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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition)
Autoren: Viktoria Benjamin
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langsam zum Ohr führte, schob sie sich mit der linken Hand den Pony aus dem Gesicht. Ein Zeichen steigender Stimmung.
    » BeGin , Publicrelations«, meldete sie sich geschäftsmäßig. »Was können wir für Sie tun?«
    Gina langte zum Telefon und betätigte die Lautsprechertaste.
    »Public äh was?«, fragte eine Männerstimme. »Ich dachte, Sie machen Werbung?« Der Anrufer schien verunsichert.
    »Natürlich machen wir Werbung«, beruhigte Berit ihn. »Woran denken Sie denn konkret?«
    »Reklame für eine Stadt, für einen kleinen Ort … Prospekte und so, was man da so macht. Damit vielleicht Leute kommen.« Sehr genaue Vorstellungen schien der Anrufer nicht zu haben.
    »Also Tourismuswerbung? Oder möchten Sie sich als Industriestandort vorstellen?« Berit versuchte, ihm auf die Sprünge zu helfen. »Ich verbinde Sie am besten mal mit der Chefin. Der können Sie Ihre Wünsche ganz konkret erläutern.« Berit hielt den Hörer eine Sekunde lang in die Luft und reichte ihn dann zu Gina hinüber. Dabei machte sie eine Handbewegung, als wische sie sich imaginären Schweiß ab.
    Gina straffte sich. »Gina Landruh«, stellte sie sich vor. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Indem Sie Leute herholen«, meinte der Mann, der nun endlich in Fahrt kam. »Touristen, Firmen, ganz egal. Es muss nur wieder Leben in die Stadt kommen. Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Barhaupt. Igor Barhaupt. Ortsvorsteher von Grauenfels. Wenn sich hier nicht langsam was tut, dann habe ich bald nichts mehr, dem ich vorstehen kann, verstehen Sie?«
    »Nicht ganz, Herr Barhaupt«, gab Gina zu. »Lassen Sie uns die Sache noch mal von Anfang an durchsprechen. Also: Sie möchten Ihren Ort für den Fremdenverkehr oder alternativals Industriestandort attraktiver machen. Und der Ort heißt Grauenfels. Wo liegt das überhaupt?«
    »Wo das liegt? … Ach so, in Thüringen. Früher hatten wir hier einen Sandsteinbruch. Und eine LPG. Aber die ist geschlossen. Und der Steinbruch seit dem letzten Jahr auch. Wir haben siebzig Prozent Arbeitslosigkeit, keine Lehrstellen für die Jugendlichen, keine Perspektiven, wissen Sie. Und da dachte ich, ich gehe mal neue Wege. Wie im Westen. So mit Werbung eben. Was – was – kostet so was?«
    »Eine große Imagekampagne für eine Stadt? Das ist nicht ganz billig, das sage ich Ihnen gleich. Bei uns sieht es so aus, dass wir für die Grafiker- wie für die Texterstunde jeweils einhundertvierzig Mark berechnen. Und dazu kommen natürlich die Anzeigenkosten. Sie müssen schon in ein paar großen Blättern inserieren, vielleicht mit Reiseveranstaltern zusammenarbeiten. Zunächst müssen wir uns überhaupt über die Strategie klar werden. Ihre Vorstellungen sind da ja noch sehr offen.« Gina schwankte zwischen Hoffnung und Besorgnis. Eine solche Kampagne konnte ihre Rettung sein. Nur dass sich das alles so gar nicht nach einem Millionenetat anhörte.
    »Aber grundsätzlich machen Sie so was?«, vergewisserte sich Herr Barhaupt.
    »Sicher«, meinte Gina selbstbewusst. »Wir verfügen über ein sehr erfahrenes Kreativ-Team mit Erfolgen auf dem einen wie dem anderen Sektor. Unter anderem haben wir die Werbung für eine Nordseeinsel gemacht und, äh, eine Imagekampagne für einen großen Energiekonzern. Vielleicht sollten wir uns einfach mal zusammensetzen.«
    »Habe ich auch gedacht«, freute sich Herr Barhaupt. »So am Telefon ist das nichts. Und Sie sollten Grauenfels kennen lernen. Am besten kommen Sie mal runter. Wenn Sie die Zeit erübrigen können, meine ich. Sie haben sicher viel zu tun. Sie brauchen das auch nicht umsonst zu machen. Sagen Sie mir einfach, was es kostet.«
    Berit hatte inzwischen eine Straßenkarte herausgekramt und den Weg nach Thüringen geschätzt … circa dreihundert Kilometer. Sie schrieb die Zahlen auf einen Zettel. Machte zweimal drei Stunden Fahrtzeit, dazu mindestens zwei Stunden Besprechung, also acht mal einhundertvierzig Mark pro Nase. Und Sprit. Pauschal also zweitausendfünfhundert Mark.
    »Zeitlich ließe sich das ermöglichen. Wäre ja vielleicht der Beginn einer längeren Zusammenarbeit. Die Anfangskosten dürften sich auf etwa zweitausendfünfhundert Mark belaufen.« Gina bemühte sich um einen geschäftsmäßig optimistischen Ton.
    Diese Summe sicherte die Agenturmiete für den nächsten Monat.
    »Zweitausendfünfhundert …« Barhaupts Stimme klang erschrocken. »Nur für einen Tag? Und dann haben Sie noch gar nicht angefangen? Also ich glaube … Ich fürchte, das können
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