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Das verlassene Boot am Strand

Das verlassene Boot am Strand

Titel: Das verlassene Boot am Strand
Autoren: Scott O'Dell
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weil ich das Boot zertrümmert habe.«
    »Das war nicht deine Schuld.«
    »Aber >Steinerne Hand< glaubt es.«
    »Es ist überhaupt nicht wichtig, was er glaubt.«
    Doch ehe ich ihn daran hindern konnte, rannte Mando zur Küste hinunter, wo hohe Wellen gegen die Klippen krachten und >Steinerne Hand< und seine Gefährten sich mühsam vorwärts kämpften.
     

26
     
    Wir konnten die Flammen lange sehen; sie spiegelten sich bis weit hinaus im Meer. Inzwischen hatten wir die Lagune in der Nähe der Mission überquert. Wir legten uns ins Gras, um zu rasten, und einige schliefen ein. Wir erreichten die Mission erst bei Tagesanbruch.
    Es war noch nicht Mittag, als Señor Corrientes und Señor Moreno mit Kapitän Cordova in der Mission erschienen und Pater Vinzenz sprechen wollten. Sie redeten lange im Hof miteinander.
    Ich arbeitete an meinem Webrahmen, deshalb verstand ich nicht, was gesprochen wurde. Ich hörte nur ihre erregten Stimmen und sah sie wütend auf und ab gehen. Später erzählte mir Pater Vinzenz, er habe sie überzeugen können, daß wir mit dem Feuer nichts zu tun hatten. Wenn sie an Brandstiftung glaubten, müßten sie eben nach dem Täter suchen.
    Seit Pater Vinzenz die Mission leitete und neue Regeln eingeführt hatte, wurde das Leben viel angenehmer. Wir mußten nicht mehr den ganzen Tag arbeiten, und wenn ein Yankee-Handelsschiff in den Hafen kam, dann durften wir einen Teil unserer Webarbeiten verkaufen und den Erlös behalten. Das war etwas ganz Neues. Früher verkaufte die Mission unsere Arbeiten und behielt auch das ganze Geld.
    Wenn ein Yankee-Schiff vor der Küste lag, paddelten wir mit unseren Kanus hinaus. Pater Vinzenz kam mit und half uns, die Handarbeiten zu verkaufen, denn die Yankees waren gerissene Händler.
    Karana und ich waren noch nie zuvor auf einem Handelsschiff gewesen, denn zu Pater Merceds Zeiten war das verboten. Auf dem Schiff sah es genauso aus wie in einem Laden an Land, und es gab alles, was man auch dort finden konnte: lange Reihen von Regalen mit Hüten, Glasperlen, Kleidern und Schuhen. Karana kaufte sich einen wunderhübschen Hut mit einem bunten Band und ein Lederhalsband mit einer silbernen Schnalle für Rontu-Aru.
    Die zweite Melonenernte wurde reif. Karana machte sich bei jeder sich sich bietenden Gelegenheit davon, um aufs Feld zu laufen. Sie aß mehr Melonen, als zwei Leute geschafft hätten; sie aß sogar die kleinen schwarzen Samen. Und sie brachte auch Rontu-Aru bei, Melonen zu fressen. Er war sicher der einzige Hund auf der Welt, der Melonen mochte.
    Es waren herrliche Tage, und wir waren sehr zufrieden mit Pater Vinzenz als Pater Superior. Doch plötzlich änderte sich alles. Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Eines Tages lief die Buenaventura im Hafen ein, und mit ihr kam ein Mann mit weißem Haar und einem großen, runden Gesicht. Er war so mager, als hätte er noch nie in seinem Leben Nahrung zu sich genommen. Das war Pater Malatesta. Er kam aus Mexiko City, um als Leiter der Mission den Platz von Pater Vinzenz einzunehmen.
    Am nächsten Morgen segelte die Buenaventura nach Norden, nach Monterey, und an Bord war Pater Vinzenz. Wir standen am Strand, winkten ihm nach und manche von uns weinten.
    Von da an änderte sich alles. Der neue Pater Superior war älter als Pater Merced; jedenfalls wirkte er viel älter. Er trug eine Brille und betrachtete die Menschen und die Dinge über die Gläser hinweg.
    Er rief uns alle in die große Kapelle und erzählte uns, woher er kam und auch, daß er gehört habe, welche Schwierigkeiten es hier gegeben habe. Und er sagte auch, daß er aus Santa Barbara eine großartige Mission machen werde.
    Von da an mußten wir noch mehr arbeiten als je zuvor, und wir hatten keine Zeit mehr für uns selbst. Wir durften auch von unseren Handwerksarbeiten nichts mehr behalten.
    »Die Mission ist sehr arm, und wir müssen fleißig arbeiten, damit sie reich und groß wird«, erklärte der neue Pater Superior.
    Er änderte fast alle Regeln, die Pater Vinzenz eingeführt hatte, und stellte eine lange Liste von Verboten und Vorschriften auf. Niemandem gefiel das neue Leben in der Mission. »Steinerne Hand« begann wieder zu murren.
    Am schlimmsten wurde es für Karana. Pater Malatesta befahl, daß sie in den Schlafsaal zurückkehren mußte. Rontu-Aru sollte im Hof bleiben. Karana nahm einen Strick und band ihn an. In der ersten Nacht konnte niemand schlafen, nicht einmal der neue Pater Superior, weil Rontu-Aru die ganze Nacht
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