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de la Cruz, Melissa - The Immortals 1

de la Cruz, Melissa - The Immortals 1

Titel: de la Cruz, Melissa - The Immortals 1
Autoren: Tochter der Finsternis
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an ihm waren der herabhängende Schnurrbart, die kleine Drahtgestellbrille auf der langen Nase und die Vorliebe für übergroße Schlabberpullover, die ihm das Aussehen einer Vogelscheuche verliehen.
    An diesem Tag saß er in der Mitte des Raumes und leitete die Diskussion.
    Skyler fand einen Platz nahe beim Fenster und zog ihren Stuhl in den Kreis um Mr Orion. Es waren nur zehn Leute da, die Standardklassengröße. Skyler bemerkte, dass Jack Force fehlte. Sie hatte das ganze Schuljahr über kein Wort mit ihm gewechselt und überlegte jetzt, ob er sich überhaupt noch daran erinnerte, dass er ihr am Freitagabend Hallo gesagt hatte.
    »Kannte denn jemand von euch Augusta gut?«, fragte Mr Orion.
    Bliss Lewellyn hob zögernd die Hand. »Ja, ich«, sagte sie leise.
    »Möchtest du uns etwas über sie erzählen?«
    Bliss nahm die Hand herunter und wurde rot. Erinnerungen an Angie? Was wusste sie denn wirklich über das Mädchen? Lediglich, dass sie schicke Sachen mochte, gern shoppen ging und ihr schneeweißes Schoßhündchen geliebt hatte.
    Es war ein Chihuahua wie der Hund von Bliss, und Angie hatte ihm immer ausgefallene Kleidungsstücke angezogen. Das Tier besaß sogar einen Nerzmantel, der zu dem von Angie passte. Das war alles, was Bliss zu dem Mädchen einfiel. Wen kannte man schon richtig? Außerdem war Angie ja eigentlich Mimis Freundin gewesen.
    Bliss dachte an die verhängnisvolle Nacht. In der Gasse hatte sie sich eine Stunde lang mit Dylan unterhalten. Nachdem sie die letzte Zigarette gemeinsam aufgeraucht hatten, war er schließlich zurück in die Bank gegangen, und sie hatte sich widerstrebend in den Block 122 und unter Mimis Fuchtel begeben. Angie war nicht am Tisch, als sie zurückkam, und Bliss hatte sie auch später nicht mehr gesehen.
    Von den Force-Zwillingen wusste Bliss, dass man Angie im »Schlummerland« gefunden hatte, dem Hinterzimmer des Clubs, in dem so manch ein Besucher seinen Drogenrausch ausschlief. Der Raum war ein dreckiges Geheimnis, das der Block 122 mithilfe deftiger Schmiergelder an Klatschreporter bislang erfolgreich aus der Boulevardpresse herausgehalten hatte. Meistens wachten die Kunden nach ein paar Stunden etwas mitgenommen wieder auf und konnten dann heil nach Hause geschickt werden. Aber an diesem Freitagabend war irgendetwas schiefgegangen. Niemand hatte Angie wecken können. Sie war mit dem Wagen des Clubbesitzers zum Sankt-Vincent-Krankenhaus gefahren worden, doch dort hatten die Ärzte nur noch ihren Tod feststellen können. Überdosis, war die allgemeine Vermutung. Schließlich hatte man sie ja in dem Hinterzimmer gefunden. Doch Bliss wusste, dass Angie keine harten Drogen nahm. Wie Mimi hatte sie auf Cocktails und Zigaretten gestanden. Harte Drogen wurden in Mimis Kreisen verachtet. »Ich brauche nichts, um high zu werden. Mein Leben ist so schon spannend genug«, pflegte Mimi zu sagen.
    »Angie war … ganz nett«, brachte Bliss schließlich heraus. »Sie hing sehr an ihrem kleinen Hund.«
    »Ich hatte mal einen Papagei«, fügte eine Schülerin aus dem ersten Jahr hinzu. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Sie war diejenige, die Mimi auf dem Flur die Taschentücher gereicht hatte. »Als er starb, war es, als hätte ich einen Teil von mir verloren.«
    Nun wurde nur noch über den Verlust von Haustieren und Beerdigungen auf Tierfriedhöfen gesprochen. Es tat sich sogar die Frage auf, ob es ethisch vertretbar sei, ein Haustier klonen zu lassen.
    Skyler konnte ihre Verachtung nur schwerlich verbergen. Eigentlich mochte sie Mr Orion und seine entspannte Art, aber sie war enttäuscht, dass er diese hirnrissige Diskussion nicht stoppte. An ihrer Schule hatte sich eine Tragödie ereignet. Ein Mädchen, das viele vom Squashspielen kannten oder in den Pausen beim Verschlingen von Brownies beobachtet hatten, war tot. Wie konnten ihre Mitschülerinnen in so einer Situation bloß an ihre vor Jahren verstorbenen Haustiere denken?
    Die Tür wurde geöffnet und alle blickten auf. Etwas außer Atem betrat Jack Force das Klassenzimmer. Er reichte Mr Orion seinen Entschuldigungszettel und der legte ihn achtlos beiseite.
    »Setz dich, Jack.«
    Jack setzte sich zielstrebig neben Skyler. Er sah müde aus und wirkte ein wenig ungepflegt in seinem zerknitterten Poloshirt, das ihm aus dem Bund seiner ausgebeulten Baumwollhose hing.
    Ein Prickeln ging durch Skylers Körper, es war kein unangenehmes Gefühl. Was war plötzlich anders zwischen ihnen? Sie hatte auch vorher schon neben Jack
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