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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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Faser meines Herzens gegen diese Erkenntnis wehrte, musste ich vom Verstand her diese Tatsache akzeptieren. Doch wenn ich mir das auch immer wieder einredete, die Trauer um Rowin blieb, und ich wusste, dass sie mich nie wieder verlassen würde, ob er nun Wirklichkeit oder nur ein Traum gewesen war. Zu tief hatte ich die Liebe zu diesem Mann empfunden, den ich in meinem Roman unbewusst für mich erschaffen hatte. Mir ging nicht aus dem Kopf, was der weise Tustron mir zum Abschied gesagt hatte: „Stets wirst du in jedem Mann nur Rowin suchen, und findest du vielleicht auch eines Tages eine neue Liebe, nie wird sie dieser gleichkommen. Deine Sehnsucht nach Rowin wird nie vergehen!“ Hatte mein Unterbewusstsein mir durch den Mund dieser Traumgestalt mein Schicksal gewiesen?
    Die vertraute und doch so fremd gewordene Umgebung hatte mir plötzlich die Brust eingeengt und so war ich hinaus in den Garten gegangen, der im strahlenden Licht des jungen Sommermorgens lag. Ich hoffte, in der Weite der angrenzenden Wiesen die erdrückende Niedergeschlagenheit mildern zu können, die wie eine Zentnerlast auf mir lag. Ich war über den Rasen auf das Gartentor zugeschritten, als mein Auge auf etwas fiel, das mich wie ein Blitzschlag traf: Hufspuren zweier Pferde, die quer durch mein Rosenbeet zum Gartentor hinaus führten! Dann wurde es dunkel um mich.
    Als ich wieder zu mir kam, überfiel mich der Schmerz wie ein reißendes Tier. Es war kein Traum gewesen! Jene Welt existierte! Alles, was ich erlebt hatte, war Realität! Dort war der Beweis, dass ich das Tor in jene von mir geschaffene Welt wirklich durchquert hatte. Dort waren die Spuren der Pferde, mit denen Targil mich auf Rowins Geheiß nach Valamin geholt hatte. Und da, an den Dornen des weißen Rosenbuschs hing ein Fetzen Stoff, blauer seidiger Stoff, wie der des Hausanzugs, denn ich trug. Als ich nun an mir heruntersah, wusste ich schon im Voraus, was ich finden würde. Im linken Hosenbein war eine Ecke herausgerissen – jener Fetzen, der dort in den Rosen hing! Rowin, meine Liebe zu ihm, die Gefahren, die wir überstanden hatten, das Glück, das uns beide verbunden hatte, die unsägliche Qual der Trennung – das alles war Wirklichkeit! Wie betäubt saß ich im Gras und in meinen Schläfen hämmerte dumpf der geliebte Name: Rowin! Rowin! Rowin!
    Mir fehlt jede Erinnerung daran, wie ich zurück ins Haus gekommen bin, dass ich alle Türen verriegelte und die Rollos aller Fenster hinunter ließ. Ich verkroch mich wie ein waidwundes Tier in seinem dunklen Bau, das sich zurückzieht, um entweder zu g enesen oder in der Abgeschiedenheit zu sterben. Ohne dass ich mich daran erinnern kann, hatte ich sogar eine Nachricht für meine Haushilfe in das Versteck an der Haustür gelegt, dass ich verreist sei und sie erst auf meinen Anruf hin wiederkommen solle. Mit schlafwandlerischer Sicherheit muss ich Telefon und Türklingel abgestellt haben, denn ich fand sie später so vor. Ich schottete mich völlig von der Welt ab, von dieser Welt, die nicht mehr die meine war. Undeutlich erinnere ich mich, dass ich stundenlang unbeweglich auf meinem Bett lag und die Bilder jener schrecklichen Vergangenheit wie im Drogenrausch mein gemartertes Gehirn überfluteten. Dann wieder lief ich durch das dunkle Haus, in verzweifelter Raserei einen Ausweg aus dem Gefängnis meiner Gedanken suchend, die sich in wahnwitzigem Wirbel immer nur um das eine drehten: Ich hatte Rowin verloren und würde ihn nie wieder sehen! Denn erst jetzt wurde mir die Unabänderlichkeit dieser Trennung mit all ihren Konsequenzen völlig bewusst. Wenn vielleicht bis jetzt noch in einem Winkel meines Herzens ein Funken Hoffnung geschwelt hatte, jetzt war dort nur noch Asche – kalte, bittere Asche! Tustron, der Magier, hatte mir ja deutlich gemacht, dass sich das Tor zu jener Welt nie mehr für mich öffnen würde. Mein Eindringen hatte das Gleichgewicht ihrer Kräfte gestört und hätte schließlich ihre völlige Zerstörung bedeutet, hätte nicht Tustrons Trank mich mit Gewalt dahin zurückgeschleudert, wo ich hergekommen war. Der Weise hatte mir erklärt, dass er gezwungen gewesen wäre, mich unter Aufbietung all seiner Macht aus dieser Welt zu entfernen, wenn ich diesen Schritt nicht freiwillig tat. Doch er hatte mich gewarnt, dass ich durch sein Eingreifen leicht zwischen den Welten verloren gehen könnte. Oh, Tustron – ich war verloren zwischen den Welten! Rowins Welt würde ich nie mehr betreten können, und meine
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