicht auf, obwohl sie jetzt schon sehr gekränkt war — nicht, weil der Kerl sie einen Gernegroß genannt, sondern weil er den Professor beleidigt hatte.
    „Sie haben ja keine Ahnung, von was Sie reden“, sagte sie hochnäsig. „Dies ist ein reinrassiger europäischer Mops! Ich möchte wetten, dass keiner von euch einen Stammbaum aufweisen kann wie mein Freund, der Professor!“
    Den Männern war diese Erklärung entschieden zu hoch, sie wussten nicht, was sie damit anfangen sollten.
    „Na, auf den Mund gefallen ist das Bürschchen jedenfalls nicht“, sagte ein graubärtiger alter Mann.
    Die Frau hinter der Bar, die der Dunkelhäutige Lilly genannt hatte, schob zwei Gläser mit Schnaps über die Theke. Delia schauderte es schon bei dem bloßen Geruch, und der Mops richtete gleich alle Haare auf.
    „Nein, danke“, sagte sie sehr entschieden. „Ich möchte lieber ein Glas Tee.“
    „Gibt’s hier nicht“, sagte die Frau gelassen.
    „Dann Wasser, bitte!“
    Die Männer brüllten vor Lachen. »Wasser! Hat man je so etwas gehört! Wer trinkt denn schon Wasser!“
    „Seid ihr denn noch nie bei sengender Hitze über die Prärie geritten?“ gab Delia zurück. „Dann wüsstet ihr nämlich, dass es Augenblicke gibt, wo Wasser das köstlichste Getränk ist, das man sich denken kann!“
    Die dicke Lilly hatte inzwischen schweigend ein großes Glas Wasser gefüllt, schob es Delia hin. Aber gerade als sie zugreifen wollte, schnappte der Dunkelhäutige es blitzschnell vor ihr weg, goss den Inhalt auf den Boden. „Da, leck’s auf, wenn es dir so gut schmeckt!“ rief er höhnisch.
    Die Männer grölten, griffen die Gläser, die Lilly für Delia gefüllt hatte, schütteten den Inhalt durch die Kehlen. Der Dunkelhäutige nahm Lilly die Flasche aus der Hand, um nachzugießen — aber diesmal war Delia schneller.
    Sie riss ihr Gewehr hoch, noch bevor die anderen es begriffen, ... zielte, schoss und — klirr, bumm! — ging die Flasche in tausend Scherben.
    Delia war fast gleichzeitig wohlweislich einen Schritt zurück und auf einen Tisch gesprungen, schrie: „Lasst die Waffen stecken, Gentlemenl Wer auf mich anlegt, ist ein Kind des Todes!“
    Die
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