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Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)

Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
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Neal verbittert festhielt. Dann schob er dessen
Körper sachte in den Wohnungsflur, lehnte ihn gegen die
Wand wie eine Puppe. Als André sich jedoch umdrehte, um
die Tür wieder zu schließen, sank Neal in die Knie und
schließlich zu Boden.
„Was machst du denn?”, kam es fassungslos aus André
heraus. Er beugte sich über seinen Freund und strich ihm
das Haar aus dem Gesicht. „Wie konntest du auch nur so viel
trinken? Wäre ich nicht vorbei gekommen ...“
Er beendete seinen Satz kopfschüttelnd. Er wollte sich
gar nicht vorstellen, was noch alles hätte passieren können.
Erneut griff er nach Neals Körper, um ihm wieder auf die
Beine zu helfen.
„Und nun? Wohin?“
„Ins Bad“, antwortete Neal, und eine Fahne von Schnaps
drang André in die Nase. Ein paar Schritte begleitete er
seinen Freund noch, dann riss der sich los und taumelte in
das Badezimmer, knallte die Tür zu. Man hörte nur noch, wie
er sich lauthals übergab.
    Francis’ Körper war sorgfältig in die Decke
eingekuschelt. Doch sie fand keinen Schlaf. Bei jedem
kleinsten Geräusch, das sie zu hören dachte, schreckte sie
hoch. Dann schlich sie in den Flur und lauschte, sah zur
Treppe, dann in Neals Zimmer, doch jedes Mal legte sie sich
enttäuscht ins Bett zurück und seufzte tief. Ihr Bruder kam
nicht.
    „Ein oder zwei Aspirin?”, fragte André am Morgen. Neal
lag noch im Bett, runzelte die Stirn.
„Lieber zwei.“
André reichte ihm ein Glas mit Wasser und sah zu, wie
Neal die Medizin schluckte.
„Ich verstehe nicht, warum du dich gestern so betrinken
musstest. Das hast du lange nicht mehr getan. Hätte ich dich
nicht aufgegabelt, hättest du dich ins Koma befördert. Da bin
ich mir sicher.“
André stand auf und setzte sich an die alte Kommode.
Ein Sammlerstück vom Flohmarkt. Dann fing er an, sein
schwarzes Haar zu toupieren.
„Ach, das verstehst du nicht.“ Neal seufzte.
„Hast du Ärger am Hals?”, fragte André sofort nach.
„Probleme, die du wegtrinken wolltest?“
Neal schüttelte den Kopf. Er sah unzufrieden aus. Am
liebsten hätte er sich unter der Bettdecke verkrochen. „Mein
Problem kann man nicht wegtrinken. – Vielleicht betäuben,
aber wegtrinken?“ Er sah nachdenklich an die Zimmerdecke.
„Das muss ja was ganz Schlimmes sein“, erwiderte
André, während er sich im Spiegel musterte und dann nach
Haarspray griff.
„Schlimm?”, wiederholte Neal. „Es ist nicht schlimm, es
ist pervers. Eine abgrundtief perverse Sache, die ich getan
habe.“
Er hielt sich betroffen die Hände vor das Gesicht, als
wolle er sich verstecken. Lange nicht mehr hatte er sich so
elend gefühlt.
„Pervers?“ André lachte. „Bist du ja auch ab und zu.
Wenn ich da an die Story mit Adrian denke.“
Neal winkte sofort ab.
„Das mit Adrian war doch lächerlich ...“ Er dachte kurz
an die Geschichte mit diesem unreifen Jungen, der so
sichtlich schwul war, aber von jedem im Club gehänselt
wurde, weil er noch keine Erfahrungen gesammelt hatte. Bis
Neal ihn betrunken gemacht und ihn schließlich in den
Herren Toiletten vernascht hatte. Ein Augenzeuge hatte auch
noch Fotos geschossen. Die Geschichte kursierte
wochenlang in dem Club, und Neal fühlte sich dabei fast wie
ein Held. Welche Demütigung es damals für Adrian
bedeutete, war nebensächlich.
„Na, was ist es denn?”, bohrte André weiter nach. „Hast
du etwa euren Gärtner gefickt?“
Er lächelte erneut. Griff zur Wimperntusche und
versetzte seine Wimpern in eine tiefschwarze Farbe.
„Nein, nicht den Gärtner“, gestand Neal
betroffen,
„... meine Schwester.“
„Ha, ha!”, brüllte André los, sodass seine Wimperntusche sofort wieder verwischte. Lachend drehte er sich um,
doch sogleich erstarrte er. Neal lachte nicht mit, im Gegenteil.
Todernst saß er auf dem Bett und blickte André an. Seine
blasse Haut, seine dunklen Augenringe und die Tatsache,
dass er sich am Abend zuvor bis ins Unermessliche
betrunken hatte, zeigten eindeutig, dass er nicht scherzte.
Mit flauer Hand ließ André seine Wimperntusche los und
erwiderte Neals traurigen Blick.
„Ist das ... dein Ernst?”, fragte er mit heiserer Stimme.
„Mit so etwas scherzt man nicht“, entgegnete Neal. Es
klang fast wütend.
„Du hast deine Schwester ...?”, wiederholte André
perplex. „Aber, das kannst du doch nicht machen! Sie ist
doch erst ...“ Er verstummte und überlegte sichtlich. „Wie alt
ist sie? Dreizehn?“
„Fünfzehn“, korrigierte Neal. Er seufzte.
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