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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight
Autoren: Laini Taylor
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wieder die gleiche sein würde, ganz gleich, was als Nächstes passierte.
    Im Angesicht des Feindes nahm die Chimärentruppe eine drohende Haltung ein, blickte zu Thiago und wartete auf ein Zeichen, das nicht kam. Keine Flügelspannweite entfernt standen die beiden Seraphim, und ihre mythische, engelhafte Perfektion war all das, was die »Bestien« nicht waren. Karou sah sie mit ihren Menschenaugen, diese Armee, die durch sie noch monströser geworden war, als die Natur es je geschafft hatte, und sie wusste, was die Welt in diesen Soldaten sehen würde, wenn sie losflogen, um gegen die Dominion zu kämpfen: Dämonen, Albträume – Unheil. Der Anblick der Seraphim würde als Wunder verkündet werden. Aber Chimären?
    Die Apokalypse.
    »Nein. Es ist nicht zu spät«, sagte Akiva. »Dies ist der Anfang.« Er legte die Hand aufs Herz. Nur Karou konnte wissen, was er meinte, und, oh, sie wusste es – wir sind der Anfang  –, und sie fühlte die Hitze in ihrem eigenen Herzen flammen, als hätte er seine Hand dorthin gelegt. »Kommt mit uns«, sagte er. Dann wandte er sich an Thiago, der neben ihr stand. Seine Stimme klang heiser, seine Augen loderten, und Karou wusste, wie schwer es ihm fiel, den Wolf anzusprechen, aber dennoch tat er es.
    »Wir können gemeinsam gegen sie kämpfen«, sagte er. »Auch ich habe eine Armee.«

Epilog
    Die Kirin-Höhlen. Unbehaglich wimmeln und wuseln zwei Armeen umeinander herum. Nur die Tatsache, dass die Höhlen so weitläufig sind, sorgt dafür, dass der Frieden erhalten bleibt, denn so können sie sich einigermaßen aus dem Weg gehen.
    Die Unseligen behaupten, dass sie die von den Hamsas hervorgerufene Übelkeit sogar durch den Stein spüren. Die Wiedergänger, zornig und aufgebracht über die Strichlisten, die schwarz und kalt auf den Fingerknöcheln ihrer Feinde prangen, können es nicht lassen, die Handflächen an die Wände zu drücken, die sie voneinander trennen. Es fängt nicht gut an. Die Soldaten brennen darauf, denen von der jeweils anderen Seite die Hände abzuschlagen und sie über den Rand der Klippe in die Eisschlucht darunter zu schleudern.
    Akiva sagt seinen Brüdern und Schwestern, dass die Magie der Teufelsaugen den Stein nicht durchdringen kann, aber sie sind nicht bereit, das zuzugeben. Jede Stunde wünscht er sich, Hazael wäre da. »Er würde sie dazu bringen, zusammen Würfel zu spielen«, sagt er zu Liraz.
    »Wenigstens die Musik hilft«, erwidert sie.
    Damit meint sie nicht die Musik der Höhlen. Die Windflöten gehen allen auf die Nerven, wecken Bestien und Engel aus Albträumen, die ähnlicher sind, als sie es sich vorstellen können. Die Unseligen träumen von einem Geisterland, die Chimären von einem Grab mit den Seelen ihrer Lieben. Nur Karou empfindet die Windmusik als beruhigend. Es ist das Wiegenlied ihrer frühesten Kindheit, und es hat sie selbst überrascht, wie tief und traumlos sie in den zwei Nächten geschlafen hat, die sie hier bisher verbracht haben.
    Aber nicht heute Nacht. Heute ist der Vorabend der Schlacht, und sie haben sich versammelt, mehrere hundert Soldaten, in der größten Höhle. Miks Violine füllt den Raum mit einer Sonate aus der anderen Welt, und alle hören schweigend zu.
    Gemeinsamer Feind , haben ihre Kommandanten gesagt. Gemeinsame Sache.
    Für den Augenblick jedenfalls. Doch stillschweigend wird unterstellt, dass sich das bald ändern – oder vielmehr umkehren – wird und dass sie dann wieder frei sein werden, wie früher ihrem Hass nachzugehen, Chimären gegen Seraphim, Seraphim gegen Chimären. Die Hoffnung – die Hoffnung, die Karou, der Wolf, Akiva und sogar Liraz hegen – ist, dass ihr Hass sich in etwas anderes verwandeln wird, bevor dieser Tag kommt.
    Es fühlt sich an wie ein Test für die Zukunft von Eretz.
    Zuzanas Kopf liegt an Karous Schulter, auf ihrer anderen Seite sitzt Issa. Der Wolf ist nicht weit von ihnen; Ziri hat sich ein bisschen besser an seinen neuen Körper gewöhnt und wie er da, auf die Ellbogen gestützt, am Feuer liegt, wirkt er elegant und exquisit. Auf seinem Gesicht ist nichts von der Grausamkeit des früheren Besitzers dieses Körpers zu erkennen, es sei denn, Ziri erinnert sich bewusst daran und versucht, sie zur Schau zu stellen, und sein Lächeln sieht nicht mehr aus, als hätte er es aus einem Buch gelernt. Karou fühlt, dass er sie anschaut, aber sie erwidert seinen Blick nicht, denn ihr eigener wird zur anderen Seite der Höhle gezogen, dorthin, wo Akiva an einem anderen Feuer
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