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Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Titel: Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
Autoren: Ulli Olvedi
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Unvertraute ist, von ihr bedroht und muss sie bewältigen.
Er stellt sich gegen die Natur, er versucht sie zu bannen, zu lenken, er versucht, unabhängig von ihr zu werden; er beginnt zu wollen. Bannen und Beschwörung, Totem und Tabu sind die naturhaften Mittel, mit denen er sich von der Übermacht der Natur zu befreien, mit denen sich die Seele in ihr zu verwirklichen, sich ihrer bewusst zu werden versucht. [10]  
    Der nächste Bewusstseinsschritt führt ins mythische Zeitalter. »Mythos« bedeutet »Wort«, »Bericht«. Es ist das Erwachen aus der magischen Gebanntheit des Schweigens zum sprachlichen Ausdruck. Dieser Ausdruck ist zunächst bildhaft. Denken wir an die Entwicklung des Kindes, in der sich die kollektive Entwicklung der Strukturen spiegelt: Das jüngere Kind kann mit abstrakten Begriffen nichts anfangen – die geistige Welt des Kindes ist die der Märchen und Geschichten. Um Erfahrungen auszudrücken, greift es oft zum Mittel des Fabulierens, und der Erwachsene, der auf andere Art denkt, ist dann der Meinung, es lüge. Aber es ist vielmehr so, dass die Ausdrucksform des Kindes und die des Erwachsenen auf verschiedenen Bewußtseinsmodi basieren. Die mythische Struktur hat eine andere Logik als diejenige, auf die sich das rationale Denken beruft. Es ist eine paradoxe Logik, im Gegensatz zur aristotelischen Logik, an der wir uns üblicherweise orientieren und die besagt, dass A nur A sein kann, nicht aber Nicht-A.
    Der dritte Entwicklungsschritt (der in der abendländischen Welt im 17. Jahrhundert ansetzte) führt zur mentalen Struktur, von Gebser so genannt nach dem lateinischen mens, das die Bedeutungen »Absicht, Zorn, Mut, Denken, Gedanke, Verstand, Besinnung, Sinnesart, Denkart und Vorstellung« in sich vereinigt. Dies ist die Bewusstseinsstruktur des linearen Denkens, der Objektbezogenheit, der völlig dualistischen Denkmuster. Es ist die Art von Bewusstsein, die wir gemeinhin für die einzig mögliche und richtige halten, wenn wir vom Homo sapiens, vom vernunftbegabten Menschen, sprechen.
    Laut Gebser besteht eine enge Verbindung zwischen der magischen und der mythischen Struktur. Die besondere Eigenschaft der mentalen Struktur hingegen ist der extreme Dualismus; sie beinhaltet eine besonders heftige Betonung der Unterscheidung, Trennung, Detaillierung und Abstraktion. Deshalb ist kein anderer Bewusstseinsmodus so sehr gefährdet wie der mentale, in seine negative Möglichkeit abzugleiten – in die rationale Fixierung. Eben dies ist geschehen, und der Zustand der Welt, in der wir leben, ist Ausdruck dieser negativen Entwicklung, in der alles Verbindende zugunsten des Unterscheidens verloren gegangen ist. Abgerissen ist auch die Verbindung zu den früheren Strukturen des Bewusstseins, zum Magischen und zum Mythischen. C. G. Jung, der die modernen individuellen und kollektiven geistigen Verwirrungen als psychologische Auswirkungen dieses Abgeschnittenseins aufzeigte, schrieb:
Der moderne Mensch versteht nicht, wie sehr sein »Rationalismus« … ihn der psychischen »Unterwelt« preisgegeben hat. Er hat sich selbst vom »Aberglauben« befreit – wenigstens glaubt er das –, aber bei diesem Vorgang hat er seine geistigen Werte in einem erschreckend hohen Maß verloren … und er zahlt nun den Preis für diese Auflösung mit weltweiter Desorientierung und Zersetzung. [11]  
    Die Überwindung des Dilemmas kann nach dem Gebserschen Modell nur in einer »Bewusstseins-Mutation« (die mehr ist als eine einfache lineare »Weiterentwicklung«) zu einem »integralen Bewusstsein« liegen, in dem auch die feindliche Abgrenzung von Natur- und Geisteswissenschaften einerseits und den »Geheimwissenschaften« andererseits einer gegenseitigen Integration weichen würde. Diese Integration ist jedoch nicht einfach nur als eine Anreicherung mit früheren Strukturen zu verstehen. Eine echte Integration ist laut Gebser nur möglich, wenn das Wirken aller in uns angelegter Strukturen nicht nur sichtbar gemacht, sondern vergegenwärtigt wird, mit dem Resultat, dass aus dem Zusammenspiel aller Strukturen etwas ganz Neues entsteht – eine alles Vergangene in sich enthaltende und zugleich doch neue Struktur des Bewusstseins. Das dürfe man nicht als »Bewusstseins-Erweiterung« verstehen, sagt Gebser, denn das wäre ja nur eine Quantifizierung des Bewusstseins, eine Anreicherung mit Illusionen; sondern es handle sich um eine »Bewusstseins-Intensivierung«. Dieses vertiefte Bewusstsein verlangt nach anderen
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