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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Angela Scherer-Kern
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nicht mehr zurückkam. Kurz vor seinem Tod hatte sie an sich gemerkt, dass sie ein Kind unter ihrem Herzen trug und nach dieser großen Freude war sie tief erschüttert, dass sie nun plötzlich allein war mit ihrer Tochter. Sie war verbittert, weinte viel und wollte von den Göttern nichts mehr wissen, denn sie hatte ihren Mann sehr geliebt und wollte ein Leben ohne ihn nicht wahrhaben. Elieano’o holte den Kahuna zur Hilfe, da sie nicht wusste, wie sie ihrer Mutter in ihrer Trauer und Verzweiflung helfen sollte. Sie war damals selbst mit sich und ihren Gefühlen zu sehr beschäftigt. Der Kahuna kam und sie haben oft zusammen gesessen und geredet. Als Elieano’o bereit dazu war, hatten sie einen Schutzgeist in Holz geschnitzt, den sie vor ihrer Hütte aufgestellt hatten. Nicht groß. Der Kahuna hatte den Geist des Verstorbenen gebeten, in diesem Holz seinen Ort zu finden, nahe bei seiner Familie zu sein und über sie zu wachen. Das beruhigte ‘Lo’ulan , doch seit Kahuna - Koī , mit dem Einverständnis von ‘Lo’ulan , dem verstorbenen Geist kurz vor der Geburt des Kindes anbot, wenn es auch sein Wille sei, könne er im Körper seines Kindes wieder in den Kreis der Familie geboren werden und der Kahuna das Ritual dafür vollzogen hatte, war sie fast wieder die lebensfrohe und fröhliche Frau wie zuvor.
    Plötzlich ruft Kim’a , der Fischer: „Da, seht! Ein Buckelwal!“
    „Ja, noch ein gutes Zeichen!“, rufen einige.
    „Was für ein Tag!“, bemerkt selbst der Kahuna . Den Berg und die Lava haben sie für Augenblicke fast vergessen. Sie sehen alle hinaus aufs Meer.
    Die Götter schicken ihnen ein weiteres besonderes Zeichen: Wenn ein großer Buckelwal in einem hohen Sprung aus dem Meer kommt, kündigt dies etwas Schönes an. Er kommt genau im richtigen Augenblick für die Dorfbewohner und unterstützt sie mit seinem Sprung in ihrer Hoffnung. Allen tut dieser Anblick gut. Hana’kea , ergriffen von dieser Zuversicht, geht zu Alēi’na , nimmt all seinen Mut zusammen und mit seiner sonst sehr kräftigen Stimme singt er, zart wie ein Blütenblatt:
    „Ich sehe Vögel,
    die ich nie zuvor sah.
    Ich sehe Schmetterlinge,
    als gäbe es sie erst seit heute.
    Ich spüre die Kraft der Vulkane
    und ihr tiefes Verlangen.
    Ich sehe das Wasser
    mit den Augen der Liebe.
    So groß ist mein Dank,
    dass es dich getragen hat.
    So groß ist mein Dank
    allem Göttlichen um uns herum.
    Huna aloha, die Magie der Liebe
    hat mich ergriffen.
    Me ke aloha, mit Liebe sehe ich
    nur dich.“
    Alēi’na sitzt und sieht ihn an, mit liebevollen verschwommenen Augen. Stumme Tränen rinnen ihre Wangen hinunter. Tränen voll Kummer und Tränen voll Glück. Sie ist überwältigt von allem, was das letzte Jahr ihr an Glück gebracht hat und in diesem Tag und letztendlich in diesem Liebeslied gipfelt, nach all dem Leid, das sie in ihrem Leben seit dem Tod ihrer Eltern durchgemacht hat. Sie ist überwältigt von ihren Gefühlen, hin- und hergerissen zwischen unfassbarer Freude und den Ereignissen des Tages, denen sie noch nicht so recht Glauben schenken kann. Alles scheint ihr ein Traum. Sie sieht ihn nur an und kann kaum mehr etwas erkennen, da die Tränen ihr die klare Sicht nehmen.
    „Du brauchst jetzt nichts zu sagen, ich bin da. Ich wollte es dir schon so lange sagen und heute will ich, dass du es nun endlich weißt, jetzt, wo so vieles neu anfängt. Mit dir möchte ich auf den Berg gehen und in eine Hütte ziehen. Komm, wenn du magst und du soweit bist. Ich bin da.“
    Keiner sagt ein Wort, viele Tränen tropfen auf den Felsen, Hana’keas Liebeslied brachte viele Gefühle zum Überlaufen. Erschöpft setzen sich die Menschen hin und sehen hinüber zum Dorf. Der Lavastrom hat jetzt das Dorf erreicht und zerstört langsam eine Hütte nach der anderen, mitten unter ihnen die Hütte ihrer alten Seherin. Fast alle Strohhütten werden von der Feuerglut gefressen. Laut faucht und zischt die Lava beim Zusammentreffen mit dem Meer. Die Naturgewalten treffen in tiefer Entschlossenheit aufeinander und hüllen alles in einen brodelnden Schleier aus Nebel und Rauch.
     
     
     

Quellen aus dem Internet
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    Wikipedia, www.transoxiana.org: Enheduanna, www.dic.academic.ru: Mesopotamien,
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