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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch
Autoren: Michael Peinkofer
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Fantasy-Romans.
    Weitere Pioniere, die dem Genre in seiner Anfangszeit zur Blüte verhalfen, sind Eric R. Eddison, dessen 1922 erschienenes Werk DER WURM OUROBOROS sogar dem großen Meister Tolkien als Vorbild gedient haben soll; Fritz Leiber mit dem Geschichtenkreis FAFHRD UND DER GRAUE MAUSLING, der die beiden ersten Antihelden des Genres präsentierte (Balbok und Rammar verneigen sich), und natürlich C.S. Lewis, der langjährige Weggefährte Tolkiens, dessen CHRONIKEN VON NARNIA ebenfalls erfolgreich verfilmt wurden und werden.
    Die Herkunft der Fantasy aus den Niederungen der Unterhaltungsliteratur dürfte allerdings der Grund dafür sein, dass ihr lange Zeit jene Anerkennung verweigert wurde, die ihr aufgrund ihres kulturgeschichtlichen Ursprungs eigentlich zukommt. Offiziell respektiert wurde das Genre erst mit Tolkien, wobei sich die Zeitgenossen zunächst schwer damit taten, DER HERR DER RINGE einzuordnen. War Tolkiens DER HOBBIT noch an ein jüngeres Publikum gerichtet gewesen und konnte deshalb problemlos der Jugendliteratur zugeschlagen werden, war die Trilogie um den Ringkrieg in Komplexität und Erzählstil eindeutig an ein erwachsenes Publikum gerichtet. Die 68er waren die Ersten, die das Buch mehrheitlich für sich entdeckten, vielleicht, weil sie sich wie Tolkiens Hobbits im Kampf gegen eine bedrohliche Großmacht wähnten und sich mit den beherzten Bewohnern des Auenlandes solidarisch erklärten. DER HERR DER RINGE avancierte zum Kultroman – dass er in englischsprachigen Ländern ein ganzes Genre begründet hatte, wurde hierzulande nur sehr eingeschränkt wahrgenommen. Zwar publizierten deutsche Verlage wie Heyne oder Pabel ab den frühen 70er-Jahren Fantasy in Deutschland, jedoch dauerte es noch eine ganze Weile, bis das Genre endgültig eine eigene Szene bekommen und sich aus seinem Nischendasein lösen sollte.
    Der Fantasy-Boom der frühen 80er-Jahre, der übrigens auch damals schon durch eine Reihe von Kinofilmen angeheizt wurde, darunter KAMPF DER TITANEN, EXCALIBUR und DER DRACHENTÖTER, vor allem aber durch Dino de Laurentiis’ CONAN DER BARBAR, sorgte immerhin dafür, dass die damals führenden Taschenbuchverlage Heyne, Goldmann und Bastei eigene Fantasy-Labels einführten, die über einen langen Zeitraum bestehen blieben – bis zur Fantasy-Begeisterung heutiger Tage war es aber freilich noch ein weiter Weg. Vor allem als deutscher Autor hatte man es schwer, da das Genre fast ausschließlich durch anglo-amerikanische Autoren geprägt war. Dies änderte sich erst spät. Mit dazu beigetragen hat, neben dem eingangs erwähnten Fantasy-Boom der Jahrtausendwende, meiner Ansicht nach auch die deutsche Wiedervereinigung, die den potenziellen Leserkreis um knapp 20 Millionen Menschen erweiterte, deren popkulturelles Verständnis längst nicht in so erheblichem Maße durch englische bzw. amerikanische Vorbilder geprägt war wie im Westen Deutschlands. Innerhalb eines Jahrzehnts erwuchs dem deutschsprachigen Kulturraum auf diese Weise ein Selbstbewusstsein, wie es noch in den 80ern kaum denkbar gewesen war und das nach eigener popkultureller Identität, nach eigenen Inhalten, eigener Musik und eigenen Filmen verlangte – und auch nach eigenen Büchern, wofür man als deutschsprachiger Autor nur dankbar sein kann.
    Noch als ich Mitte der 90er-Jahre mit dem Science ­Fiction- und Fantasy-Lektorat (die SF hatte damals noch einen ungleich größeren Stellenwert als heute) eines großen deutschen Verlags telefonierte, riet man mir einfühlsam, ich solle mein Ansinnen lieber vergessen, da in Deutschland nur ein einziger Autor mit dem Schreiben von Fantasy Geld verdienen könne. Gemeint war natürlich Wolfgang Hohlbein, der es schon in den 80er-Jahren geschafft hatte, sich allen Widerständen zum Trotz eine Stammleserschaft zu erobern. Von seiner Ausnahme abgesehen, wurde deutschsprachigen Autoren nur selten die Chance eingeräumt, in Sachen Phantastik tätig zu werden, geschweige denn von dieser Arbeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Rund fünfzehn Jahre nach diesem Telefonat stellt sich die Sache glücklicherweise anders dar. Ein neues Publikum verlangt nach neuen Stoffen, und eine neue Generation deutschsprachiger Autoren hat gezeigt, dass »einheimische« Fantasy sehr wohl erfolgreich sein kann. Man ist sogar fleißig dabei, diese ins europäische Ausland zu exportieren, wo man auf »Fantasy made in Germany« aufmerksam geworden ist und Autoren wie Bernhard Hennen oder Christoph Hardebusch
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