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Deep Secrets - Berührung

Deep Secrets - Berührung

Titel: Deep Secrets - Berührung
Autoren: Lisa Renee Jones
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wird mir bewusst, dass ich soeben einen Lagerraum und die Tagebücher geerbt habe, von denen ich geschworen habe, dass ich sie nicht wieder lesen werde.

2
    Und dann der Augenblick, von dem ich weiß, dass ich mich noch im Sterben an ihn erinnern werde. Der Augenblick, als der Stahl einer Klinge meine Lippen berührte. Der Augenblick, in dem er versprach, dass in Schmerzen Vergnügen läge …
    Diese verführerischen Worte aus dem Tagebuch gehen mir durch den Kopf, am Tag von Ellas plötzlicher Abreise. Sie verfolgen mich bis zu dem Punkt, an dem ich fröstele, wann immer ich an sie denke. Sie sind der Grund, warum ich hier bin, warum ich in einem klimatisierten Lagerraum von der Größe einer kleinen Garage stehe, den, so vermute ich, die Tagebuchschreiberin irgendwann gemietet hat. Dankenswerterweise gibt es trübe Beleuchtung, und das Wohnviertel ist gut. Ich stehe hier, unsicher, was ich mir als Erstes ansehen soll, und fühle mich unbehaglich bei dem Gedanken, in den Sachen einer Fremden zu wühlen.
    Der Augenblick, in dem er versprach, dass in Schmerzen Vergnügen läge.
    Wieder sind diese Worte da, wie ein Gedankenwurm, ungerufen. Ich schaudere, und das nicht nur, weil das Tagebuch unleugbar erregend ist. Ich sollte nicht erregt sein. Nicht von schmerzhaftem Vergnügen und Fesselspielen. Ich weigere mich, erregt zu sein. Ich mache mir Sorgen um diese mysteriöse Frau. Außerdem bin ich meines Vaters Tochter, geradeso wie meine Mutter meines Vaters Ehefrau war, was bedeutet, dass wir seine Marionetten waren, die es nie wagten, aus seinem Schatten zu treten. Meine Mutter ist ihm im Tod entflohen, und ich habe es seither vorgezogen, ihn aus meinem Leben herauszuhalten. Trotz der fünf Jahre ohne ihn bin ich mir nur allzu deutlich bewusst, dass die nachhaltige Wirkung seiner harten Hand in meinem Leben allzu gegenwärtig ist.
    Bei den Erinnerungen knirsche ich mit den Zähnen. Ich habe keine Ahnung, wieso meine Gedanken zu Dingen geschweift sind, an die ich niemals zu rühren versuche. Angestrengt konzentriere ich mich abermals auf die säuberlich zusammengestellten Möbel und Kartons, die die Wände säumen, und auf etwas, das aussieht wie gut eingepackte Kunstwerke. Ein Leben, das zurückgelassen und vergessen wurde. Wer hat das getan? Wer hat Dinge zurückgelassen, die offensichtlich wichtig genug waren, um sie ordentlich einzupacken und aufzustapeln? Ich lasse mich nicht davon überzeugen, dass ein reicher Freund diese Frau in ein exotisches Leben entführt hat. Niemand, der Unglück erlebt hat oder vielleicht sogar eine Tragödie, würde das tun. Ich werde die Probleme dieser Frau nicht noch vergrößern, indem ich ihre Sachen verkaufe. Nicht dieser Frau, korrigiere ich mich. Rebecca Mason ist ihr Name. Das zumindest steht in den Papieren, eine Telefonnummer konnten sie mir beim Management allerdings nicht geben, da ihr Anschluss »ohnehin abgemeldet ist«.
    »Ich werde einen Weg finden, mich mit dir in Verbindung zu setzen und dir deine Sachen zurückgeben«, flüstere ich in den Raum, als spräche ich mit Rebecca, und ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Ich habe das Gefühl, als sei sie hier, als spreche ich mit ihr … und es ist geradezu unheimlich. Irgendwie stärkt das nur meine Entschlossenheit, sie zu finden.
    Ich seufze, denn mir ist klar, was mein Schwur bedeutet. Ich muss in ihre Privatsphäre eindringen und in ihren Sachen wühlen, um einen Weg zu finden, mich mit ihr in Verbindung zu setzen, einen Weg, um zurückzugeben, was von ihrem Leben übrig geblieben ist. Falls sie überhaupt noch lebt, denke ich erbittert und schlinge die Arme um mich.
    »Hör auf damit«, tadele ich mich. Die Sensenmann-Mentalität passt nicht zu mir. Ich mag nicht mal Horrorfilme. Die Welt ist voll von echten Monstern, da muss man sich nicht auch noch welche einbilden.
    Es könnte einen glücklichen Grund geben, warum Rebecca ihr Leben hinter sich gelassen hat. Einen Lotteriegewinn. Durchaus. Ja. Es gab einen guten Grund, all diese Sachen zurückzulassen. Unwahrscheinlich, aber trotzdem möglich. Zehn Millionen zu eins oder so, schätze ich – aber möglich. Also, warum trägt die Idee absolut gar nichts dazu bei, die unheimliche, hohle Atmosphäre im Raum zu vertreiben?
    Erpicht darauf, es hinter mich zu bringen, lasse ich meine Handtasche zu Boden fallen und streiche mit den Händen über meine labberigen, verschossenen Jeans, bevor ich die Gegenstände um mich herum betrachte. Mein Blick fällt auf eine
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