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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
Autoren: Peter Tremayne
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oder Bruder Cuineáin, wie man ihn hier nennt, kein Verbrechen nachgewiesen wird.«
    Statt einer Erwiderung schob Abt Nannid die Ärmel seiner Robe hoch, wie um zu zeigen, dass seine Handgelenke keinerleiMakel aufwiesen. In stummer Herausforderung hielt er ihrem Blick stand.
    »Es war nicht meine Absicht, dich zu beschuldigen, Abt Nannid«, erklärte Fidelma, »auch wenn du der Onkel von Fürst Donennach bist und seiner Blutlinie angehörst. Aber es hat den Anschein, als wäre diese Abtei Heimstatt für etliche Adlige der Uí Fidgente geworden. Nein, es geht mir um den Mann, den Suanach beschrieben hat.« Mit einem unerwarteten Ruck drehte sie sich um. »Du hast doch auch eine Narbe am rechten Handgelenk, nicht wahr, Bruder Lugna?«
    Der Stallmeister zuckte erschrocken zusammen. »Ja. Jedermann weiß das. Auch du hast sie gesehen, als du neulich hier warst. Ein Pferd hat mich vor ein paar Jahren gebissen. Ein Unfall, wie ich dir ja erzählt habe.«
    »Bruder Lugna verrichtet seit vielen Jahren die Arbeit eines Stallmeisters in unserer Abtei«, erklärte Abt Nannid gereizt. »Schon mit siebzehn kam er zu uns, viele Jahre, bevor Eoganán seinen Krieg gegen Cashel führte. Bruder Lugna ist für seine Frömmigkeit und Hingabe an die Abtei bekannt, ebenso für seine Liebe zu den Pferden. Nie wollte er etwas mit den Herrschaftsansprüchen seines Vaters zu tun haben, auch hat er nie eine Zuneigung zu seinen Brüdern Torcán und Lorcán gezeigt. Warum sollte er plötzlich solch eine Verschwörung anführen und nach all den Jahren Machtansprüche stellen wollen?«
    Fidelma bemerkte, wie verunsichert ihre Gefährten dreinblickten.
    »Es kommt durchaus vor, dass sich Menschen im Verlaufe der Jahre ändern«, meinte sie. »Als Bruder Cú-Mara vor ein paar Tagen hier war, sprach er davon, dass ihm in Bruder Lugnas Verhalten nach Cnoc Áine Veränderungen aufgefallen wären.«
    »Bruder Lugna ist ein wahrhaft frommer Mann«, betonte der Abt abermals.
    »Das war er auch«, versicherte ihm Fidelma. »Sein Bruder Lorcán hingegen war das nicht. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass du für dich selbst sprichst, Lorcán!« Unversehens hatte sie sich dem Mann zugewandt, und ihre Aufforderung kam in scharfem Ton.
    Stille legte sich über die Zuhörerschaft. Es war Temnén, der sie kopfschüttelnd unterbrach. »Nein, nein, nein, Lady. Lorcán wurde getötet. Das weiß jeder. Uisnech hat ihn getötet.«
    »Ich fürchte, es war anders. Lorcán tötete Lugna, seinen Zwillingsbruder, um ungehindert dessen Platz als Stallmeister hier in der Abtei einnehmen zu können. Du, Temnén, bist nicht der Einzige, der beteuert, das sich die Brüder zwar zum Verwechseln ähnlich sahen, aber höchst unterschiedlich in ihrem Temperament waren. Bruder Cú-Mara , der Lugna aus den Jahren vor Cnoc Áine kannte, hatte eine merkwürdige Veränderung im Verhalten des Stallmeisters bemerkt. Nur war jedermann bereit, ihm zuzugestehen, dass die große Niederlage nicht spurlos an ihm vorübergegangen war.«
    »Ich kenne doch aber Bruder Lugna seit … nein, das ist unmöglich«, stammelte Abt Nannid. »Ich habe auch Lorcán gekannt. Er war nicht nur ein Sohn Eoganáns, sondern auch einer seiner obersten Befehlshaber. Nun sag schon was, Lugna.«
    »Es gab doch keine bessere Möglichkeit, sich nach der Niederlage vor aller Augen zu verstecken, als sich als der eigene Zwillingsbruder auszugeben. Die Menschen sehen, was sie sehen möchten«, sagte Fidelma. »Alle Welt wusste, dass Lorcáns Zwillingsbruder keinerlei Interesse für die Machtansprüche der Uí Fidgente hegte, dass er fromm und gottesfürchtigwar, schon lange in der Abtei gelebt hatte. Eine großartige Tarnung!«
    »Aber den eigenen Bruder umbringen und sich für den Getöteten ausgeben …« Conrí schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Es gibt einen einfachen Weg, sich Gewissheit zu verschaffen«, merkte Eadulf leise an. »Jeder sachkundige Arzt oder Apotheker ist in der Lage festzustellen, ob eine Narbe von einer Sichel oder einem Pferdebiss herrührt.«
    Bruder Lugna, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, machte einen Schritt nach vorn, als wolle er allen seinen Arm zeigen, versuchte dann aber wutentbrannt in einer jähen Wendung, Gormán das Schwert zu entreißen. Der jedoch war schneller und fuhr ihm mit dem Dolch drohend an die Kehle. Bruder Lugna war klug genug, sich nicht zu bewegen, und starrte Gormán grimmig an.
    Eadulf warf einen kurzen Blick auf das Handgelenk des Mannes. »Nie und nimmer
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