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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum
Autoren: Vince Flynn
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ausländischer Medien reserviert war. Nachdem sich die Wähler nicht allzu sehr für internationale Angelegenheiten interessierten, beschloss er, dass er nichts zu befürchten habe, wenn er sie aufrief. Er zeigte ganz nach hinten, wo die Frau saß. »Die junge Lady in der letzten Reihe.« Der Präsident erwartete, einen ausländischen Akzent zu hören, und erschrak ein wenig, als sie sich erhob und in perfektem Englisch zu sprechen begann.
    »Mr. President, Liz Scarlatti vom Washington Reader. Der Abgeordnete O’Rourke aus Minnesota hat die Ansicht geäußert, dass Sie in Ihrem Budget jede Menge Geschenke verteilen, die nicht dem Land, sondern nur einigen wenigen zugute kämen. Und er meint weiter, dass er trotzdem dafür stimmen würde, wenn Sie wenigstens die Rural Electrification Administration auflösen würden, eine Einrichtung, die den amerikanischen Steuerzahler fünf- bis siebenhundert Millionen Dollar im Jahr kostet. Die REA wurde im Jahr 1935 gegründet, und zwar zu dem alleinigen Zweck, die Stromversorgung der ländlichen Gebiete sicherzustellen. Ich habe nun folgende Frage an Sie, Mr. President: Ich weiß, dass die politischen Verantwortlichen des Landes sehr viel zu tun haben – aber ist Ihnen oder sonst jemandem in Washington noch nicht aufgefallen, dass das ländliche Amerika seit mehr als zwanzig Jahren flächendeckend mit Strom versorgt ist? Und da Sie es jetzt wissen – was werden Sie tun, um diese Geldverschwendung zu stoppen?«
    Viele der anwesenden Journalisten lachten leise.
    Mit einem gezwungenen Lächeln begann der Präsident in betont wohlmeinendem Tonfall zu sprechen. »Nun, Miss Scarlatti, zuerst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass dies eines der schlanksten Budgets ist, die irgendein Präsident in den vergangenen zwanzig Jahren vorgelegt hat.« Einige der Anwesenden rollten mit den Augen, weil sie die ständigen Floskeln nicht mehr hören konnten. »Und zweitens darf ich festhalten, dass ich seit meinem Amtsantritt dafür eintrete, dass die REA aufgelöst wird. Tatsache ist aber, dass ich, wenn ich das täte, mein Budget niemals durchbekäme.«
    »Mr. President«, warf die temperamentvolle junge Frau aus der letzten Reihe ein, bevor der Präsident fortfahren konnte, »ist es nicht auch eine Tatsache, dass Sie ein Defizit von hundert Milliarden Dollar in Kauf nehmen und gleichzeitig Einrichtungen finanzieren, die längst ihren Sinn verloren haben? Ganz zu schweigen von der Kostenexplosion bei den Sozialversicherungsrenten und der Gesundheitsfürsorge für Senioren!«
    Stu Garret erkannte, dass der Präsident in der Klemme steckte, und so trat er zu ihm und zeigte auf seine Uhr. Stevens wandte sich zuerst seinem Stabschef und dann wieder den Medienvertretern zu. »Ladies und Gentlemen, ich habe es leider sehr eilig. Lassen Sie mich die Frage der jungen Lady noch beantworten, dann muss ich wirklich gehen … Diese Regierung tut einiges, um die Verschwendung öffentlicher Mittel zu bekämpfen. Vizepräsident Dumont leitet eine Arbeitsgruppe, die sich sehr darum bemüht, unnötige Ausgaben zu begrenzen. Das ist eines der großen Ziele meiner Regierung. Ich danke Ihnen allen für Ihr Kommen und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Der Präsident trat hinter dem Rednerpult hervor und winkte den Anwesenden zum Abschied zu. Die Journalisten riefen ihm weitere Fragen zu, während Stevens bereits zur Tür ging.
    Als er draußen war, zog ihn Garret am Arm zu sich. »Was haben Sie sich bloß dabei gedacht, jemanden aufzurufen, den Sie gar nicht kennen?«
    »Sie sitzt auf einem der Plätze, die normalerweise für ausländische Journalisten reserviert sind. Ich rief sie auf, weil ich angenommen habe, dass sie mir eine außenpolitische Frage stellen würde. Jetzt beruhigen Sie sich doch, Stu, ich habe es doch gut gelöst.«
    Garret runzelte besorgt die Stirn. »Eine außenpolitische Frage, dass ich nicht lache. Sie wissen doch, welche Journalisten Sie aufrufen müssen, wenn Sie eine außenpolitische Frage haben wollen. Das war sehr leichtsinnig von Ihnen. Halten Sie sich von jetzt an bitte strikt an unser Programm!«

5
    Donnerstag, 22:40 Uhr
    Der blaue Van schlängelte sich durch das kleine Washingtoner Viertel namens Friendship Heights. Auf dem Wagen stand in dunkelgrünen Buchstaben »Johnson Brothers’ Plumbing, 24 Hour Emergency Service Available«. Drinnen saßen zwei Männer, beide Ende zwanzig und absolut durchtrainiert. Sie trugen dunkelblaue Overalls und dazu passende
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