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Das verflixte 4. Schuljahr

Das verflixte 4. Schuljahr

Titel: Das verflixte 4. Schuljahr
Autoren: Martin Kohn
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Jahr mehr Zeit nehmen. Die gesamte Grundschulzeit darf also zwischen drei und fünf Jahren andauern; Kinder erreichen die 3. Klasse genau dann, wenn sie reif dafür sind. Ein demütigendes und demotivierendes Sitzenbleiben bleibt den Kindern erspart; schnellere Lerner werden nicht als Überflieger beneidet. Dies alles soll neben dem Leistungsdruck auch Schulangst vermeiden. Denn unabhängig vom Ehrgeiz der Eltern vergleichen sich Kinder auch untereinander und messen sich daran, wer von ihnen schneller läuft, höher springt oder eben bessere Noten schreibt. Schon die Note Zwei in einem Test kann manchmal zu einem Drama führen!
    So weit die ehrgeizige Theorie. Sie funktioniert in der Praxis aber nur dann, wenn Kinder individuell gefördert werden können. Freies Arbeiten je nach individuellem Leistungsstand und Werkstattunterricht setzt allerdings mehr Personal und kleinere Klassen voraus, als es in den meisten staatlichen Schulen der Fall ist.
    Zusätzlich zum Stress in der Schule kommt bei immer mehr Kindern der bereits erwähnte Stress in ihrer Freizeit. Sie hetzen vom Hort in die Klavierstunde, danach zum Fußballtraining und zur Gesangsstunde. Das Pferd will gepflegt und geritten werden, und das Balletttraining darf auch nicht ausfallen. Eltern möchten keine Chance auslassen, ihr Kind bestmöglich und vor allem allumfassend zu fördern. Vielleicht verbirgt sich ja doch irgendwo ein bisher noch schlummerndes Talent, das nur noch nicht zum Vorschein getreten ist. Da will man sich später keine Vorwürfe machen, es nicht zumindest probiert zu haben. Die meisten Grundschulkinder haben heute zwar Freizeit, aber keine freie Zeit mehr. Der damit verbundene Bewegungsmangel äußert sich nicht zuletzt in Unkonzentriertheit und Nervosität im Klassenzimmer sowie zu Hause bei der Erledigung der Hausaufgaben oder dem Lernen für eine Klassenarbeit.
    Was können Sie als Eltern dazu beitragen, der Stressfalle Übertritt zu entkommen? Statistisch gesehen haben Eltern heute weniger Kinder als früher, dafür mehr Freizeit und mehr Zeit, um ihre Kinder zu unterstützen. Nutzen Sie diese Zeit und stehen Sie Ihren Kindern zur Seite. Spornen Sie sie nicht zu Höchstleistungen an, um so noch mehr Druck auf sie auszuüben, als es die Schule ohnehin schon tut. Reduzieren Sie Ihr Kind nicht auf die Notenskala von 1 bis 6, sondern nehmen Sie es als Mensch wahr, mit all seinen Vorzügen, aber vielleicht auch mit der einen oder anderen Schwäche. Akzeptieren Sie diese und kommunizieren Sie dies auch mit Ihrem Kind. Schaffen Sie Ihren Kindern in Ihrer Familie eine Oase der Ruhe und gestatten Sie ihnen auch, sich austoben zu können, wenn es ihnen danach ist. Überlegen Sie vor der Einschulung, ob Ihr Kind bereits für die Grundschule geeignet ist oder ob Sie nicht lieber ein Jahr warten wollen, um eine spätere Überforderung weitestgehend auszuschließen.
    Kurzum: Lassen Sie Ihr Kind Kind sein, denn diese Zeit ist kostbar und vergeht doch viel zu schnell. Der Ernst des Lebens steht früher vor der Tür, als man denkt.

1 Die durch die Hölle gehen
    Eltern vor dem Übertritt auf eine weiterführende Schule
    Welche Schule ist die richtige?
    Zum Ende der Grundschulzeit haben die Eltern die Qual der Wahl. Auf welche Schule soll mein Kind denn nun gehen? Soll ich mein Kind selbst entscheiden lassen, auf welche Schule es gehen soll? Soll es nicht auf dieselbe Schule gehen wie sein Bruder? Das Gymnasium ist im Nachbarort, wäre es da nicht einfacher, mein Kind auf die Realschule im Ort zu schicken?
    So wichtig diese Aspekte auch sind, sie sollten nicht der alleinige Grund für die Wahl einer Schule sein. Wichtiger ist vielmehr, dass sich Ihr Kind dort wohl fühlt und dem Unterricht problemlos und ohne täglichen Nachhilfeunterricht folgen kann.
    In den meisten Bundesländern endet nach vier Jahren Grundschule die sogenannte Primarstufe. Was folgt, ist der Übertritt des Schulkindes in eine weiterführende Schule. Und ein sprunghafter Anstieg des Stressfaktors, der die letzten zwei Grundschuljahre zu einem regelrechten Höllentrip werden lassen kann. In vielen Familien wird bereits in der 3. Klasse heiß diskutiert, auf welche Schule das Kind denn nach der Grundschulzeit gehen soll oder kann.
    »Das Gymnasium wäre schön, aber dafür musst du halt bessere Noten mitbringen.« Solche Aussagen versetzen Kinder in einen unerträglichen Stresszustand. Einige strengen sich verbissen an, weil sie ihre Eltern nicht enttäuschen wollen. Andere
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