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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich
Autoren: Mary Higgins Clark
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»Laurie, schau mich an.« Lauries Hand drückte das Messer ein
wenig tiefer.
    »Alle Sünden müssen bestraft werden«, sagte Hawkins in
einer hypnotisch klingenden Singsangstimme. »Du darfst nicht
wieder sündigen.«
Sarah sah, wie ein Ausdruck von Endgültigkeit über Lauries
Gesicht zog. »Laurie, tu’s nicht!« schrie sie. »Laurie, nicht!!«
    Die Stimmen kreischten auf sie ein.
Lee schrie: Hör auf!
Debbie weinte hysterisch.
Kate brüllte: Versagerin! Närrin!
Leonas Stimme war die lauteste: Bring’s hinter dich!
    Und da war noch jemand, der schrie. Sarah. Sarah, die
immer so stark war, sich immer um sie gekümmert hatte, kam
mit ausgestreckten Händen auf sie zu, Tränen strömten ihr über
das Gesicht, und sie bettelte: »Verlaß mich nicht! Ich liebe
dich.«
    Dann verstummten die Stimmen. Laurie warf das Messer
quer durchs Zimmer und taumelte auf Sarah zu, schloß sie in
die Arme.
    Das Messer lag auf dem Boden. Seine Augen glitzerten. Der
Bademantel, den Opal ihm um die Schultern gelegt hatte, als es
an der Tür klingelte, glitt von seinen Schultern. Bic beugte sich
vor. Seine Finger schlossen sich um das Heft des Messers.
    Lee würde jetzt nie mehr ihm gehören. All die Jahre, in
denen er sie begehrt hatte, in denen er ihre Erinnerungen
gefürchtet hatte, waren vorbei. Sein Predigeramt würde er
verlieren. Sie war seine Versuchung und sein Untergang. Ihre
Schwester hatte sie ihm vorenthalten. Sollten sie zusammen
sterben.
    Laurie erkannte das Zischen, das sie all die Jahre verfolgt hatte,
sah die Messerklinge im Halbdunkel blitzen, sah, wie sie in
immer größer werdenden Kreisen die Luft durchschnitt,
getrieben von dem dicken, haarigen Arm.
    »Nein!« stöhnte Laurie und schob Sarah mit einem heftigen
Stoß beiseite, aus der Bahn des Messers.
Sarah verlor das Gleichgewicht, taumelte rückwärts und
stürzte. Ihr Kopf schlug krachend gegen den Schaukelstuhl.
    Mit grimassenhaftem Lächeln schritt Bic auf Laurie zu; die
zuckende Messerklinge versperrte ihr den Weg. Sie wich
zurück, bis es nicht mehr weiterging, und starrte an die Wand
gepreßt in das Gesicht ihres Henkers.
112
    Brendon Moody trat das Gaspedal bis zum Boden durch, als er
die Twin Oaks Road entlangjagte. »Sie sind beide da«, stieß er
hervor, als er die Wagen in der Einfahrt sah. Zusammen mit
Gregg stürmte er auf das Haus zu. Die Haustür stand
sperrangelweit offen. Über den abgedunkelten Zimmern lag
unnatürliche Stille.
    »Sehen Sie sich unten um«, befahl Brendon. »Ich laufe nach
oben.«
Am Ende des Korridors stand eine Tür offen. Lauries
Schlafzimmer. Er rannte darauf zu. Instinktiv zog er seine
Waffe. Er hörte ein Stöhnen, als er die Tür erreichte. Und dann
bot sich ihm die ganze alptraumhafte Szene.
Sarah lag auf dem Boden und versuchte, wieder auf die
Beine zu kommen. Blut rann von ihrer Stirn.
Carla Hawkins stand starr ein paar Schritte hinter ihr.
Laurie war in eine Ecke des Zimmers gedrängt, die Hände an
der Kehle, und starrte eine Gestalt an, die mit irrem Blick
immer näher auf sie zurückte und ein Messer schwang.
Bic Hawkins hob das Messer in die Luft, blickte auf Lauries
Gesicht herunter, das nur wenige Zentimeter von dem seinen
entfernt war, und flüsterte: »Leb wohl, Lee.«
Brendon Moody drückte ab.
    Justin stürzte ins Haus, als ein Schuß die Stille durchpeitschte.
»Oben!« schrie Gregg aus dem Foyer, und beide rasten die
Treppe hinauf.
    Sie hatte immer gewußt, daß es einmal so geschehen würde.
Das Messer würde sich in ihre Kehle bohren, und dann würde
klebriges, warmes Blut über ihre Brust und ihre Arme laufen.
    Aber jetzt war das Messer verschwunden. Die Blutstropfen,
die sie bespritzten, waren nicht ihr Blut. Es war Bic, nicht sie,
der zusammengesackt und zu Boden gefallen war. Es waren
seine Augen, nicht die ihren, die glasig nach oben starrten.
    Laurie sah reglos zu, wie die glänzenden, hypnotischen
Augen flackerten und sich dann für immer schlossen.
Justin und Gregg erreichten die Schlafzimmertür
gleichzeitig. Carla Hawkins, die neben der Leiche kniete,
flehte: »Komm zurück, Bic. Ein Wunder. Du kannst Wunder
wirken.«
Sarah gelang es endlich, sich mühsam aufzurichten. Laurie
ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Dann standen sie
eine volle Minute lang da, sahen einander an, bis Laurie
schließlich mit fester Stimme sagte: »Es ist vorbei, Sarah. Es
ist wirklich vorbei.«
113
    Zwei Wochen später standen Sarah und Justin an der
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