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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland
Autoren: Jules Verne
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halbgereesten Bramsegeln, das hier offenbar nur wegen nothwendiger Ausbesserungen ankerte, und auf dem benachbarten Ufer waren mehrere Zelte errichtet.
    Der Kajak näherte sich dem Schiffe bis auf sechs Kabellängen. Sobald er von jenem aus bemerkt worden war, konnten Fritz und Jack die Freundschaftszeichen gar nicht mißverstehen, die man ihnen von Bord her machte. Einige englische Worte, die sie gerade noch verstehen konnten, belehrten sie auch, daß man sie für Eingeborene ansah. Sie selbst konnten sich nicht täuschen, welcher Nalionalität das Schiff angehörte, denn vom Top seines Besanmastes wehte die britische Flagge. Es war eine englische Corvette mit zehn Geschützen.
    Es lag also eigentlich gar kein Hinderniß vor, sich mit dem Kapitän der Corvette in Verbindung zu setzen.
    Jack wollte das auch thun, doch Fritz widersprach ihm entschieden. Da sie einmal versprochen hätten, sogleich nach Feststellung der Lage und der Nationalität des gesuchten Schiffes nach Felsenheim zurückzukehren, bestand er darauf, Wort zu halten. Der Kajak drehte also wieder nach Norden bei und glitt nach zweiundeinhalbstündiger Fahrt durch die enge Wasserstraße der Einfahrt in die Rettungsbucht hinein.
Drittes Capitel.
Die britische Corvette »Licorne«. – Die vernommenen Kanonenschüsse. – Ankunft der Pinasse. – Die Familie Zermatt. – Die Familie Wolston. – Trennungspläne. – Verschiedene Tauschgeschäfte. – Der Abschied. – Abfahrt der Corvette.
    Die »Licorne«, eine kleine Corvette mit zehn Geschützen, die die britische Flagge führte, befand sich auf einer Art Rundfahrt und war jetzt auf dem Wege von Sydney (Australien) nach dem Cap der Guten Hoffnung. Der Befehlshaber, Lieutenant Littlestone, hatte eine Besatzung von sechzig Mann unter sich. Gewöhnlich nimmt ja ein Kriegsschiff keine Passagiere auf, die »Licorne« hatte aber Erlaubniß erhalten, eine englische Familie an Bord zu nehmen, deren Haupt aus Gesundheitsrücksichten nach Europa zurückkehren mußte. Die Familie bestand aus einem Herrn Wolston, Maschinen-Ingenieur, seiner Gattin, Merry Wolston, und aus seinen zwei Töchtern, Annah und Doll, von denen die eine siebzehn, die andere vierzehn Jahre zählte. Zu ihr gehörte außerdem noch ein Sohn, James Wolfton, der mit seiner Frau und seinem Kinde gegenwärtig in Capstadt wohnte.
    Im Juli 1816 hatte die »Licorne« den Hafen von Sydney verlassen und sich, nach einer Fahrt längs der Südküste von Australien, nach den nordöstlichen Theilen des Indischen Oceans gewendet.
    Bei dieser Fahrt sollte der Lieutenant Littlestone auf Befehl der Admiralität unter diesen Breiten kreuzen und ebenso an der Westküste Australiens wie auf den benachbarten Inseln nachforschen, ob es noch Ueberlebende von dem »Dorcas« gäbe, der seit dreißig Monaten verschollen war. Wo dieser gescheitert war, wußte niemand, obgleich an dem Unfalle kein Zweifel sein konnte, da der zweite Officier und drei Matrosen des Schiffes – die einzigen von denen, die dessen große Schaluppe besetzt gehabt hatten, aus dem Meere aufgefischt und nach Sydney zurückgebracht worden waren. Was den Kapitän Greenfield, die Matrosen und die Passagiere – darunter die Tochter des Obersten Montrose – betraf, konnte man nach dem Berichte, den der zweite Officier über den Schiffbruch erstattet hatte, kaum noch die Hoffnung hegen, sie wiederzufinden. Die Regierung von Großbritannien hatte aber dennoch weitere Nachforschungen veranlaßt, die sich über den östlichen Theil des Indischen Oceans bis in die Nähe des Meeres von Timor erstrecken sollten. Hier gab es zahlreiche, von Handelsschiffen nur selten angelaufene Inseln, und es empfahl sich, davon alle zu besuchen, die in der Nachbarschaft des Meerestheiles lagen, wo der »Dorcas« jedenfalls gescheitert war.
     

    Es war eine englische Corvette mit zehn Geschützen. (S. 31.)
     
    Infolgedessen hatte die »Licorne« sich nach Umschiffung des Caps Leuwin nach Norden zu gewendet und nach vergeblichem Aufenthalte an einigen Sundainseln den Weg nach dem Cap wieder eingeschlagen. Da wurde sie von heftigen Stürmen überrascht, gegen die sie eine volle Woche, nicht ohne mehrfache Beschädigungen zu erleiden, ankämpfen mußte, und daraufhin war sie genöthigt gewesen, eine geschützte Stelle aufzusuchen, um ihre Havarien auszubessern.
    Am 8. October meldeten die Wachen Land im Süden, wahrscheinlich eine Insel, die aber auch auf den neuesten Seekarten noch nicht eingezeichnet war. Der Lieutenant
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