Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Arzt mit teuren Anwalts- und Gerichtskosten klein und ermutigen damit andere, lieber den Mund zu halten.«
    »Ist das nicht illegal?«
    »Nein. Strafbar ist nur Bestechung. Und das FBI hat entdeckt, dass Bestechungsgelder an Ärzte geflossen sind, die damit ›überzeugt‹ wurden, einfach wegzusehen. Shockley steckt bis über beide Ohren drin. Wer zuletzt lacht … ist Scott.«
    Sie hielt kurz inne.
    »Aber das macht Kenneth Leonard auch nicht wieder lebendig. Armer Kerl. Da hat er sich mal entschlossen, das Richtige zu tun und wird über den Haufen geschossen. Verdammt schlechtes Timing.«
    »Ironie des Schicksals«, seufzte Decker. »Die ganze Sache wäre nie rausgekommen, wäre Azor nicht ermordet worden.« Er schnaubte verächtlich. »Und dabei hatte sein Tod absolut nichts mit Fisher/Tyne zu tun.«
    »Verbrechen wie diese entpuppen sich doch meistens als rein persönliche Racheakte, was?«
    »Normalerweise schon.«
    Marge fing seinen Blick auf. »Bist du mir böse, Pete?«
    »Dir böse?«
    »Ja, weil ich dich beinahe im Stich gelassen hätte.«
    »Wovon redest du?«
    Marge setzte sich Decker gegenüber vor dessen Schreibtisch. »Als du mich gerufen hast, um dir bei Bram zu helfen, hab ich ziemlich lange gezögert. Ich wollte nicht.«
    »Ist verständlich. Du hattest keine Handschuhe.«
    »Du auch nicht.«
    Decker zuckte die Schultern. »Als ich später darüber nachgedacht habe, war ich mir nicht sicher, ob ich das Richtige getan hatte. Ich meine, dich regelrecht anzuschreien, mir zu helfen. Es hatte Gerüchte gegeben, Bram sei schwul. Angenommen, er wäre HIV-positiv gewesen?«
    »Aber du hast keinen Augenblick gezögert, stimmt’s?«
    »Ob zu Recht oder Unrecht, nein.«
    »Ich bewundere dich sehr.«
    »Da gibt’s nichts zu bewundern. Wie ich Michael Sparks schon gesagt habe. Ich habe nicht gedacht, nur getan, wozu ich ausgebildet worden bin.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Decker lächelte. »Du interpretierst zu viel Positives in mich hinein.«
    »Sein Blut war in Ordnung«, sagte Marge.
    »Gott sei Dank«, murmelte Decker. »Ich kann nicht sagen, dass man Brams Tod unbedingt irgendwas Positives abgewinnen kann. Das Ganze ist eine schmutzige, sinnlose Tragödie. Aber …«
    Er schluckte.
    »Aber es veranlasst zum Nachdenken. Das Leben ist kurz. Sobald Rina wieder zu uns Irdischen zurückfindet, nehme ich ein paar Tage Urlaub.«
    »Ist das nicht ein bisschen übertrieben, Peter?«
    »Nööö, finde ich nicht. Bin der typische Durchschnitts-Amerikaner, Margie. Der ehrliche, aufrechte Spießer von nebenan.«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht.«
    »Denk ich eigentlich ja auch. Aber wir spielen alle unsere Rolle.« Er grinste. »Andernfalls hätten meine Jungs nichts, wogegen sie rebellieren könnten.«
     
    Gingers Gebell weckte Decker aus einem paradiesischen Sonntagsnickerchen. Er stand von der Wohnzimmercouch auf, bewegte die Schultern und versuchte sich zu recken. Es tat weh. Er fuhr sich flüchtig mit der Hand übers zerwühlte Haar. Dann ging er zur Tür. Es hatte geklopft.
    Draußen stand zu seiner Überraschung Luke Sparks. Ganz in schwarz und noch schlanker, das Haar länger als früher, und mit Brille sah er Bram zum Verwechseln ähnlich. Es war beinahe so, als sei die ganze Katastrophe nichts als ein Albtraum gewesen.
    »Hab ich Sie geweckt, Lieutenant?«
    »Nein … nein. Das war der Hund.« Decker lächelte. »Schon in Ordnung.«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ganz gut.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie zu Hause störe.«
    »Wie geht es Ihrer Familie?«
    »Beschissen.«
    Decker schwieg.
    »Tut mir Leid, aber das ist die Wahrheit«, sagte Luke. »Ich könnte lügen und behaupten, Abrams Tod habe uns enger zusammenrücken lassen, uns einander wieder näher gebracht, aber wir sind leider dieselben geblieben. Schlimmer noch. Wir haben das verloren, was die Familie zusammengehalten hat, und die Welt einen wahrhaft guten Menschen.«
    Er senkte kurz den Blick.
    »Es ist kein Tag vergangen, da ich nicht in den Spiegel geschaut und mir eingebildet habe, mein Spiegelbild sei er. Wenn ich dann die Hand ausstrecke und die kalte, glatte Fläche spüre, trifft mich die Wirklichkeit wie eine Ohrfeige. Aber dann gibt es Zeiten … Zeiten, wenn meine Finger mit seinen verschmelzen …«
    Luke rieb sich die grünen Augen hinter der Brille. Er lächelte freudlos. »Vielleicht ist es nur dummes Drogengeschwätz.«
    Decker zögerte einen Herzschlag lang. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Sparks?«
    »Eigentlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher